Kölner Möbelmesse Elektronikbranche jagt Einrichtungsindustrie den Umsatz ab

KÖLN · Der deutsche Kunde hat sich im vergangenen Jahr offenbar lieber ein neues Smartphone als ein neues Sofa gekauft. Ausgerechnet die Elektronikindustrie sei zu einem ihrer größten Wettbewerber aufgestiegen, heißt es aus der Möbelbranche.

Designersofa unter einer Kölner Brücke: Mit inszenierten Motiven aus der Domstadt wirbt die Möbelmesse, die am kommenden Montag öffnet.

Designersofa unter einer Kölner Brücke: Mit inszenierten Motiven aus der Domstadt wirbt die Möbelmesse, die am kommenden Montag öffnet.

Foto: Messe

Kurz vor Beginn der Kölner Leitmesse imm am kommenden Montag meldeten sowohl die Hersteller als auch die Händler Umsatzrückgänge für das vergangene Jahr. Die Industrie rechnet mit einem Minus um 3,5 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro, der Handel kommt mit 1,2 Prozent Rückgang auf knapp 26 Milliarden Euro glimpflicher davon.

"Wir haben die gute Konsumlaune nicht ausreichend für uns nutzen können", räumte Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie, gestern in Köln ein. Das soll sich in diesem Jahr ändern. Denn mit einem durchschnittlichen Jahresumsatz von rund 390 Euro pro Kopf - nur vier Prozent davon werden bisher im Internet erzielt - gelten die Deutschen eigentlich als besonders spendable Wohnungseinrichter.

"Wer schon alles hat, braucht neue Angebote, bei denen er zugreift", beschreibt die Trendexpertin des Möbelverbands, Ursula Geismann, die Ausgangslage. Die Branche lässt nichts unversucht: Von "Soundtapeten" mit eingedruckten Lautsprechern über Liegeduschen "für ein ganz neues Wascherlebnis" bis zu "Wandpuzzles" aus einzelnen Regalelementen, die die klassische Schrankwand im Wohnzimmer ersetzen sollen.

Auch die traditionell in Deutschland beliebten, eher hart gepolsterten Sitzmöbel und Betten haben nach den Prognosen der Branchenverbände ausgedient. Trendforscherin Geismann hält besonders weiche Sofas und die doppelt gepolsterten Boxspring-Betten für die Kassenschlager des neuen Verkaufsjahres. Dabei warnt die Expertin: "In Hotels, in denen diese Betten zuerst eingesetzt wurden, sind die Zimmer meistens klimatisiert. In Privathäusern fehlt schnell die Lüftung."

Sollte die deutsche Kundschaft auch im kommenden Jahr mit dem Tapetenwechsel zögern, bleibt der Möbelindustrie immerhin der Export: Die weltweiten Ausgaben für Einrichtung haben sich nach Verbandsangaben in den vergangenen zehn Jahren auf rund 309 Milliarden Euro verdoppelt. Vor allem in China, Indien und Russland wachse eine Mittelschicht, die bereit sei, immer mehr Geld für Einrichtung auszugeben. Der Geschmack beim Möbelkauf gleicht sich dabei laut Trend-Expertin Geismann immer weiter an.

Die Messe

Auf der Internationalen Kölner Möbelmesse imm zeigen vom 13. bis 19. Januar rund 1100 Aussteller aus 50 Ländern ihre Produkte. Von Freitag, 17. Januar, bis Sonntag, 19. Januar, ist die sonst Fachbesuchern vorbehaltene Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. Eintrittskarten kosten 20 Euro, im Internet gibt es unter www.imm-cologne.de Gutscheine für einen verbilligten Eintritt.

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