Evidenzbasierte Entwicklungszusammenarbeit Entwicklungsprojekte müssen stärker evaluiert werden

Bonn · Auf einem Symposium des Bonner briq-Instituts und des Forschungscenters J-PAL Europe diskutieren Wirtschaftswissenschaftler und Politik über eine nachhaltigere Entwicklungszusammenarbeit.

 Wirtschaftsnobelpreisträger Abhijit Banerjee sprach am Dienstag auf dem briq-Symposium in Bonn über die Bedeutung einer evidenzbasierten Entwicklungsarbeit.

Wirtschaftsnobelpreisträger Abhijit Banerjee sprach am Dienstag auf dem briq-Symposium in Bonn über die Bedeutung einer evidenzbasierten Entwicklungsarbeit.

Foto: J-PAL Europe/Markus Schnabel

Wie sehr hilft es einem Dorf im Globalen Süden, wenn seine Bewohner Mikrokredite erhalten? Um den Erfolg eines Entwicklungsprojektes zu überprüfen, braucht es Studien, die so einer Frage nachgehen. Entwicklungsorganisationen nutzen diese aber bisher zu wenig. Eine Tatsache, über die die mehr als 100 Teilnehmer des Symposiums des Bonner briq-Instituts und des Forschungscenters J-LAB Europe von Dienstag bis Freitag diskutieren. Neben Wirtschaftswissenschaftlern und Vertretern der Entwicklungspolitik ist auch Wirtschaftsnobelpreisträger Abhijit Banerjee zugegen.

„Aktuell besonders wichtig ist die evidenzbasierte Forschung für Entwicklungsprojekte im Klimaschutz und in der Migration“, sagt Veranstaltungsorganisator und Wirtschaftswissenschaftler Andreas Stegmann. Doch es gebe ein Grundproblem: Entwicklungsprojekte würden oft nur für einen Regierungszyklus gefördert. Für Evaluierungen bleibe da kaum Zeit. Vor allem nicht für großangelegte Studien, die etwa den Effekt von Mikrokrediten in 2000 Dörfern untersuchen. Dazu kommt: „Meist sind die Fördersummen nicht auf eine anschließende Evaluierung ausgelegt.“ Diese könnten je nach Projekt zwischen 400 000 bis 1,5 Millionen US-Dollar variieren. „Für eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit braucht es Evaluationen – auch auf die Gefahr hin, dass sie das Scheitern eines Projekts dokumentieren.“

Wissenschaftler frühzeitig in Entwicklungsprojekte integrieren

Nicht jedes Programm muss freilich einzeln auf Erfolg geprüft werden. „Programmleiter können auch auf die bestehende Evidenzlage zurückgreifen“, sagt Stegmann. Oft wüssten sie aber nicht, dass es bereits Studien zu Maßnahmen gibt, oder wie man sie findet. Hilfreich sei es daher, Wirtschaftswissenschaftler nicht erst nach Abschluss eines Projekts mit ins Boot zu holen. Denn sie könnten Erkenntnisse aus anderen Programmen frühzeitig einbringen. Dass sich die beteiligten Akteure nun zusammengesetzt haben, ist laut Stegmann ein erster Erfolg.

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