Kaufhof streicht Stellen Erleichterung nach Aus für Warenhausfusion

Köln/bonn · Der Städte- und Gemeindebund begrüßt die Absage an Kaufhof-Interessenten. Für Verdi geht die Sanierung auf Kosten der Belegschaft. Kaufhof hatte die Streichung jeder vierten Stelle angekündigt.

Die Idee einer „Deutschen Warenhaus AG“ aus Kaufhof und Karstadt ist nicht neu, aber erneut ist das Projekt gescheitert: Das Angebot von Karstadt-Eigentümer und Investor René Benko sei zu niedrig gewesen, die Finanzierung zu unsicher, teilte Kaufhof-Mutterkonzern Hudson's Bay Company (HBC) am Mittwochabend mit. Offensichtlich wollen die Kanadier sich vor allem von den wertvollen Kaufhof-Gebäuden nicht trennen: Sie trügen „erheblich zum Wert unseres globalen Immobilienportfolios bei“, hieß es in einer Konzernmitteilung.

Beim Deutschen Städte- und Gemeindebund sorgt das Scheitern der Pläne für einen Zusammenschluss für Erleichterung. „Wir sehen das positiv“, sagte der Städtebauexperte des Verbandes, Norbert Portz. Das Vorhaben von Karstadt-Eigentümer René Benko zur Übernahme des Konkurrenten Kaufhof hätte aller Voraussicht nach zur Schließung etlicher Warenhäuser geführt, vermutet Portz. Und das hätte massive Auswirkungen auf die betroffenen Zentren gehabt: „Die Warenhäuser sind die Flaggschiffe unserer Innenstädte – mit einer Ausstrahlung weit über den Handel hinaus.“ Das Wegbrechen dieser Häuser könne in strukturschwachen Gemeinden das Veröden forcieren.

Zuvor hatte Kaufhof die Streichung jeder vierten von 1600 Stellen bis zum Jahr 2020 in der Kölner Unternehmenszentrale angekündigt. Zudem strebt das Unternehmen einen Sanierungstarifvertrag an, in dem den Mitarbeitern weitere Zugeständnisse abgerungen werden sollen. Dass die Kaufhof-Führung mit weiteren Einschnitten droht, sollte der Vertrag nicht zustande kommen, stieß am Donnerstag auf Kritik: „Kaufhof fordert eine Sanierung auf Kosten der Beschäftigen“, sagte ein Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Die Arbeitnehmer würden erst in Verhandlungen eintreten, wenn sich der von ihnen beauftragte Wirtschaftsprüfer einen Überblick über die Geschäftslage des Warenhauskonzerns verschafft habe: „Das muss sich schließlich für die Beschäftigten lohnen“, so der Verdi-Sprecher. Er verwies außerdem darauf, dass Kaufhof vor den angekündigten Kürzungen in der Zentrale mehr als 1000 Arbeitsplätze in den Filialen abgebaut habe.

Die Branche befindet sich im Umbruch. In Deutschland waren von 305 Kauf- und Warenhäusern im Jahr 2001 nur noch 180 im Jahr 2017 übrig, wie das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI berechnet hat. Doch nicht alle Ketten reduzieren die Zahl ihrer Filialen. Die Kaufhaus-Gruppe Woolworth etwa ist in Deutschland seit ihrer Insolvenz im Jahr 2009 von damals rund 150 auf heute rund 300 Filialen gewachsen. Das Unternehmen sieht nach eigenen Angaben sogar ein Potenzial für bundesweit 500 seiner Billig-Warenhäuser. Auch die Drogeriewarenhauskette Müller hat laut EHI deutlich zugelegt: Der Umsatz stieg zwischen 2010 und 2016 von rund 1,9 auf etwa 2,7 Milliarden Euro im Jahr. (Mit Material von dpa)

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