Chefkoch.de bietet 250000 Rezepte für über 2 Millionen Nutzer Erste Hilfe am Kochtopf

BONN · Eine lebende Kuh als Schauobjekt in einem Grillvideo bei Chefkoch.de. Klingt zuerst makaber. Bei angehenden Kochprofis, denen Grillmeister Marc Balduan erklärte, welche Teile wozu verarbeitet werden, kam das aber gut an. Danach durfte die Kuh zurück zu ihren Artgenossen.

 Das Erfolgsrezept von Chefkoch.de: Menschen erreichen, die gern füreinander kochen und gemeinsam essen.

Das Erfolgsrezept von Chefkoch.de: Menschen erreichen, die gern füreinander kochen und gemeinsam essen.

Foto: dpa

Viele, die gerne kochen und auf der Suche nach neuen Ideen sind, kennen sie: Die Rezeptplattform Chefkoch.de. Nur wenige wissen, dass die Internetseite ihren Sitz in Bonn hat - und ihren Ursprung in Sinzig. Die Rezepte sollten bei der Gründung 1998 eigentlich nur als Beispiel herhalten, wie eine Datenbank für eine dynamische Internetseite funktionieren könne. Heute ist Chefkoch.de mit 2,2 Millionen registrierten Nutzern und 250 000 Rezepten in der Datenbank nach eigenen Angaben die größte Rezeptplattform Europas. Weltweit gibt es jedoch noch größere Plattformen wie Cookpad in Japan mit 1,5 Millionen Rezepten oder Allrecipes in den USA. "Wir konzentrieren uns auf den deutschsprachigen Raum", erklärt Sven Giebler, Geschäftsführer der Pixelhouse GmbH, die die Internetseite Chefkoch.de betreibt. Die Kochfans kommen größtenteils aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Wir haben uns vor einigen Jahre in den Niederlanden und England versucht. Das Geschäftsmodell hat dort jedoch nicht funktioniert", sagt Giebler.

Pixelhouse, inzwischen in Bonn ansässig, gehört seit 2011 vollständig zum Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr. Was damals drei Gründer in Sinzig begonnen haben, führen heute mehr als 60 fest angestellte Mitarbeiter in der Godesberger Mallwitzstraße weiter. Nicht mehr lange. Weil das Unternehmen kräftig wächst, steht ein Umzug an. "Ab April belegen wir ein Dachgeschoss im neuen Rheinwerk am Bonner Bogen. Dort ist Platz für rund 100 Mitarbeiter", gibt Giebler die neuesten Pläne bekannt. "Wir bleiben Bonn treu, dieser Standort ist für uns goldrichtig."

In Zukunft könnte es für die Chefköche in spe noch einfacher werden, die Rezepte nachzukochen. Mit passenden Lebensmittellieferungen könnten sich die Kochfans die Zutaten nach Hause liefern lassen. "In der Region gibt es viele spannende potenzielle Partner für uns, wie DHL oder Rewe, die solche Lieferprojekte unterstützen", sagt Giebler zu den Überlegungen.

Bei Chefkoch.de arbeiten IT-Spezialisten, Produkt- und Verkaufsmanager, Redakteure und Kundenbetreuer Hand in Hand oder auch von zu Hause an Internetseite und Blog, der App und den mobilen Inhalten. Es gibt inzwischen auch eine Zeitschrift "Chefkoch", die zwölf Mal im Jahr erscheint. "So gut wie alle Rezepte stammen von unseren Nutzern", erklärt Giebler. Pro Woche erreichen die Redaktion etwa 700 Rezepte.

Die Mitarbeiter filtern sie und ändern sie gegebenenfalls, damit sie für jeden verständlich sind. Bei grenzwertigen Themen wie zum Beispiel Pferdefleisch entscheiden die Chefkoch-Mitarbeiter, ob solche Rezepte online gestellt werden. Die Beliebtheit der Rezepte variiert je nach Saison. So befinden sich im Winter und in der Weihnachtszeit Raclette- und Kartoffelsalatrezepte ganz oben auf der Rangliste. Im Februar hielt sich der klassische Pfannkuchen ungeschlagen auf Platz eins.

Chefkoch.de finanziert sich laut Giebler über Werbeanzeigen und langjährige Partner wie den Küchengerätehersteller AEG, den Haushaltswarenhersteller WMF und den Frischkäsehersteller Philadelphia. Diese können dann ihre eigenen Rezepte auf Chefkoch.de veröffentlichen und ihre Produkte vermarkten. Die Nutzung von Chefkoch.de, den mobilen Inhalten und der App ist kostenfrei. Zu Umsatzzahlen möchte Giebler keine Angaben machen. "Wir wachsen nachhaltig und arbeiten hochprofitabel."

Chefkoch.de produziert unter anderem Videos für Kochbegeisterte. Formate wie "Einfach lecker", "Hack´n´Roll" oder "Pimp my Fastfood" sollen auch unterhalten. In 76 Foren auf Chefkoch.de tauschen sich Kochfans zu diversen Küchenthemen aus. Eines davon ist die "Pannenhilfe". Hier berichtet die verzweifelte "Juttek" von ihrer "persönlichen Falafel-Hölle" und erhält wenige Minuten später Lösungsvorschläge anderer Chefköche in spe, wie man die arabischen Bohnen- oder Kichererbsenbällchen perfekt hinbekommt. Außerdem organisiert Chefkoch.de regionale Kochveranstaltungen. Bis zu 60 Teilnehmer treffen sich in einem Küchenstudio, kochen zusammen und tauschen Infos rund um Essen und Trinken aus. "Es geht uns um die Nähe zu unseren Nutzern. Der Austausch soll auch im wahren Leben stattfinden", sagt Giebler. Auch in Bonn und der Region sind Veranstaltungen geplant.

Der Großteil der Kochfans ist laut Giebler zwischen 20 und 49 Jahre alt. "Wir wollen die Menschen erreichen, die gerne füreinander kochen und gemeinsam essen", sagt er. Und diese Zielgruppe wachse, da sich immer mehr junge Menschen fürs Kochen interessierten.

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