Prozess um die Messehallen vor dem Landgericht Köln Ex-Messe-Chef Witt spricht von Drohungen

Köln · Der ehemalige Messe-Chef Jochen Witt sagt im Prozess um den Bau der neuen Messehallen aus: Es gab keine Alternative zum Esch-Fonds, sagt er und behauptet, dass es Drohungen gegeben habe.

Auf dem Spiel stand nicht weniger als sein damaliger Job als Chef der Kölnmesse. Wie er am Donnerstag im Prozess um den Bau der Nordhallen vor dem Landgericht Köln aussagt, hatte Jochen Witt damals, als es um die Finanzierung und den Bauauftrag ging, nur eine Möglichkeit: Entweder er entscheide sich für das Investorenmodell der Oppenheim-Esch-Gruppe oder er könne seine sieben Sachen packen.

Der Druck sei von Seiten der Stadt gekommen, einem Gesellschafter der Kölnmesse. Witt habe damals nicht im Interesse der Kölnmesse entscheiden können: „Stellen Sie sich das mal vor, ich musste als normaler Kaufmann handeln. Und es wird immer gesagt, wenn du das tust, dann wirst du entlassen.“

Seit September verhandelt die 18. Strafkammer wie es vor rund 14 Jahren zum Bau der neuen Messehallen kam. Angeklagt sind der frühere Chef der Stadtsparkasse Köln Gustav Adolf Schröder und der Troisdorfer Bauunternehmer Josef Esch wegen Bestechung und Bestechlichkeit. Esch soll der Sparkasse Millionen gezahlt haben, dafür dass Schröder ihm durch seine Kontakte zu Stadt und Messe den Bauauftrag verschaffe.

Witt war immer gegen einen Oppenheim-Esch-Fonds. Es habe bessere Angebote gegeben, erklärt der frühere Messe-Chef. „Es gab zwei Parteien. Wir, die Kölnmesse, und die anderen drei“, erklärt er. Die anderen waren die Oppenheim-Esch-Gruppe, die Stadt und die damalige Stadtsparkasse Köln.

Witt erklärt, anfangs seien die Drohungen nur zwischen den Zeilen durchgedrungen. Der frühere Stadtkämmerer Peter-Michael Soenius soll damals in einer Sitzung zu Witt gesagt haben: „Sie sind nicht in einem Aufsichtsrat wie Sie das kennen. Sie sind hier in der Politik, da müssen Sie Ihr Handeln anpassen.“ Aber auch Martin Börschel, der seit 2002 Fraktionschef im Kölner Stadtrat ist, habe mit ihm gesprochen und Witt vorgehalten: Er könne in Köln nicht erwarten, dass er sich auf schriftliche oder rechtliche Positionen berufen könne. „Das hieß mit anderen Worten: Mach das, was wir wollen“, fügt Witt seiner Erklärung hinzu.

Soenius hatte bereits im Oktober als Zeuge ausgesagt und vehement bestritten, Witt jemals unter Druck gesetzt zu haben. Dieser übertreibe. Witt erklärt am Dienstag allerdings, unterschwellige Drohungen seien nicht alles gewesen. Irgendwann habe Soenius auch klar ausgesprochen: Wenn er nicht endlich die richtige Entscheidung treffe, dann „werde ich Sie rauswerfen“, zitiert ihn Witt am Dienstag.

Bisher hatten viele Zeugen geschildert, allein aufgrund der Situation habe sich damals ein Zeitdruck ergeben. RTL suchte einen neuen Standort. Um den Sender in Köln zu halten, bot man ihm die Rheinhallen an. Die Messe brauchte schnell Ersatz, um kurze Zeit später die lukrative Möbelmesse ausrichten zu können. Oft hieß: Esch sei der einzige gewesen, der diesen engen Zeitrahmen einhalten könne. Witt sieht das anders. Es sei genug Zeit gewesen, alle Angebote in Ruhe zu prüfen. An der Stelle fragt auch der vorsitzende Richter Christof Wuttke nach: „Und Sie sind sicher, dass sie das zeitlich geschafft hätten? Wir sehen das etwas kritisch.“ Doch Witt bleibt dabei.

Auch der ehemalige Messe-Geschäftsführer Gerd Weber bestätigt den Druck in Richtung Investorenmodell im Zeugenstand: Am Anfang habe es wie eine Empfehlung geklungen. Doch der Druck nahm zu. Die Messe habe ursprünglich selbst bauen wollen. Denn mit dem Fondsmodell war das Unternehmen nicht mehr alleiniger Bauherr, konnte nicht mehr selbst bestimmen.

Ob der Druck auch von Seiten der Sparkasse gekommen sei, fragt die Staatsanwaltschaft nach. Darauf antwortet Weber: Schröder habe immer klar geäußert, was er wolle und gesagt, er werde auch die Politik davon überzeugen, dass das der richtige Weg sei.

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