Bis zu sieben Wochen möglich Fahrschüler warten lange auf Prüftermine in NRW

Düsseldorf · In Teilen Nordrhein-Westfalens müssen Fahrschüler derzeit dreimal so lang auf einen Prüftermin warten wie üblich. Beim NRW-Verkehrsministerium sind die Beschwerden bekannt.

In Teilen Nordrhein-Westfalens müssen Fahrschüler derzeit dreimal so lang auf einen Prüftermin warten wie üblich. „Es kann bis zu sieben Wochen dauern. Das sind inakzeptable Zustände. Normalerweise beträgt die Wartezeit nur zwei bis maximal drei Wochen“, sagte der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Nordrhein, Kurt Bartels, unserer Redaktion. Besonders betroffen sind demnach Regionen des TÜV Rheinland von Wuppertal bis zum südlichen Niederrhein. Dazu gehörten unter anderem Neuss, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach und der Kreis Viersen. „Rund 1300 Prüfungen haben sich aufgestaut, die längst hätten über die Bühne gehen müssen“, sagte Bartels.

Beim TÜV Rheinland bestätigt man die Probleme mit den Prüfungsterminen. Besonders im Raum Düsseldorf und Wuppertal habe man derzeit Wartezeiten von sechs Wochen, hieß es bei der Prüfungsstelle. „Das liegt an einer Serie von Unfällen bei Fahrprüfungen im März und April. Fünf Prüfer sind deswegen bei uns ausgefallen“, erklärte Arne Böhne, Führerschein-Koordinator beim TÜV Rheinland. Diese Ausfälle habe man nicht nicht kompensieren können. „Seitdem hat sich eine Bugwelle aufgebaut, die immer größer wurde, und die wir nun wieder abarbeiten“, erläuterte er. Außerdem habe es im Führerscheinbüro in Aachen Umstrukturierungen gegeben, die im Moment für Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit sorgten, fügte Böhne hinzu.

Viele Fahrschüler sind aus beruflichen Gründen auf einen Führerschein angewiesen oder benötigen ihn dringend für den Beginn ihrer Ausbildung – etwa im Speditio nsgewerbe. Einige Fahrschüler müssten wegen der mehrwöchigen Wartezeit auch weitere Fahrstunden nehmen. „Sonst besteht die Gefahr, vieles wieder vergessen zu haben“, sagte Horst Wintgen von der gleichnamigen Fahrschule in Schwalmtal. So eine Misere habe er in seiner 35-jährigen Berufslaufbahn noch nicht erlebt. „Es kam höchstens mal vor, dass ein Prüftermin um ein bis zwei Tage verschoben werden musste“, sagte er.

Wegen der Misere werden nach Informationen unserer Redaktion innerhalb der Branche die Rufe nach Alternativen zum TÜV Rheinland immer lauter. „Ich kann mir gut vorstellen, dass künftig auch Anbieter vom freien Markt mit der Abnahme der Prüfungen betraut werden“, sagte ein Fahrlehrer, der anonym bleiben möchte. Bartels kennt diese Bestrebungen, warnt allerdings vor der Liberalisierung des Marktes. „Der TÜV ist und bleibt ein Qualitätssiegel. Wir sind ja auch grundsätzlich mit dem TÜV zufrieden“, betont er. Die Probleme müssten nun aber dringend abgestellt werden.

Beim NRW-Verkehrsministerium sind die Beschwerden bekannt. „Wir haben bereits am 1. März per Erlass Maßnahmen genehmigt, mit denen Fahrerlaubnisprüfer schneller mit der entsprechenden Befugnis ausgestattet werden können“, teilte ein Sprecher mit.

Beim TÜV Rheinland äußert man Verständnis für den Unmut bei Fahrlehrern und -schülern. „In dieser Form hat es das auch noch nicht gegeben. Wir kennen unsere Baustellen und arbeiten daran“, sagte Böhne. Mit mehr Personal werde man jetzt versuchen, schnellstmöglich die langen Wartezeiten zu reduzieren. „Dafür holen wir unter anderem auch Mitarbeiter aus anderen Regionen“, kündigte er an.

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