Insolvenzverfahren Falsches Spiel um Solarworld?

Bonn · Ein Bieter für das insolvente Unternehmen erhebt schwere Vorwürfe gegen den Insolvenzverwalter. Sind wirklich alle Möglichkeiten zur Rettung des Bonner Konzerns ausgeschöpft worden?

Der niederländische Solarparkentwickler Prisma Systems wirft dem Insolvenzverwalter für die Solarworld AG vor, nicht alle Möglichkeiten zur Rettung des Bonner Konzerns ausgeschöpft zu haben. Prisma-Vorstandsmitglied Hans Stadler sagte dieser Zeitung am Freitag, sein Unternehmen habe niemals die Gelegenheit bekommen, Einblick in die Solarworld-Bücher zu erhalten und auf dieser Grundlage ein Angebot abzugeben. Prisma Systems, das nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 3,4 Milliarden Euro macht und rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt, hätte sich in der Lage gesehen, alle 1850 Arbeitsplätze bei Solarworld inklusive der Bonner Verwaltungszentrale zu erhalten.

Derzeit verhandelt der Insolvenzverwalter Horst Piepenburg nach eigener Aussage ausschließlich mit einem Investor, bei dem es sich offensichtlich um die „Qatar Foundation“ handelt, die über ihre Tochter „Qatar Solar“ bereits mit 29 Prozent an Solarworld beteiligt ist. Wie der General-Anzeiger erfuhr, soll Firmengründer und Ex-Vorstandschef Frank Asbeck nach dem Verkauf an die Katarer wieder das Ruder bei Solarworld übernehmen. Diese Informationen wollte Piepenburgs Sprecher Thomas Schulz allerdings nicht bestätigen. Er verwies auf die Vertraulichkeitsvereinbarung, die alle Beteiligten in dem Prozess binde. Schulz warf Prisma Systems vor, sich mit öffentlichen Äußerungen zu Kaufangeboten selbst aus dem Rennen geworfen zu haben.

Die Sache hat nur einen Haken: Prisma-Systems-Geschäftsführer Thomas Bornstein hat zwar eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschrieben – sie liegt dem GA in Kopie vor –, die aber von der Gegenseite nie unterzeichnet wurde. „Wir sind seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Mai nicht mit unserem Angebot durchgedrungen“, sagte Prisma-Mitgesellschafter Stadler. Er habe von anderen Investoren erfahren, die ebenfalls keine Chance gehabt hätten, mitzubieten. Der Kaufvertrag, den Piepenburg mit besagtem Investor abschließen will, sieht den Erhalt von nur 450 Arbeitsplätzen in der Produktion von Solarworld vor. Stadler sagte, man habe die Möglichkeit gesehen, auch den Vertrieb in der Bonner Zentrale zu übernehmen. Für die schon freigestellten Mitarbeiter hört sich das bitter an.

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