Studie Familienunternehmen machen mehr als eine Billion Euro Umsatz

Frankfurt am Main · Die 50 größten Familienunternehmen in Deutschland glänzen mit Wachstum. Das geht aus einer Studie des Stuttgarter Instituts für Familienunternehmen (IFF) hervor.

Hat den Börsengang ihres Unternehmens eingeläutet: Maria-Elisabeth Schaeffler am 9. Oktober 2015 in Frankfurt.

Hat den Börsengang ihres Unternehmens eingeläutet: Maria-Elisabeth Schaeffler am 9. Oktober 2015 in Frankfurt.

Foto: dpa

Deutschlands 50 größte Familienunternehmen haben im vorigen Jahr gute Geschäfte gemacht. Der Umsatz stieg von 956 Milliarden auf 1,022 Billionen Euro. Das geht aus einer Studie des Stuttgarter Instituts für Familienunternehmen (IFF) hervor. „Die überwiegende Mehrheit der großen Familienunternehmen blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück“, kommentiert Institutsleiter Mark K. Binz das Überwinden der Billionen-Marke. „Sie sind strategisch gut aufgestellt und profitieren trotz Chinakrise von ihrer internationalen Ausrichtung.“

Als familiengeführte Unternehmen gelten der Studie zufolge auch börsennotierte Konzerne, bei denen die Gründerfamilie mindestens ein Viertel der Anteile besitzt. Das ist ein Grund dafür, dass VW als größtes Familienunternehmen durchgeht, gefolgt von BMW (Familie Klatten/Quandt) und der Schwarz-Gruppe, der die Einzelhandelskette Lidl gehört.

Das Wachstum finanzierten die Unternehmen vor allem durch Übernahmen. So steigerte die auf Platz vier geführte Robert Bosch GmbH ihren Jahresumsatz um 40 Prozent. Der Autozulieferer hatte den Hausgerätehersteller BSH und den Zulieferer ZF Lenksysteme übernommen. Die Familie Müller machte einen Sprung um elf Plätze nach vorn durch den Zukauf von Dairy Crest. Das Milchunternehmen liegt jetzt auf Rang 36.

Doch die reine Größe ist es nicht, die Familienunternehmen erfolgreich macht. „Den Erfolg von Familienunternehmen macht insbesondere aus, dass es um das eigene Geld geht, das eigene Unternehmen. Da steckt viel Herzblut drin“, urteilt Peter Englisch von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. „Man gibt wirklich alles dafür, die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern. Und das ist ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor.“ Dass das nicht immer klappt, zeigen Beispiele wie die Schlecker-Pleite oder die Bruchlandung der Kaufhauskette Karstadt, in der die Familie Schickedanz das Sagen hatte. Im Einzelhandel läuft es ohnehin zäh. Das zeigen auch massive Gewinnrückgänge bei Otto und der Metro Gruppe im vergangenen Jahr. Insgesamt schrumpften sechs der 50 Familienunternehmen. Alle anderen steigerten ihre Gewinne oder hielten sie konstant. „Die breite positive Entwicklung beim Ebit ist ein ganz starker Hinweis auf die Stabilität der Geschäftsmodelle“, urteilt Binz. Das Ebit ist das Ergebnis vor Zinsen und Steuern.

Die positive Entwicklung bei den meisten Unternehmen schlug sich auch in der Mitarbeiterentwicklung nieder. Insgesamt beschäftigten die 50 größten Familienunternehmen Ende 2015 knapp 3,9 Millionen Menschen und damit 103 000 mehr als im Vorjahr.

Unterm Strich konnten die Dax-30-Unternehmen ebenso gut abschneiden wie die größten Familienunternehmen. Die Umsatzerlöse stiegen gleichermaßen um sieben Prozent. Mark Binz propagiert die Mischung: „Ich halte das Modell, dass ein Familienunternehmen einerseits an der Börse gelistet ist und sich damit professionellen Standards unterwerfen muss, andererseits aber von einer Unternehmerfamilie kontrolliert wird, für eine geniale Symbiose.“

Der Autozulieferer Schaeffler hat diesen Schritt im vorigen Oktober gewagt. „Wir mussten zuerst das Ganze entwickeln und wachsen lassen. Und jetzt, wo wir erfolgreich sind, können wir das den privaten Investoren anbieten“, hatte damals Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler argumentiert. Viele Unternehmen schrecken aber vor zuviel Öffentlichkeit zurück. Die Familien Albrecht (Aldi) oder Oetker etwa leben und wirtschaften lieber zurückgezogen.

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