GA-Serie "Muss das so sein?" Fernseher zu verschenken

BONN/SANKT AUGUSTIN · Viele noch gut erhaltene Gegenstände landen auf dem Müll. "Mit einem lauten Knall und viel Rauch ist mein Fernseher kaputtgegangen", berichtet Wilfried Kirsch aus Sankt Augustin.

 Ist der Reiskocher noch zu retten? In einem Repaircafé reparieren Besitzer ihre defekten Haushaltsgeräte mit Unterstützung von Fachleuten kostenlos selbst. Repaircafés gibt es auch in der Region.

Ist der Reiskocher noch zu retten? In einem Repaircafé reparieren Besitzer ihre defekten Haushaltsgeräte mit Unterstützung von Fachleuten kostenlos selbst. Repaircafés gibt es auch in der Region.

Foto: dpa

Für den jungen Studenten und viele andere Menschen stellt so eine Situation ein finanzielles Problem dar. Doch es gibt mehrere Möglichkeiten, neben Fernsehgeräten auch andere Dinge kostengünstig oder sogar umsonst zu ersetzen.

Früher gab es vieles vom Sperrmüll. Mittlerweile lassen sich neben ausgedienten Möbeln, Matratzen und anderem sperrigen Hausrat jedoch nur noch selten brauchbare Gegenstände finden. "Leider werden die gut erhaltenen Sachen von Metallsuchern oder dem Wetter oft so zerfleddert, dass sie nicht mehr nutzbar sind", sagt Antje Vödisch, Mitarbeiterin beim Bonner Entsorgungsdiesntleister Bonnorange.

Eine Alternative bietet der kommunale Betrieb selbst an: den Tausch- und Verschenkmarkt. Auf der Webseite www.bonnorange.de können Privatpersonen Gegenstände anbieten. Entweder zum Tausch gegen einen geringen Sachwert, wie beispielsweise einer Tafel Schokolade, oder auch geschenkt.

"Der Tausch- und Verschenkmarkt wird sehr gut von den Bonnern angenommen", berichtet Vödisch. "Wir haben ungefähr 4000 Bewegungen auf der Seite im Monat, es kommen sehr viele Tauschgeschäfte zustande."

Immer beliebter werden solche Tausch- und Verschenkangebote auch in sozialen Netzwerken wie Facebook. Ein Beispiel ist die Gruppe Free your stuff, die es in vielen deutschen Großstädten gibt. Unter Free your stuff Bonn bieten Menschen aus Bonn und Umgebung Sachen an, für die sie selbst keine Verwendung mehr haben, die von anderen aber noch gebraucht werden könnten. Von Matratzen, Tischen und anderen Möbelstücken bis hin zu Kinderspielzeug, Anziehsachen und Büchern ist alles dabei. Auch Suchanzeigen sind möglich.

Besonders bei Elektronik, wo vieles schnell veraltet, ist oft die Frage, wohin mit alten, aber noch intakten Geräten wie beispielsweise Röhrenfernsehern. Diese funktionieren meist noch, bringen aber auf Flohmärkten oder Onlineverkaufsportalen kein Geld, so dass viele dann einfach weggeworfen werden.

Wilfried Kirsch hatte bei Free your stuff Bonn Glück: "Nachdem mein Fernseher nicht mehr zu retten war, habe ich in der Gruppe geschrieben, dass ich einen neuen brauche. Prompt bekam ich mehrere Antworten von Leuten, die noch einen bei sich zu Hause stehen hatten und nicht mehr brauchten."

Der Austausch im Internet erwies sich für ihn als unkompliziert: "Schon am nächsten Tag konnte ich den Fernseher bei einer jungen Frau abholen. Er funktioniert tadellos und ist sogar besser als mein alter", freut sich Kirsch.

Auch "offline" liegt der Verkauf gebrauchter Waren für kleines Geld, Tauschen und Verschenken im Trend: Secondhandläden oder Gebrauchtwarenkaufhäuser wie "Die Schatzinsel" in Bonn sind für Menschen ohne Internetzugang eine Alternative. Eine Aufstellung der Geschäfte und Einrichtungen bietet die Broschüre "Gesucht und gefunden" von Bonnorange.

Selbst alte und kaputte Geräte müssen nicht weggeworfen werden. Auch wenn viele glauben, es lohnt sich nicht: Reparieren ist eine Lösung. Anlässlich der "europäischen Abfallvermeidungswoche" bot zuletzt im November die Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) zusammen mit dem Repaircafé Köln-Porz und der Diakonie Siegburg ein Repaircafé in Siegburg an, bei dem Fachleute halfen, defekte Haushaltsgeräte oder andere elektrische Kleingeräte zu reparieren. Ludgera Decking, Geschäftsführerin der RSAG, zieht eine positive Bilanz: "Die Resonanz der Verbraucher war unglaublich stark. Das Angebot zur Reparatur wurde intensiv genutzt."

Das Repaircafé in Köln bietet zu verschiedenen Terminen die Hilfe zur Selbsthilfe an. Defekte Gegenstände können mitgebracht und gemeinsam repariert werden. Auch in Bonn gibt es eine offene Werkstatt: Das Repaircafé, ist ein gemeinsames Projekt des Hauses Müllestump und der Initiative "Bonn im Wandel". Weitere Informationen dazu unter der Rufnummer 02208/9 19 62 30 oder unter 01 51/25 13 67 81. Wegen eines leichten Defekts in den Müll? Nein, das muss also nicht sein.

Die GA-Serie "Muss das so sein?" entsteht in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Technikjournalismus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Wenn auch Sie sich fragen, ob etwas wirklich so sein muss, wie es ist, schicken Sie Ihre Anregung an wirtschaft@ga.de oder per Brief an den General-Anzeiger, Wirtschaftsredaktion, 53100 Bonn.

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