Umfrage der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Firmen der Region leiden unter Ukraine-Krieg

Bonn · Viele Firmen der Region leiden unter dem Ukraine-Krieg. 39 Prozent der Firmen mit Auslandsgeschäft haben die Geschäfte mit Russland, der Ukraine und Belarus ganz aufgegeben, weitere 40 Prozent haben ihr Geschäft reduziert.

 Viele Unternehmen aus der Region Bonn/Rhein-Sieg, die in die Ukraine, Russland oder Belarus, Waren exportiert haben, haben die Geschäfte gestoppt.

Viele Unternehmen aus der Region Bonn/Rhein-Sieg, die in die Ukraine, Russland oder Belarus, Waren exportiert haben, haben die Geschäfte gestoppt.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Drei von vier der Unternehmen der Region Bonn/Rhein-Sieg, die im Ausland aktiv sind, sind direkt oder indirekt vom Krieg in der Ukraine betroffen. Das hat eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg ergeben. Geschäftlich verbunden waren vor 2022 knapp 60 Prozent mit der Ukraine, Belarus oder Russland. Betroffen sind also auch Unternehmen, die eigentlich auf anderen Märkten aktiv sind. Die Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine, Belarus und Russland bestanden vor allem im Export in diese Länder (44 Prozent). Für 16 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen spielte der Import aus den drei Ländern eine Rolle, 13 Prozent erbrachten Dienstleistungen für Partner in diesen Ländern. Für immerhin 23 Prozent der Unternehmen hatten die genannten Geschäfte eine „sehr hohe“ oder „hohe Bedeutung“. Dennoch geben 39 Prozent an, sich „ganz aus dem Geschäft zurückgezogen“ zu haben, weitere 40 Prozent haben ihr Geschäft „sehr stark“ oder „stark reduziert“.

Weitere Verschlechterungen erwartet

„Die Umfrage macht deutlich, dass sich der Krieg Russlands in der Ukraine bis in unsere Region weiterhin wirtschaftlich auswirkt“, sagt Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. 45 Prozent der betroffenen Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine, Russland oder Belarus weiter verschlechtern werden.

Wie die IHK-Umfrage auch zeige, stehen die hiesigen Firmen dem Wiederaufbau in der Ukraine positiv gegenüber. 23 Prozent wollen sich daran sicher beteiligen, 31 Prozent erwägen dies immerhin. „Doch auch hier am Standort können sie etwas dafür tun, die Folgen des Krieges für die Ukrainerinnen und Ukrainer zu lindern und ihnen eine Perspektive zu bieten“, sagt Hille, „nämlich indem sie Geflüchtete als Arbeits- und Fachkräfte sowie Auszubildende beschäftigten.“ Dies lindere zugleich den von immer mehr Betrieben beklagten Fach- und Nachwuchskräftemangel.

Willkommenslotsinnen

Die IHK unterstützt Mitgliedsunternehmen sowie die in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis lebenden Geflüchteten dabei, zueinander zu finden. Mit Fördermitteln des Bundes hat sie das Programm „Passgenaue Besetzung: Willkommenslotsen“ ausgeweitet und beschäftigt nun zwei Willkommenslotsinnen. Eine der beiden ist Anna Tereshchenko, die selbst vor einem knappen Jahr aus der Ukraine geflohen ist. Sie und ihre Kollegin Nicola Inden helfen bei der beruflichen Orientierung, informieren über Einstellungsvoraussetzungen, vermitteln Kontakte zur Berufsanerkennung oder begleiten zu Vorstellungsgesprächen.

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