Fernbusse Flixbus und MeinFernbus fahren zusammen

BERLIN/BONN · Für Fernbus-Kunden wird die Auswahl kleiner: Die blauen FlixBus-Fahrzeuge werden umlackiert auf Grün, der Farbe des Marktführers MeinFernbus. Gemeinsam wollen sie die unangefochtene Nummer eins auf dem deutschen Markt formen.

MeinFernbus und Flixbus sind in Deutschland derzeit Marktführer.

MeinFernbus und Flixbus sind in Deutschland derzeit Marktführer.

Foto: dpa

Und mehr als das: Die Start-up-Unternehmen aus Berlin und München nehmen gemeinsam Kurs auf Europa und wollen mehr Fahrten in die Nachbarländer anbieten. Denn in Deutschland zeigen sich nach einem zweijährigen Boom die Grenzen des Wachstums. Die Zeit sinkender Preise könnte für die Kunden vorbei sein.

Jedenfalls verspricht MeinFernbus nicht, dass die Fahrkarten noch billiger werden. "Genauso günstig wie bisher", so die Parole des Unternehmens gestern, als der geplante Zusammenschluss zunächst den Beschäftigten bekanntgemacht wurde. Verbraucherschützer rechnen aber auch mit steigenden Tarifen und warnen vor einem Monopol.

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer hatte schon vor Monaten deutlich gemacht, dass die ganz günstigen Angebote langfristig teurer werden. Der Branchenverband betont nun lediglich: "Der Fernbus wird dauerhaft günstigere Preise haben als alle Wettbewerber auf der Schiene, der Straße und in der Luft."

Insgesamt waren im vergangenen Jahr knapp 11 Millionen Menschen mit FlixBus und MeinFernbus unterwegs. Das neue Unternehmen deckt damit gut die Hälfte des auf bis zu 20 Millionen Passagiere geschätzten Marktes ab. Gemessen an den angebotenen Fahrten in Kilometern, wie sie das Berliner Iges-Institut ermittelt hat, stehen MeinFernbus und FlixBus sogar für drei Viertel des Angebots. Der Postbus des Bonner Logistik-Konzerns lag laut Angaben von Iges aus dem vergangenen September mit acht Prozent der gefahrenen Kilometer auf Platz vier nach den Fernbussen der Deutschen Bahn.

Nummer eins in Deutschland ist MeinFernbus. Die Berliner bieten nahezu jeden zweiten Fernbus-Kilometer an. Flixbus - später gestartet - arbeitete sich jedoch schnell empor und ist inzwischen klare Nummer zwei. Der Marktführer umarmt also den aufstrebenden Konkurrenten, bevor der zu mächtig wird. Und kurz bevor FlixBus die schwarzen Zahlen erreichen will, was MeinFernbus nach eigenen Angaben schon gelungen ist. In Branchenkreisen wird jedoch bezweifelt, dass die deutschen Fernbusanbieter kurzfristig Gewinne erwirtschaften.

"Der Fernbus ist etabliert", sagt Branchenverbandssprecher Matthias Schröter. Aber das Feld ist übersichtlicher geworden. Der ADAC hat sich schon zurückgezogen, die Deutsche Post fährt den Postbus nun allein. Die Bonner wollen ihr Streckennetz jedoch nach eigenen Angaben im Frühjahr "signifikant ausbauen", wie ein Sprecher gestern bestätigte. Bisher fährt die Post mit 60 Bussen, die von Busunternehmen bereitgestellt werden. Konkrete Zahlen zum Passagiergeschäft nennt der Konzern "aus Wettbewerbsgründen" nicht. Nach dem Ausstieg des ADAC und der Fusion der Konkurrenten halte die Post "an der bisherigen Strategie fest", betonte der Sprecher gestern weiter.

Der britische Anbieter National Express nahm seinen deutschen Fernbusableger city2city aus dem Rennen, während der Offenbacher Pionier Deinbus eine Insolvenz überstanden hat und weiterfährt. Die Deutsche Bahn ist mit Berlinlinienbus und dem IC Bus am Start.

"Es war zu erwarten, dass der Markt sich bereinigt", sagt die Verkehrsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Marion Jungbluth. Sie hat allerdings Zweifel daran, dass das Bundeskartellamt ausgerechnet bei den Branchenführern den Zusammenschluss genehmigt. Sollte es aber doch zu der Fusion kommen, dann dürften nach ihrer Einschätzung auf einem Teil der Strecken die Super-Dumpingpreise bald Geschichte sein.

Bislang profitierten Kunden von dem Verdrängungswettbewerb. Im vergangenen Jahr sank der Normalpreis pro Kilometer um 14 Prozent auf 8,6 Cent, wie Iges errechnete. Kein Wunder, dass die führenden Unternehmen nach neuen Märkten Ausschau halten.

Mit neuen Expresslinien ohne Zwischenhalt wollen sie Fahrgäste schneller ans Ziel bringen und den Zeitnachteil gegenüber der Bahn zumindest etwas senken. MeinFernbus und FlixBus zielen aber vor allem auf mehr Fahrten aus deutschen Städten in die europäischen Nachbarländer.

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