Flughafen Köln/Bonn befürchtet Passagierrückgang

Wegen der geplanten Luftverkehrsabgabe der Bundesregierung mehren sich am Flughafen Köln/Bonn die Sorgen, dass deutsche Passagiere nach Holland abwandern. Und manch eine Airline gleich mit.

Köln/Bonn. (dpa/ga) In Parkhäusern der großen nordrhein-westfälischen Flughäfen stehen häufig Autos mit gelben Kennzeichen. Viele Holländer starten bevorzugt von Düsseldorf oder Köln/Bonn aus in den Urlaub. Denn der Anfahrtsweg ist nicht sehr weit, und von NRW aus gibt es viele Billigflüge.

"Schauen sie sich mal in unserem Langzeit-Parkhaus 3 um. Dort sind fast alle Kennzeichen gelb", sagt Michael Garvens, Geschäftsführer des Flughafens Köln/Bonn. "Unser direktes Einzugsgebiet beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Nordrhein-Westfalen."

Wegen der geplanten Luftverkehrsabgabe der Bundesregierung mehren sich bei Garvens und seinen Kollegen die Sorgen, dass das Bild in Zukunft anders aussehen könnte: Kaum noch gelbe Autokennzeichen an deutschen Airports, stattdessen viel mehr weiße an holländischen. Mehrere NRW-Flughäfen fürchten, dass deutsche Passagiere nach Holland abwandern. Und manch eine Airline gleich mit.

Bei der am Flughafen Köln/Bonn beheimateten Billig-Fluglinie Germanwings soll es Überlegungen geben, nach Maastricht in Holland umzuziehen. Germanwings ist mit einem Marktanteil von mehr als 40 Prozent - also gut vier Millionen Passagieren - größte Airline in Köln/Bonn.

Die schwarz-gelbe Koalition hat als Teil ihres Sparpakets angekündigt, von 2011 an eine ökologische Luftverkehrsabgabe einzuführen. Sie soll für alle Passagiere erhoben werden, die von einem deutschen Flughafen starten, und jährlich eine Milliarde Euro in die Staatskasse spülen. Die Höhe der Abgabe ist noch unklar.

Verbraucherschützer warnen, der staatliche Zuschlag könnte am Ende an den Passagieren hängen bleiben. Der Flughafenverband ADV befürchtet - als Folge der Abgabe - einen Rückgang der Passagierzahl um drei Prozent.

"Eine Luftverkehrsabgabe wäre ein völlig falsches Signal zu einem völlig falschen Zeitpunkt", sagt der Sprecher des Flughafens Köln/Bonn, Walter Römer. "Die Luftverkehrsbranche beginnt sich gerade von der Wirtschaftskrise und der Aschewolke zu erholen." Michael Garvens sieht durch die "Ticketabgabe" die Luftverkehrsbranche gegenüber anderen Verkehrsträgern deutlich benachteiligt. "Wir finanzieren unsere Verkehrsinfrastruktur selber. Die Bahn wird subventioniert."

CDU-Mitglied Garvens ist sauer auf die schwarz-gelbe Bundesregierung. Ähnlich sehen das die Betreiber der Flughäfen Münster/Osnabrück und Dortmund. "Mit der Abgabe wird das einzige Verkehrsmittel bestraft, das seine Kosten selbst trägt", meint die Sprecherin des Flughafens Münster/Osnabrück, Silvia Rose-Becker.

Durch die Nähe zu den Niederlanden befürchtet auch sie eine Abwanderung von Passagieren zu Flughäfen ins Ökosteuer-freie Nachbarland. Vor allem günstige Fluglinien würden dazu gezwungen, ihre Billigangebote zu überdenken, meint Rose-Becker.

Germanwings-Sprecher Joachim Schöttes nennt die geplante Abgabe "ein Förderprogramm für ausländische Airlines und ausländische Flughäfen". "Die Flughäfen in Köln und Düsseldorf werden massiv darunter leiden und Fluggäste verlieren, die lieber von den Niederlanden aus fliegen", vermutet auch er. "Wenn das geschieht, müssen wir überlegen, ob wir nicht unseren Passagieren hinterherziehen und nach Maastricht gehen."

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