Wiederaufbau des Telefonnetzes dauert Monate Noch 20.000 Haushalte an Ahr, Swist und Erft ohne Festnetz

Bonn · In den von der Flutkatastrophe betroffenen Gemeinden an Ahr, Swist und Erft dauert der Aufbau des Telefonnetzes Monate. Teilweise weiß die Deutsche Telekom nicht, wie der Straßenverlauf war und wartet auf Entscheidungen der Kommunen.

 Beseitigung von Flutschäden: Telekom arbeitet in Heimerzheim an einem Verteilerkasten.

Beseitigung von Flutschäden: Telekom arbeitet in Heimerzheim an einem Verteilerkasten.

Foto: Jörg Manhold

Noch können 20 000 Haushalte in den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Gebieten an Ahr, Swist und Erft nicht wieder über das Festnetz telefonieren und im Internet surfen. „Wir versuchen so schnell wie möglich, alles wieder in Ordnung zu bringen“, sagte Srini Gopalan, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom und Chef von Telekom Deutschland am Montag in Bonn.

Die reißenden Fluten, die in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli Häuser und Straßen überschwemmten, hatten dazu geführt, dass zunächst 100 000 Haushalte ohne Telefon- und Internetanbindung waren. 80 000 Haushalte seien mittlerweile wieder am Netz, erläuterte Tele­kom-Deutschland-Technikchef Walter Goldenits.  Bei den anderen 20 000 Anschlüssen arbeiten die Technikerinnen und Techniker an Lösungen, um auch diese möglichst bald wieder an das Netz schalten zu können. Als Überbrückung seien den betroffenen Haushalten Mobilfunk-Ersatzlösungen angeboten worden, sie kommen also über Mobilfunk ins Internet.

Dieses Angebot werde aber nur den Haushalten gemacht, die direkt Kunde der Telekom seien. Wer seinen Anschluss bei einem Wettbewerber habe, müsse sich direkt an diesen wenden, so Goldenits.

Einen Teil ihrer Leitungen hat die  Telekom an Wettbewerber vermietet. Beim Wettbewerber Vodafone waren 33 000 Haushalte von der Flutkatastrophe betroffen. Derzeit seien noch 1300 gestört, so das Unternehmen. Teilweise handele es sich hier auch um eigene Leitungen. Vodafone betreibt ein Fernsehkabelnetz, das auch für Internetzugänge genutzt wird.

Provisorische Lösungen

Für den Wiederaufbau der Infrastruktur gelte: „Schnelligkeit geht vor Perfektion“, sagte Goldenits. Dabei bediene sich die Telekom auch provisorischer Lösungen. Das betreffe Fernverkabelungen zur Anbindung abgeschnittener Ortschaften oder die Kabelverlegung über Wasser bei zerstörten Brücken. Goldenits dankte ausdrücklich dem Technischen Hilfswerk und der Bundeswehr, die bei der Kabelverlegung über die Flüsse hinweg entang von Behelfsbrücken und -masten unterstützten. Normalerweise gräbt die Telekom Tunnel unter Flüssen, um Kabel zu verlegen.

„Häufig ist die Infrastruktur aber so schwer zerstört, dass sie komplett neu aufgebaut werden muss“, erläuterte Goldenits. Die bisherige Straßenführung sei in einigen Gemeinden nicht mehr erkennbar. „Wir wissen gar nicht, wie sie künftig verlaufen soll“, so der Technikchef. An solchen Stellen brauche der Wiederaufbau noch Zeit. Es brauche zunächst die Entscheidung der Kommunen, wie die Ortschaft wieder aufgebaut werde. Beim Wiederaufbau gebe es eine Priorisierung, beispielsweise um Arztpraxen möglichst schnell wieder an das Netz anzuschließen. So sei das Krankenhaus in Bad Neuenahr natürlich auch vorrangig wieder angeschlosen worden.

Auch 320 Mobilfunk-Stationen wurden Mitte Juli von den Fluten weggerissen. Hier sei es aber schneller gelungen, die Lücken im Netz zu schließen, sodass der Mobilfunk wieder reibungslos funktioniere, so Goldenits.

Glasfaser für 17 Kommunen

In den stark betroffenen Ortsteilen will die Telekom direkt Glasfaser bis in die Häuser ausbauen. Das Unternehmen hat bislang 17 Kommunen dafür identifiziert. Dies sind: Ahrbrück, Altenahr, Antweiler, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Münstereifel (Innenstadt, Gewerbegebiet, Iversheim, Arloff), Kall (Sötenich, Urft), Schleiden/Schleiden-Gemünd, Stolberg (Mitte, Vicht), Dernau, Euskirchen-Schweinheim, Fuchshofen, Hönningen, Insul Markt, Mayschoß, Rech, Schuld und Sinzig (Kernstadt, Bad Bodendorf). Insgesamt handelt sich um rund 35 000 Anschlüsse.

Eine Prognose, wann alle Schäden behoben sind, wollte Goldenits nicht abgeben. Die Glasfaser-Verlegung werde sechs bis zwölf Monate dauern. Bei anderen Arbeiten müsse man eben auf die Entscheidung von Kommunen warten.

In den Tagen nach der Flut seien Teams von Mitarbeitern mit Rucksäcken von Tür zu Tür gegangen und hätten Soforthilfe angeboten. Insgesamt habe die Telekom 5000 Handys und  5000 Powerbanks verteilt  sowie 2500 Schnellstarter-Pakete ausgegeben. Für die betroffenen Kunden gebe es einen  Rechnungsstopp. Monate mit Einschränkungen würden nicht berechnet. Dass betroffene Haushalte und Helfer ein unbegrenztes Datenvolumen bekämen, sei verlängert worden.

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