Forest Finance legt Geld in Wäldern an

BONN · Forest Finance aus Bonn verwaltet mittlerweile rund 4000 Hektar Tropenwald, vorwiegend in Panama und Vietnam. Die Firma verkauft Anteile an ökologisch bewirtschafteten Tropenwäldern.

 Mit Anteilen am ökologisch bewirtschafteten Regenwald sollen Anleger Gewinne machen. Das Bild zeigt einen Amarillo-Baum. Repro: GA

Mit Anteilen am ökologisch bewirtschafteten Regenwald sollen Anleger Gewinne machen. Das Bild zeigt einen Amarillo-Baum. Repro: GA

Die Geschäftsidee kam Harry Assenmacher, als er über seine eigene Altersvorsorge nachdachte. Mitte der 90er Jahre hatte der damalige Journalist und Umweltaktivist eine kleinere Geldsumme anzulegen. Er entschied sich für eine eher ungewöhnliche Variante: Assenmacher flog nach Panama und kaufte dort drei Hektar Land, das er mit tropischen Bäumen bepflanzte. Vor kurzem konnte er die ersten Stämme ernten und verkaufen. "Mein erster Profit", sagt der Bonner.

Dem Geschäftsprinzip ist Assenmacher treu geblieben - heute jedoch nicht mehr als Anleger, sondern als Unternehmer. Seine Firma Forest Finance mit Sitz in der Bonner Nordstadt verwaltet mittlerweile rund 4000 Hektar Tropenwald, vorwiegend in Panama und Vietnam. An den Wäldern können sich Geldanleger über verschiedene Produkte beteiligen. Sie zahlen an Forest Finance, werden dafür an den Erträgen beteiligt. Die Gewinne stammen vorrangig aus der Holzernte, aber auch aus Klimaschutz-Zahlungen über den Zertifikatehandel.

Zehn Millionen Euro haben Anleger laut Geschäftsführer und Firmengründer Assenmacher im vergangenen Jahr bei Forest Finance investiert. Für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einer ähnlichen Summe. Insgesamt haben die Wald-Spezialisten bisher rund 50 Millionen Euro bei Anlegern eingesammelt. Allein 2011 hat Forest Finance 700.000 Bäume gepflanzt.

Ein Geschäft nicht ohne Risiko

Wer den Wald als Geldanlage nutzen will, braucht nicht nur Geduld, sondern auch Vertrauen in den Anbieter. Zum Teil wird die Rendite erst nach 25 Jahren ausgezahlt, wenn die gepflanzten Bäume geerntet werden können. "Das Geschäft ist wie die meisten Geldanlagen nicht ohne Risiko", räumt Assenmacher ein. Ob und mit welchem Gewinn das Holz eines Tages verkauft werden könne, hänge unter anderem von den politischen Bedingungen in den Anbauländern ab. Auch Naturkatastrophen wie Tsunamis und selbst Kometeneinschläge schließt Assenmacher als Anlagerisiko nicht aus. Gegen die mit Abstand bedeutendste Gefahr, nämlich Brände, seien die Wälder allerdings versichert.

Als einer von wenigen Anbietern bewirtschaften die Bonner ihre Wälder nach eigenen Angaben gemäß streng ökologischen Richtlinien. "Wir betreiben keine Plantagen, sondern Urwälder", sagt Assenmacher. Zwischen den Teakholzstämmen und anderen tropischen Baumarten liegen Naturschutzflächen. Langfristig sollen alle Flächen in eine Stiftung eingebracht werden, die ihren Bestand als Tropenwald sichert.

Assenmacher kennt sich in der Öko-Szene aus. Der Bonner war nicht nur Gründungsmitglied des alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD) und über mehrere Jahre hinweg Geschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). In der Verbindung von Unternehmertum und Umweltschutz sieht er Vorteile. "Man kann die Wälder nicht nur gesetzlich schützen, die Menschen in den Tropen müssen auch von ihnen leben können", sagt Assenmacher. In Panama beschäftigt er 80 Mitarbeiter, in Vietnam sind es weitere 40. In der Bonner Zentrale kümmern sich 25 Beschäftigte um Bäume und Investoren.

Heimische Wälder gibt es im Portfolio von Forest Finance auch. Sie spielen jedoch wirtschaftlich eine Nebenrolle, wie etwa das Schutzgebiet für alte Buchen im Kreis Ahrweiler, an dem sich Firmen als Imagegewinn beteiligen können. Der Grund: "Tropenhölzer wachsen rund fünf mal schneller als die Bäume in Mitteleuropa und binden deutlich mehr Kohlendioxid", so Assenmacher.

Deshalb sei das Unternehmen ständig auf der Suche nach geeigneten Flächen. Die nächsten Ziele der Bonner liegen in Südamerika: In Peru und Kolumbien will Forest Finance Urwälder pflanzen. "Vor allem Kolumbien hört sich erst einmal exotisch an", sagt Assenmacher. "Aber bei der Bankenkrise haben viele entdeckt, dass die naheliegenden klassischen Investments nicht unbedingt sicherer sein müssen.

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