Der Paketboom ist vorbei Frachtgeschäft gewinnt bei der Deutschen Post DHL Group an Bedeutung

Bonn · Bei der Deutschen Post DHL Group trägt erstmals das Frachtgeschäft am meisten zum Quartalsumsatz bei. Trotz sinkender Paketmengen legen Umsatz und Gewinn weiter deutlich zu.

 Vom Post-Tower aus wird die Entwicklung des Welthandels und die Konsumbereitschaft angesichts von schwächeren Tendenzen genau beobachtet.

Vom Post-Tower aus wird die Entwicklung des Welthandels und die Konsumbereitschaft angesichts von schwächeren Tendenzen genau beobachtet.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, die Lockdowns in China, stark gestiegene Energiekosten und eine in der Folge sinkende Kaufbereitschaft von Verbrauchern in vielen Ländern überschatteten die Geschäftslage der Deutschen Post DHL Group im ersten Quartal. In den Geschäftszahlen schlägt sich das bislang kaum wieder. Der Umsatz verbesserte sich um 19,8 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal von 1,9 auf 2,2 Milliarden Euro. Die Gewinnspanne des Ebits mit 9,6 Prozent nur leicht unter der des ersten Quartals 2021, wo die Marge 10,1 Prozent erreicht hatte. Unterm Strich erwirtschaftete die Post im ersten Quartal 2022 einen Konzerngewinn von 1,4 Milliarden Euro, nach 1,2 Milliarden Euro im Vorjahresquartal.

Nach dem durch die Corona-Krise ausgelösten Boom bei Internetbestellungen und der damit einhergehenden Paketflut im vergangenen Jahr hätten sich die Geschäfte nun wieder normalisiert. Umsatz und Ergebnis im deutschen Paketgeschäft gingen deutlich zurück. Der Bonner Konzern transportierte 19 Prozent weniger Pakete als von Januar bis März 2021. Das Volumen liege bei den Paketen aber immer noch um 19 Prozent über den Vergleichszahlen von 2019.

Höhere Kosten durch Corona-Tests

Zudem seien die Kosten im deutschen Brief- und Paketgeschäft aufgrund von Ausfällen durch Corona-Erkrankungen und den erforderlichen Tests der Zusteller deutlich gestiegen, so Vorstandschef Frank Appel. Die Tests bietet der Konzern weiter zweimal wöchentlich auf freiwilliger Basis an. Der Rückgang im E-Commerce und im Paketgeschäft sei jedoch „mit starken Ergebnissen“ in den globalen Logistikaktivitäten überkompensiert worden. Das nach Regionen und Branchen ausbalancierte Portfolio habe sich als starkes und widerstandsfähiges Fundament bewährt, sagte Appel.

Der Konzern profitierte im ersten Quartal von den Folgen der weltweit gestiegenen Frachtraten. Weltweit sind die Kapazitäten für den Transport von Gütern durch die Corona-Krise und die Folgen des Kriegs in der Ukraine knapp und teuer. Die Frachtsparte konnte beim Umsatz erstmals in der Geschichte der Post Express- und Paketgeschäfte übertreffen. Der Umsatz des Frachtgeschäftes legte um knapp 55 Prozent auf knapp 7,4 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn stieg um 178 Prozent auf 601 Millionen Euro. Preise und Margen entwickelten sich angesichts knapper Frachtkapazitäten „dynamisch“, sagte Finanzvorständin Melanie Kreis.

Wertberichtigungen nach Rückzug aus Russland

Der Rückzug aus Russland, der Ukraine und Weißrussland, wo der Konzern bislang zusammen weniger als ein Prozent seines Umsatzes machte, führte im ersten Quartal bei der Post zu Wertberichtigungen in Höhe von 30 Millionen Euro.

Mit Blick auf die Folgen des Krieges in der Ukraine fügt Frank Appel hinzu: „Nach dem Ausbruch des Krieges hat sich der Welthandel bislang als resilient erwiesen, dennoch beobachten wir aufmerksam die zunehmenden Herausforderungen für die weltwirtschaftliche Entwicklung.“ Nach seiner Einschätzung ist den Menschen angesichts einer Krise wie dem Ukraine-Krieg nicht nach Shoppen zumute. Eine ähnliche Zurückhaltung habe die Post bereits in der Frühphase der Pandemie Anfang 2020 beobachtet.

Trotz andauernder Lockdowns in China beginne sich in Schanghai die Lage etwas zu verbessern, sagte Kreis. Transporte zwischen den Depots und dem Flughafen seien seit dieser Woche wieder möglich. Die Mitarbeiter zeigten vollen Einsatz, berichtete die Finanzchefin: Sie übernachteten teilweise in den Betriebsstätten, um nicht von einem neuen Lockdown in ihrem Wohnviertel überrascht zu werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort