Frei laufende Hühner rentieren nicht mehr

Landwirte bekommen Probleme durch die Änderung der Prämienregelung der Europäischen Union - Bauernchef Hans Boes vom Kreis Ahrweiler: Mechanismen des Marktes greifen nicht

  Jeden Tag ein Ei:  Das könnte bei Kleinbauern bald vorbei sein. Die EU macht die Eier freilaufender Hühner aus kleinen Beständen teuer.

Jeden Tag ein Ei: Das könnte bei Kleinbauern bald vorbei sein. Die EU macht die Eier freilaufender Hühner aus kleinen Beständen teuer.

Foto: Vollrath

Kreis Ahrweiler. Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage glaubt, dass die meisten Bauern im Lande von der Agrarreform der EU profitieren. Den Glauben teilt Hans Boes nicht. Der Vorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes im Kreis sieht durch die Änderung der Prämienregelung eher Probleme auf die Landwirte zukommen.

"Die Betriebe haben mit den alten Prämien kalkuliert, die Umschichtung bringt wieder Unsicherheit", erklärt er.

Größtes Problem ist für Boes, dass die Mechanismen des Marktes noch immer "nicht greifen" und "außer Kraft gesetzt" werden. "Wie soll ein Landwirt noch langfristige Pläne machen ?", fragt er angesichts der Umkehr des bisherigen Prämiensystems. Um weiter Geld zu erhalten, müssten die Bauern ihre Betriebe "völlig neu konzipieren".

Vorteile gebe es für Höfe, die ihre Flächen bislang schon extensiv bewirtschaftet hätten, sagt Boes. Nachteile hätten Betriebe zu erwarten, die intensiv wirtschafteten und auf die Tierprämien angewiesen seien.

Bei der Milch gebe es eine Unsicherheit mit der Quote, sagt Boes. Bei den Schweinen werde die Vermarktung aufgrund neuer Hygienevorschriften in der Schlachtverordnung schwieriger. Weniger schwer werde es für die Halter von Mutterkühen, die ihr Grünland extensiv bewirtschafteten und mit einer Grünlandprämie rechnen könnten.

Probleme erwartet Boes für die Eierproduktion bei kleinen Geflügelbeständen. "Die Eier müssen alle gestempelt, sortiert, gewogen und registriert werden", erklärt er. "Wir werden unsere frei laufenden Hühner abschaffen müssen, denn für den kleinen Betrieb rechnet es sich nicht, die erforderlichen Maschinen anzuschaffen", beschreibt er die eigene Situation. Das sei nur in Großbetrieben rentabel.

Während die Kartoffeln weiter marktorientiert blieben, bringe die Flächenprämie für den Getreideanbau weniger Geld. Das Aus sieht Boes für den Rübenanbau, wenn die Zuckermarktordnung aufgelöst und Rohrzucker importiert wird. "Dann sind wir vom Markt, da können wir nicht mithalten." Beim Obstbau seien die Prämien nicht entscheidend. Der Markt reguliere den Preis.

Verärgert zeigt sich Boes über den zusätzlichen Papierkram. "Die Fläche, die wir für die Verwaltung brauchen, ist fast größer als die Fläche für die Viehhaltung" schimpft er. Alles müsse wieder neu kalkuliert werden. Schließlich hätten die Bauern aufgrund der alten Prämien ihre Ställe gebaut und Grünland angelegt. "Es ist wie im Lotto", ärgert sich Boes.

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