Preisabsprachen beim Bier Gaffel, Früh und Co. wollen sich gegen Bußgelder wehren

BONN/KÖLN · Das Bundeskartellamt steht offenbar unmittelbar vor Abschluss des zweiten Kapitels rund um angebliche Preisabsprachen beim Bier. Dabei drohen Brauereien im Rheinland laut der "Rheinischen Post" Millionenbußen.

Schaum auf einem Bierglas: Das Bundeskartellamt steht kurz vor seiner abschließenden Entscheidung über das bislang größte Bierkartell in Deutschland.

Schaum auf einem Bierglas: Das Bundeskartellamt steht kurz vor seiner abschließenden Entscheidung über das bislang größte Bierkartell in Deutschland.

Foto: dpa

Nach dem Bericht sollen die Kölner Brauereien Gaffel und Früh jeweils rund drei Millionen zahlen, die Erzquell-Brauerei im oberbergischen Wiehl eine Million und die Korschenbroicher Brauerei Bolten zwischen 150 000 und 170 000 Euro.

Mitte Januar hatte die Wettbewerbsbehörde bereits Bußgelder von insgesamt über 100 Millionen Euro gegen die Brauereien Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und die kleine Privat-Brauerei Barre verhängt, weil sie Preiserhöhungen zwischen 2006 und 2008 abgesprochen haben sollen.

Bei den rheinischen Brauern könnte sich das Verfahren aber noch hinziehen. Denn einige Häuser wollen sich gegen eine Kartellstrafe wehren. Noch habe man aber keinen Bescheid vom Bundeskartellamt bekommen, sagte Früh-Marketingchef Dirk Heisterkamp gestern.

Er betonte gleichzeitig, die Früh-Brauerei habe sich nicht kartellrechtswidrig verhalten. "Es gab und gibt keine Absprachen mit Wettbewerbern", so Heisterkamp. Sollte das Kartellamt eine Strafe gegen Früh aussprechen, werde man sich mit allen juristischen Mitteln zur Wehr setzen.

Bei der Gaffel-Brauerei wollte man mit Hinweis auf das laufende Verfahren keine Stellung nehmen, und auch die Erzquell-Brauerei äußerte sich auf Anfrage nicht. Bolten-Chef Hollmann, der aktuelle Präsident des NRW-Brauereiverbandes, kündigte in der "Rheinischen Post" an, gegen ein mögliches Bußgeld Rechtsmittel einzulegen.

Im Visier des Kartellamtes sind auch der NRW-Brauerei-Verband und zwei weitere Brauereiriesen. Das sind die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe und der dänische Brauer Carlsberg. Ihnen droht wegen des hohen Umsatzes insgesamt eine dreistellige Millionenstrafe.

In einem knallharten Wettbewerb kämpfen die Brauereien um jeden Biertrinker. Seit Jahren geht der Absatz zurück, und die Margen sind niedrig. Da sind "kreative" Ideen gefordert. So wirft das Kartellamt den Unternehmen vor, für Fassbier zwischen 2006 und 2008 Aufschläge von jeweils fünf bis sieben Euro je Hektoliter verabredet zu haben. Darüber hinaus hätten sie 2008 eine Preiserhöhung für einen 20-Flaschen-Kasten von einem Euro untereinander abgesprochen.

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