Gläubiger stimmen Rettungsplan zu Galeria Karstadt Kaufhof vor der Rettung

Essen · Die Gläubiger sollen auf 2,2 Milliarden Euro verzichten und so den Fortbestand des Konzerns sichern. 5900 Beschäftigte dürften ihren Job verlieren, 47 Filialen geschlossen werden. Weitere könnten in den nächsten Jahren folgen.

 Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof demonstrieren vor der Gläubigerversammlung für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof demonstrieren vor der Gläubigerversammlung für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Foto: dpa/Oliver Berg

Am Ende blieb kaum eine andere Wahl. Wäre der von der Unternehmensführung vorgeschlagene Insolvenzplan für Galeria Karstadt Kaufhof nicht gebilligt worden, hätte dies das Aus für den Konzern zur Folge gehabt. Alle, die noch Forderungen gegen das Warenhausunternehmen haben, wären wohl leer ausgegangen. Galeria Karstadt Kaufhof wäre zerschlagen worden, Investoren hätten sich einzelne Häuser respektive Pakete von Niederlassungen sichern können. Ein Alptraum für alle Beteiligten.

Da ist es besser, auf den größten Teil der Forderungen zu verzichten und darauf hoffen zu dürfen, überhaupt etwas zurück zu bekommen. Entsprechend gingen Vertreter der Gewerkschaft Verdi am Dienstag davon aus, dass der Plan mit großer Mehrheit gebilligt werden würde. Aber natürlich ist dieser Plan ein Akt voller Schmerzen. Für alle Gläubiger, die auf mehr als zwei Milliarden Euro und damit auf 95 Prozent ihrer Forderungen verzichten, für knapp 6000 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren sollen, für die verbleibenden 22 000, die weitere Einschnitte fürchten müssen, obwohl manche schon ihre sechste Sanierung durchmachen. Das heißt: Verzicht auf Teile des Entgelts, ausbleibende Gehaltserhöhungen, weiter Angst um die Existenzgrundlage.

Dass es dem Sanierungsplan zufolge „nur“ noch 47 Warenhäuser sind, die dem Sparprogramm zum Opfer fallen sollen, darf die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zweifellos als Erfolg verbuchen. Das heißt aber nicht, dass die verbleibenden Niederlassungen des Konzerns bei grünem Licht für den Sanierungsplan eine dauerhafte Überlebensgarantie bekommen könnten. Beispielsweise der Online-Handel, der viele Kunden hat abwandern lassen, bleibt für die Warenhäuser ein Riesenproblem. Trotzdem glaubt die Gewerkschaft Verdi an das Überleben weiterer Filialen.

Der überlebensfähige Teil von Galeria Karstadt Kaufhof soll den Planungen zufolge in einigen Jahren eine Umsatzrendite von zumindest fünf Prozent abliefern. Wie das gehen soll, ist Experten schleierhaft. „In guten Kaufhof-Zeiten waren es mal knapp sieben Prozent (vom Ebit, Anm. d. R.), und da hat der damalige Metro-Chef Eckhard Cordes schon gesagt, Kaufhof verdiene seine Kapitalkosten nicht“, erinnert sich der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrit Heinemann. Denkbar sei das Erreichen eines solchen Ziels nur, wenn man sich „extrem gesundschrumpft“. Das heißt, von den vermutlich verbleibenden rund 120 Filialen müsste in den kommenden Jahren noch einmal jede fünfte geschlossen werden, was den Abbau weiterer Tausender Jobs bedeuten würde. „Und wenn man beispielsweise eine Milliarde Euro Umsatz künftig online erzielen wollte, müsste man genauso viel Geld investieren“, gibt Heinemann zu bedenken. Viele Hindernisse also auf dem Weg zurück zu einem erfolgreichen Handelskonzern. Aber zunächst einmal ist der Gesamtkollaps abgewendet worden. Dazu war auch der österreichische Investor René Benko, das Gesicht der Eigentümergruppe Signa, gefragt. Rund 1,7 Milliarden Euro will Signa angeblich in die Sanierung investieren. Da, so heißt es in Handelskreisen, seien allerdings auch 700 Millionen Euro eingerechnet, die der Immobilien-Investor durch den jüngsten Verkauf von 17 Häusern erzielt habe. Und natürlich der Mietverzicht: Wie andere Immobilien-Eigentümer habe Benko auf Geld verzichtet. Manche Vermieter einschließlich Kommunen hätten dem Warenhausbetreiber sogar Mietfreiheit zugebilligt.

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