Spielemesse für Zuhause So soll die Gamescom digital ablaufen

Köln · Erstmals verlagert die Kölner Messegesellschaft eine Großmesse komplett ins Internet. Die Corona-Pandemie ließ den Kölnern keine andere Wahl – und die Computerspielemesse Gamescom ist die ideale Kandidatin. 300 Firmen machen mit.

Am 27. August beginnt die digitale Gamescom.

Am 27. August beginnt die digitale Gamescom.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Der Kampf gegen einen unsichtbaren Feind, das ist eigentlich ein Stoff für ein Computerspiel, so Kölns Messe-Chef Gerald Böse. In Zeiten der Corona-Pandemie sei es das wahre Leben. Das Virus verändert seit Monaten das Alltagsleben, und auch die diesjährige Ausgabe der Computerspiele-Messe Gamescom wird eine spezielle.

Über 370.000 Computerspiele-Fans, die teils als ihre Lieblingshelden aus den Spielen verkleidet durch die Messehallen und durch die Stadt ziehen: Solche Bilder aus wird es bei der digitalen Gamescom in gut einer Woche nicht geben. Die wird auch Böse vermissen. „Auf der einen Seite bin ich sehr traurig, weil dieses spezielle Gamescom-Feeling, das ja die ganze Region elektrisiert, jetzt wegfällt“, sagte der Messe-Chef am Dienstag bei der Vorstellung des Konzepts der aktuellen Ausgabe der Computerspiele-Messe. Auf der anderen Seite zeigt er sich gespannt, wie sich die digitale Gamescom entwickelt. „Das ist für uns ja die erste reine digitale Messe in Köln“, sagte Böse.

Was sind die Schwerpunkte der anstehenden Gamescom?

Natürlich stehen die Computerspiele im Vordergrund. 20 neue Spiele werden auf der Gamescom präsentiert. Das Interesse der Spieler an Neuheiten ist groß, ist groß, zumal Sony und Microsoft Ende des Jahres jeweils neue Generationen ihrer erfolgreichen Konsolen PlayStation und XBox auf den Markt bringen mit besserer Grafik und schnelleren Ladezeiten, so Falk.

Immerhin acht Millionen Deutsche planen nach einer repräsentativen Umfrage den Kauf einer neuen Konsole, noch bevor sie bei den Händlern auch nur einen Blick auf die Geräte werfen konnten.

Leitthema der Messe ist „Spielend in die Zukunft“. Positive Auswirkungen von Spielen und der Spielebranche auf die Gesellschaft seien in der Corona-Pandemie deutlich geworden, so Falk. 27 Prozent der Spieler gaben in der Umfrage etwa an, dass sie während der Pandemie öfter mit der Familie und Freunden zusammen gespielt hätten. 43 Prozent finden, dass Computerspiele helfen könnten, solche Krise besser durchzustehen. „Games sind ein besonderes soziales Medium, sie verbinden Milliarden von Menschen in der ganzen Welt“, so Falk. Außerdem setzten immer mehr Eltern und Kinder auf Lernspiele, sogenannte  Serious Games. Allerdings: 61 Prozent der Befragten meinten, die Corona-Zeit habe gezeigt, dass Deutschland beim Einsatz von Lernspielen schon viel weiter sein sollte. 77 Prozent der Befragten finden, Schule sollte die Kompetenz zum Umgang mit den Medien des Digitalzeitalters vermitteln. Freilich glauben 74 Prozent, dass Schulen in Deutschland in der Regel technisch nicht gut genug ausgestattet sind.

Wie verlagert man eine Großmesse ins Netz?

Die Umstellung war eine Herkulesaufgabe. Die Teams waren ganz anders gefordert. Statt Messeständen nach mit Quadratmeterpreisen konnten die Unternehmen digitale Pakete mit bestimmten Inhalten buchen. Da stellten sich neue juristische Fragen. Und dabei hat die Messe in kurzer Zeit laut Böse sehr viel gelernt, dass die Messegesellschaft nicht nur für die Gamescom, sondern auch für weitere Angebote nutze kann.

Mehrere Millionen Euro – insbesondere für die Entwicklung neuer digitaler Formate – habe die Messe in die digitale Gamescom investiert. Zumindest einen Teil dieser Investitionskosten würde bereits die jetzt anstehende Gamescom einspielen. Insgesamt werde sich die Investition auf jeden Fall lohnen. „Der Weg hin zu auch digitalen Veranstaltungen, wird auch in nicht allzu ferner Zukunft ein profitabler sein“, so Böse. Und wenn die Kölner Messe die Computerspielemesse nicht ins Netz gebracht hätte, wäre bestimmt ein Anbieter gekommen, der sich der Bündelung der Aktivitäten rund um Computerspiele angenommen hätte, so Böse.

Wie  läuft eine Messe mit sonst Tausenden Besucher im Netz ab?

Als Heart of Gaming, also das Herz der Computerspiele, bezeichnet sich die Gamescom. Das Herz schlägt in diesem Jahr anders, aber es schlägt kräftig, verspricht Böse. Und für die Verlagerung ins Netz sei kaum eine Messe besser geeignet als die Computerspielemesse Gamescom.

Die Eröffnungsnacht hat bei der letzten Ausgabe bereits ein Millionenpublikum vor die Bildschirme gelockt. Jetzt gibt es Aussicht auf 100 Millionen Computerspiele, die bei der Gamescom im Netz zumindest einmal vorbeischauen.

Die Konferenz devcom, auf der sich Entwickler über neue Trends und Spiele austauschen, läuft bereits seit Montag. Der Startschuus für die Computerspiele-Messe fällt am 27. August. Dann gibt es die Eröffnungsnacht der Gamescom mit einem Ausblick auf neue Spiele.  Die können die Spielefans weltweit über die Plattform Gamescom now verfolgen. Die Nutzung ist kostenlos.

Auf dieser Plattform können bis zum 30. August  Spiele ausprobiert werden, und es werden Live-Demonstrationen von neuen Spielen, Bild- und Videos zu Neuerscheinungen oder Shows von Spieleanbieter zu sehen sein. Es gibt Zusammenfassungen mit den Highlights des Tages oder später dann der gesamten Messe. Und in speziellen Bereichen werden etwa die Produkte unabhängiger Entwickler präsentiert. Außerdem gibt es besondere Angebote für Fans von Cosplay (also Rollenspielen nach virtuellen Vorbildern) oder eSport.

Wer sich ab Donnerstag auf Gamescom now registriert bekommt von den Partnern der Messe exklusive Angebote oder kann an Sonderaktionen teilnehmen. „Auch wenn die Gamescom in diesem Jahr rein online stattfindet, so zeigt sie doch die gesamte Bandbreite von Games“, sagte Felix Falk, Geschäftsführer des Computerspieleverbands Game.

Wird das diesjährige Konzept der Gamescom angenommen?

Es scheint so. 300 Partner, mehr als die Hälfte davon sind mit Blick auf die Gamescom 2019 neu dazugekommen, wertet Böse als sehr positive Resonanz. Ebenso die 600 Unternehmen, die sich auf der Entwicklerkonferenz angemeldet haben und andere Unternehmer treffen. Die Werbezeiten während der Eröffnungsnacht sind ausverkauft. Auch bei den Computerspielern scheint zumindest die Vorfreude groß zu sein. Ein Hashtag des Streamingdienstes TikTok, mit dem die Messe letzte Woche eine Partnerschaft eingegangen ist, hat über 80 Millionen Aufrufe erzielt. Aber dennoch hofft Böse bei der nächsten Ausgabe der Gamescom 2021 wieder auf Publikum vor Ort.

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