Blitzumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg Gastgewerbe in der Region blickt mit Sorge in die Zukunft

Bonn · 60 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe in der Region Bonn-Rhein-Sieg erwarten in den kommenden Monaten geringere Umsätze. Das hat eine Blitzumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg ergeben.

 Auch in der Bonner Innenstadt werden in der Gastronomie die Zertifikate kontrolliert.

Auch in der Bonner Innenstadt werden in der Gastronomie die Zertifikate kontrolliert.

Foto: Meike Böschemeyer

Nach einer rasanten Erholung im Sommer und Frühherbst blickt das Gastgewerbe in Bonn/Rhein-Sieg wieder mit großen Sorgen in die Zukunft. Das ergab eine Blitzumfrage unter 32 Betrieben, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg vergangene Woche durchgeführt hat. Über 60 Prozent der Betriebe erwarten demnach in den kommenden Monaten eine rückläufige Geschäftsentwicklung. Die Zahl nähert sich nach einem Zwischenhoch wieder dem Tiefpunkt im Frühjahr 2021 an.

„Aktuell werden Veranstaltungen wieder abgesagt, Reisen verschoben und Restaurantbesuche vermieden“, sagte Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen, IHK-Vize-Präsidentin für die Region. So klagen neun von zehn Hotels und Gastronomiebetrieben über eine Stornierungswelle und einen drastischen Buchungsrückgang seit Mitte November. „Die Bevölkerung ist total verunsichert, wie sie sich verhalten soll“, sagte die Tourismus-Expertin. 88 Prozent der Betriebe gehen nun von einem Nachfragerückgang aus. Mehr als ein Drittel rechnen damit, dass sie ihre Geschäftstätigkeiten bald wieder einstellen müssen – etwa aufgrund eines neuerlichen Lockdowns.

Auch die Personalsituation der Unternehmen ist laut der IHK-Umfrage wieder extrem angespannt. Fast die Hälfte der Befragten plant mit weniger Beschäftigten. Durch die Engpässe rechnen vier von fünf Gastronomen mit einer Mehrbelastung des vorhandenen Personals. Zwei Drittel gehen davon aus, ihr Angebot einschränken zu müssen.

Vier von fünf sprachen sich für allgemeine Impfpflicht aus

Die IHK befragte die Unternehmen auch zu ihren Erwartungen an die Politik. Vier von fünf sprachen sich für eine allgemeine Impfpflicht aus, 72 Prozent für die Verlängerung der Kurzarbeit. Zwei Drittel der Betriebe wünschen sich außerdem eine Verlängerung der staatlichen Hilfen, rund die Hälfte die Beibehaltung der kostenlosen Schnelltests. Nicht alle Antworten waren jedoch einheitlich: Während gut die Hälfte der Unternehmen einen Lockdown vermeiden will, wünschen sich 16 Prozent vorübergehende Kontaktbeschränkungen. „Vermutlich sind es besonders jene Betriebe, die derzeit kaum über die Runden kommen, die sich einen kurzen Lockdown wünschen“, sagte Stephan Wimmers, IHK-Geschäftsführer. „Man erhofft sich, auf diese Weise schneller aus dem Tal zu kommen.“

Seine Kollegin Winterwerp-van den Elzen rechnet damit, dass sich das Stimmungsbild in der Branche vor Februar 2022 nicht aufhellen wird. Der diesjährige Sommer macht der IHK-Vize-Präsidentin jedoch Hoffnung auf eine abermalig rasche Belebung im Frühjahr. Mit der Marketing-Kampagne „Region Bonn, überrascht?“ habe man über Social-Media-Kanäle über 300 000 Menschen erreicht – und damit den Wegfall der Geschäftsreisenden durch Freizeittourismus ein wenig kompensiert. Zusätzliche finanzielle Mittel, wie die zuletzt bis März 2022 verlängerten Überbrückungshilfen, seien jedoch notwendig.

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