Versicherungskonzern Generali hat seine Kleinaktionäre im Visier

KÖLN · Der italienische Versicherungskonzern Generali will in Deutschland die Kleinaktionäre ausbooten. Eine Hauptversammlung der Generali Deutschland Holding AG in Köln am 4. Dezember soll beschließen, dass die Kleinaktionäre ihre Anteile von knapp vier Prozent des Kapitals auf den italienischen Hauptaktionär, die Assicurazioni Generali in Triest, übertragen.

 Der Sitz der Versicherung Generali Deutschland in Köln.

Der Sitz der Versicherung Generali Deutschland in Köln.

Foto: DPA

Ausgelobte Barabfindung je Aktie, vom Wert der deutschen Generali abgeleitet: 107,77 Euro. Das kostet die Italiener über 226 Millionen Euro. Können sich Kleinaktionäre wehren, und wie kommt der Abfindungskurs zustande?

Die Kleinaktionäre sind dem Verlangen des Hauptaktionärs mehr oder weniger ausgeliefert. Gegen die Wirksamkeit des Übertragungsbeschlusses kann bei Rechtsverstößen zwar geklagt werden, das zuständige Oberlandesgericht kann die Eintragung ins Handelsregister aber trotzdem freigeben, etwa wenn die Klage offensichtlich unbegründet ist oder das Interesse der Gesellschaft am Vollzug als vorrangig angesehen wird.

Die Höhe der Abfindung kann man nicht durch Klagen anfechten, sondern nur in einem gerichtlichen Spruchverfahren nachträglich überprüfen lassen. Spruchverfahren ziehen sich meist lange hin, zumal dann, wenn die Spruchkammer neue Bewertungsgutachten bestellt.

Der deutsche Generali-Konzern ist nach Allianz der zweitgrößte Erstversicherer auf dem deutschen Markt mit 13,8 Milliarden Euro an Beitragseinnahmen und 503 Millionen Euro Konzernergebnis 2012. Die von Generali beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bewertet den Konzern mit knapp 5,8 Milliarden Euro.

Dabei fällt auf, dass das Segment Lebens-/Krankenversicherung (vor allem AM Leben, Generali Leben, Cosmos Leben, Central Kranken) zwar mit 76 Prozent an den Beitragseinnahmen beteiligt ist, zur Bewertung aber nur 2,447 Milliarden Euro beisteuert.

Dagegen erreicht die Schaden-/Unfall-Versicherung (AM-Versicherung, Generali Versicherung, Cosmos Sach und Advocard ) mit 24 Prozent Anteil am Beitragsvolumen einen Wert von 2,512 Milliarden Euro. Hinzu kommen Finanzdienstleister wie die Bausparkasse Badenia. In der Bewertung spiegelt sich die prekäre Lage der Lebensversicherung mit hohen Garantiezinsverpflichtungen.

Wie viel ein Unternehmen wert ist, das versucht man durch eine Prognose künftiger Erträge und finanzieller Überschüsse zu ermitteln. Diese Prognose ist das Kernproblem jeder Unternehmensbewertung. Da die Überschüsse erst in der Zukunft anfallen, werden sie durch "Abzinsung" auf den gegenwärtigen Kapitalwert heruntergerechnet.

Je höher der angesetzte Kapitalisierungszins, desto geringer der Unternehmenswert und umgekehrt. Die Höhe des Kapitalisierungszinses ist deshalb ein beliebtes Streitobjekt.

Untere Grenze der Abfindung ist nach der Rechtsprechung der durchschnittliche Aktienkurs in den letzten drei Monaten vor Ankündigung des "Squeeze Out". Das waren in diesem Fall 100 Euro, also weniger als die gebotenen 107,77 Euro.

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