Martin Seiler wird neuer Personalvorstand Geschäftsführer der Telekom wechselt zur Deutschen Bahn

Bonn · Martin Seiler, Geschäftsführer bei Telekom Deutschland, wird neuer Personalvorstand der Deutschen Bahn. Auch bei der Deutschen Post ist er kein Unbekannter.

 „Wem gehört die Zeit?“ heißt das Fachbuch, das Martin Seiler 2016 herausgegeben hat.

„Wem gehört die Zeit?“ heißt das Fachbuch, das Martin Seiler 2016 herausgegeben hat.

Foto: Roland Kohls

Martin Seiler wird ab 1. Januar viel Zug fahren. Einerseits lernt er so die Mitarbeiter seiner neuen Firma kennen, andererseits kommt er so am besten vom Wohnort Unkel, der auch Wohnsitz der Familie bleibt, zum Arbeitsort Berlin und zurück. Seiler, seit Juni 2015 Personal-Geschäftsführer bei Telekom Deutschland am Bonner Landgrabenweg, wird ab 1. Januar Personalvorstand der Deutschen Bahn. Die Entscheidung hat der Bahn-Aufsichtsrat am Freitag abgesegnet.

Vorausgegangen war bei der Bahn ein Streit um die Neubesetzung des Ressorts Güterverkehr und Logistik, der zu monatelanger Verschiebung der Entscheidung führte. Diese Position übernimmt Barclays-Banker Alexander Doll. Das Gerangel um den Logistik-Posten verzögerte auch die Berufung der Aachener Professorin Sabina Jeschke zum Digitalvorstand sowie von Seiler zum Arbeitsdirektor. Beide Personalien galten eigentlich als unstrittig. Das Vorschlagsrecht für den Personalvorstand lag bei den Arbeitnehmervertretern.

Die Liste an Klagepunkten über das Bundesunternehmen ist lang: Unpünktliche Züge, unfreundliches Personal, unzuverlässiger Service. Seiler ist sich dessen bewusst: „Es ist eine enorme Herausforderung. Mich erwarten große Aufgaben.“ Spannend sei die Vielfalt der Themen beim größten Mobilitätsdienstleister Deutschlands. Die Deutsche Bahn AG beschäftigt aktuell rund 306 000 Vollzeitmitarbeiter, davon 187 000 in Deutschland. Er freue sich, die Erfahrung, die er in schwierigen Transformationsprozessen gesammelt habe, dort anwenden zu können.

Seiler kam 2010 zur Telekom

Die Bahn sei genau wie andere Unternehmen auf dem Weg zu mehr Digitalisierung. Er werde er die erste Zeit nutzen, um die Themen von innen zu verstehen und die Standorte zu besuchen. Bei Martin Seiler hat bisher jeder Arbeitgeber mit dem Wort „Deutsche“ begonnen: Von der Post ging es zur Telekom und jetzt zur Bahn: Sicherlich könne er von den Erfahrungen bei den anderen profitieren, sagt er. Es gebe sicherlich Parallelen bei den Bundes- und Ex-Bundesunternehmen. Aber: „Jedes Unternehmen hat seine spezifischen Herausforderungen.“

Der 53-Jährige startete bei der Telekom 2010 als Geschäftsführer für Personal und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom Kundenservice GmbH. 2013 übernahm Seiler zusätzlich die Personalverantwortung für den Kundenservice. 2014 wurde er Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor Vivento Customer Service GmbH.

Seiler hat zunächst eine Ausbildung in der Oberpostdirektion Freiburg gemacht und ist 1990 zur Postgewerkschaft nach Frankfurt gewechselt. Später wurde er Bundesfachgruppenleiter bei der Nachfolgegewerkschaft Verdi. Zu dieser Zeit war er auch Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Post AG war. Danach wechselte er zur Deutschen Post DHL. Dort verantwortete er als Personalleiter des Geschäftsbereichs Express und Logistics ab 2004 die personelle Integration der DHL Gesellschaften Deutschlands. Als Mitglied des Bereichsvorstandes von Express Deutschland arbeitete Seiler von 2007 bis 2009 an neuen Standards der Personalentwicklung.

Neues Modell mit flexibleren Arbeitszeiten

In die Zeit Seilers bei der Telekom fiel die Neugestaltung der Ausbildung. Ein Ausbildungspakt mit den Gewerkschaften schrieb die Zahl der neuen Ausbildungsplätze von 2016 bis 2018 auf 2200 im Jahr fest. Davor stand die Zahl der Ausbildungsplätze im prozentualen Bezug zur Anzahl der in Deutschland tätigen Beschäftigten und wäre damit gesunken. Die Ausbildungsberufe wurden modernisiert.

„Einfach anders“ heißt das Programm zur Umstrukturierung bei Telekom Deutschland, das Seiler dieses Jahr betreut hat. Es sieht tiefgreifende Veränderungen der Unternehmensstrukturen innerhalb Deutschlands vor. 20 000 der 66 000 Mitarbeiter sind in diesem Jahr betroffen Zum 1. Januar 2018 stehen weitere Schritte bei Servicemitarbeitern und im Geschäftskundenvertrieb ab. Wie Seiler sagt, habe er ein starkes Team vorgefunden und bleibe den Kollegen verbunden. „Es macht mich stolz, dass ich die Telekom auf dem bisherigen Weg in die Digitalisierung begleiten durfte.“

Bei Telekom Deutschland gibt es ein neues Modell flexibler Arbeitszeiten für die Servicemitarbeiter. So kann die wöchentliche Arbeitszeit ab kommendem Jahr für einen bestimmten Zeitraum um bis zu vier Stunden erhöht werden. Die Beschäftigten erhalten dafür Lohn- oder Freizeitausgleich.

Auch bei der Bahn konnten sich die Mitarbeiter im vergangenen Jahr bei einer Wahlmöglichkeit zwischen mehr Geld und mehr Urlaub entscheiden. Die Hälfte nahm mehr Urlaub.

Das zeige deutlich, wo Bedürfnisse von Beschäftigten heute lägen: „Generell werden Arbeitszeitfragen immer wichtiger. Da werden wir in verschiedenen Branchen weitere Modelle sehen.“

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