Karstadt will Kaufhof kaufen Gewerkschaft befürchtet Jobabbau

Düsseldorf · Eine mögliche Fusion von Karstadt und Kaufhof könnte bis zu 10 000 Arbeitsplätze kosten. Investor Signa bietet offenbar drei Milliarden Euro.

 Kaufhof hat seinen Sitz in Köln.

Kaufhof hat seinen Sitz in Köln.

Foto: picture alliance / Oliver Berg/d

Die Warenhauslandschaft steht vor einem Umbruch. Der österreichische Karstadt-Eigentümer René Benko will nun auch den Rivalen Kaufhof schlucken. „Wir haben ein Angebot für Kaufhof eingereicht“, sagte ein Signa-Sprecher. Laut Insidern bietet Signa dem kanadischen Handelsunternehmen Hudson’s Bay Company (HBC) drei Milliarden Euro für den Kaufhof. HBC hatte die Warenhauskette erst 2015 vom Düsseldorfer Metro-Konzern übernommen.

Die Belegschaft ist alarmiert. Die Gewerkschaft Verdi sorgt sich seit Langem, dass eine Fusion der beiden verbliebenen Kaufhausketten zu einem massivem Stellenabbau führt. „Ich rechne damit, dass die Fusion bis zu Zehntausend der rund 40 000 Arbeitsplätze kosten wird“, sagte Gerrit Heinemann, Handelsexperte der Hochschule Niederrhein, unserer Redaktion. Bei einer Fusion würden zum einen Verwaltungsfunktionen zentralisiert, zum anderen Häuser schließen. „An Standorten, an denen es derzeit Karstadt und Kaufhof gibt, dürfte jeweils ein Haus geschlossen werden. Entsprechend scharf wird auch im operativen Bereich der Stellenabbau ausfallen.“ In Düsseldorf, Köln, Bonn und Duisburg etwa gibt es sowohl Häuser von Karstadt und Kaufhof, meist liegen sie dicht beieinander und haben ein ähnliches Sortiment.

Der Handelsexperte erwartet, dass von den derzeit rund 200 Warenhäusern in Deutschland nur 80 bis 100 übrig bleiben. „Aus der Fläche wird das Warenhaus verschwinden.“ Zum Vergleich: In der Blütezeit hatte die Branche inklusive Hertie und Horten mehr als 500 Häuser. Zur Frage, wo die Zentrale des fusionierten Unternehmens liegen könnte, sagte Heinemann: „In Köln gibt es mehr Tradition, in Essen mehr Flexibilität. Das spricht eher für Köln als Sitz einer neuen Warenhaus AG.“

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) mahnte die Beteiligten, den Beschäftigten eine Perspektive zu geben. „Da sowohl Karstadt als auch Galeria Kaufhof in Nordrhein-Westfalen beheimatet sind und hier viele Kaufhäuser mit Tausenden von Mitarbeitern betreiben, beobachte ich die Entwicklung mit größtem Interesse“, sagte er. Der Kaufhof-Eigentümer HBC reagierte zunächst reserviert auf die Offerte. Das Management werde Signas Angebot pflichtgemäß in angemessener Zeit prüfen, es sei aber unvollständig und unverbindlich, erklärten die Kanadier. HBC-Chef Richard Baker hatte erst vor Kurzem in einem Brief an die Kaufhof-Beschäftigten bekräftigt: „Selbstverständlich stehen wir auch weiterhin zu unserem Engagement und unserer Wachstumsstrategie in Europa.“

Heinemann hält das aber für Taktik: „Der Widerstand von HBC ist nur taktisch. Die Kanadier haben sich mit dem Kaufhof verspekuliert. Wenn sie jetzt nicht die Chance zum Ausstieg nutzen, wäre das unverständlich.“ In der Tat läuft es für den Kaufhof aktuell schlecht. Die Warenhauskette kämpft mit Umsatzrückgängen und Verlusten. Das Kaufhof-Management drängt die Gewerkschaft Verdi gerade zu Gesprächen über einen neuen Tarifvertrag, um zu Einsparungen bei den Gehältern zu kommen.

René Benko hatte 2015 schon einmal einen Anlauf genommen, um den Kaufhof zu übernehmen, war aber abgeblitzt. Dem Immobilienunternehmer soll es beim Kaufhof vor allem um die Immobilien in den wertvollen Innenstadtlagen gehen. Sie sollen mit 2,7 Milliarden Euro bewertet werden.

Beim Bundeskartellamt wurden die Pläne noch nicht angemeldet. Die Behörde erklärte, man werde sich das Vorhaben aber gegebenenfalls genau ansehen. Unterdessen berief der Kaufhof-Aufsichtsrat den früheren Metro-Manager Roland Neuwald (53) zum neuen Chef der Galeria Kaufhof GmbH.

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