Haribo-Museum Goldbär auf dem Bergfried? - Politiker kritisieren die Stadt

BAD GODESBERG · Der Besuch in der Bezirksvertretung wurde kein vergnüglicher Nikolausabend für Victoria Appelbe. Statt Naschereien hatten die Bad Godesberger Kommunalpolitiker für die städtische Wirtschaftsförderin die verbale Rute ausgepackt. Das Ende der Pläne für die Haribo-Erlebniswelt am Heimatstandort des Süßwarenherstellers im Godesberger Norden erhitzte ordentlich die Gemüter.

In mehreren Salven lud CDU-Fraktionsvorsitzender Philipp Lerch bei der Wirtschaftsförderin seinen ganzen Frust ab. Mit dem Haribo-Museum hätte man das weltbekannte Unternehmen auf lange Sicht am Standort Bonn binden können, unterstrich der Bonner CDU-Vorsitzende - offenbar noch den Schwung des dreitägigen Bundesparteitags in Hannover im Rücken - die ideelle wie wirtschaftliche Bedeutung des Gummibärchenherstellers für Bonn.

Auch Hillevi Burmester (SPD) bezeichnete das Projekt als wünschenswert. Jedoch habe die Verwaltung insofern richtig gehandelt, als sie dem Unternehmen von vorneherein die Rahmenbedingungen aufgezeigt habe. Auch sei bekannt, so Burmester, dass mit Haribo nicht immer leicht zu verhandeln sei.

Worüber man mit Haribo gesprochen habe, legte daraufhin Vicoria Appelbe dar. "Wir haben zu dem Projekt nie nein gesagt, ganz im Gegenteil: Aber wir haben angesichts der Dimension frühzeitig auf Dinge hingewiesen, die in solchen Fällen auch mit Blick auf genehmigungsrelevante Belange nun einmal zu klären sind", führte sie aus und nannte als Beispiele die Verkehrsführung, Parkmöglichkeiten und Fragen des Schallschutzes.

Wer nun dachte, damit sei der vorweihnachtliche Frieden wiederhergestellt, sah sich getäuscht: Von einem "abenteuerlich nachlässigen Umgang" der Stadt mit dem Projekt sprach Lerch. "Bei aller Pflicht zur Gleichbehandlung: In anderen Städten hätte man einem solch exponierten Vorhaben den roten Teppich ausgerollt und womöglich gar städtische Grundstücke zur Verfügung gestellt", sagte er.

Im Übrigen seien im Umfeld bislang keinerlei Widerstand oder Unmut vernehmbar gewesen und das Gelände vom öffentlichen Nahverkehr gut angebunden. Monika Heinzel (Grüne) zog Agilität und Kreativität der Wirtschaftsförderung anhand eines anderen Beispiels in Zweifel: "Mich wundert, dass das Gerüst um die Godesburg nicht längst für eine originelle Werbekampagne genutzt wird, und sei es als großes Gummibärchen", sagte sie. Von Interessenten, die sich diesbezüglich bereits bei der Bezirksverwaltungsstelle gemeldet hätten, wusste derweil deren Leiter Aloys von der Kall zu berichten.

"Das Ganze ist eine Bankrotterklärung der Verwaltung. Bad Godesberg ist ein Riesenprojekt durch die Lappen gegangen", schimpfte Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann. "Inwiefern hat das Vorhaben bei der Verwaltung Begeisterung und Emotion geweckt, und welche konkreten Hilfestellung haben Sie der Firma Haribo angeboten?", wollte sie von der Wirtschaftsförderin wissen. Die zog es indes vor, auf diese Fragen unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu antworten.

Dass Haribo von dem Vorhaben abgerückt ist, hatte die Verwaltung erst durch eine enstprechende Anfrage des General-Anzeigers erfahren. Seitdem wird im Stadthaus betont, man sei mit Haribo beständig im Gespräch. Ob und inwieweit noch eine Chance besteht, das Unternehmen umzustimmen, blieb aber auch am Mittwoch offen.

Die Firma Haribo hat zuletzt keine Umkehr ihrer Entscheidung erkennen lassen sondern die alten Fabrikhallen abgerissen, die teils auch Bestandteil des Museum werden sollten. Die Erlebniswelt, so hieß es, sei weiterhin geplant - nur eben nicht mehr in Bonn.

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