Ernährung Gute Geschäfte mit veganen Produkten

Bonn · Der Umsatz mit fleischlosen Produkten ist bundesweit innerhalb eines Jahres um fast 30 Prozent gestiegen. An diesem Wochenende findet in Köln die Messe Veganfach statt.

 Junges Gemüse: Immer mehr Menschen ernähren sich ohne tierische Produkte.

Junges Gemüse: Immer mehr Menschen ernähren sich ohne tierische Produkte.

Foto: picture alliance / dpa

Vegan, glutenfrei und ohne Schalenfrüchte. Was als Kennzeichnungspflicht für Allergiker in Deutschland angefangen hat, entwickelt sich heute zum zentralen Verkaufsargument. Wo früher beworben wurde, was alles in einem Produkt enthalten ist, stellt sich heute die Frage, wie frei ein Produkt ist. Der Umsatz mit vegetarischen und veganen Produkten ist laut Vegetarierbund im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent gewachsen. Alleine die Anzahl der neuveröffentlichten veganen Kochbüchern habe sich im vergangen Jahr verzehnfacht. Aus „Vegan als Trend“ ist inzwischen weit mehr geworden. Daher wird es für die Hersteller auch immer wichtiger, die Produkte deutlich zu kennzeichnen.

So tauchen in den Weinregalen deutscher Supermärkte inzwischen immer häufiger Hinweise auf den Flaschen auf, dass der Wein ohne tierische Produkte hergestellt wurde. Denn, dass Rebensaft nur aus Trauben gewonnen wird, ist für Veganer nur die halbe Wahrheit. „Schon seit vielen Hundert Jahren verwenden Winzer tierische Produkte wie beispielsweise Eiklar oder mittlerweile auch Gelatine, um den Wein zu klären“, erläutert Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Zwar wird der klare Wein anschließend abgezogen und von dem tierischen Produkt bleibt so gut wie nichts im Wein zurück, dennoch ist der Wein in seiner Herstellung nicht vegan. Auch wird stellenweise Hausenblase (getrocknete Schwimmblase eines Fisches aus der Familie der Störe) zur geschmacklichen Steuerung eingesetzt. Fisch ist für Veganer aber Tabu.

Komplett ohne tierische Produkte klärt das Weingut Pieper aus Königswinter seit 2013 seine Weine. „Ein rein pflanzliches Produkt soll auch rein pflanzlich bleiben“, sagt Inhaber Felix Pieper klar. Statt tierischer Gelatine benutzt das Gut inzwischen Protein aus Erbsen für die knapp 80 000 produzierten Flaschen pro Jahr. Auch auf den Etiketten steht inzwischen, dass der Wein vegan ist. Konkrete Verkaufseffekte seien schwierig zu messen, dennoch würden Kunden vermehrt aufmerksam auf den Vermerk auf der Flasche. Aber schon vor 2013 gab es konkrete Nachfragen, ob der Pieper Wein vegan sei. „In vielen Weinflaschen ist ohnehin veganer Wein enthalten, ohne dass die Winzer dies besonders hervorheben oder auf das Etikett schreiben. Denn immer mehr Winzer verzichten mittlerweile völlig auf die Klärung mit Hilfsstoffen jeglicher Art“, so das Deutsche Weininstitut.

Auch das Bonner Restaurant Cassius Garten setzt das Erfolgsmodell „Ohne“ um – allerdings bereits seit 1989. Und zwar als vegetarisches Vollwertrestaurant. Inzwischen sind auch 60 Prozent der Gerichte vegan. Ihr primäres Augenmerk liegt auf dem Restaurantbetrieb, aber auch das Caterings wird weiter ausgebaut.

Dieses Jahr sei die Nachfrage nach veganem Hochzeitscatering gestiegen, sagt Küchenchef Arndt Merke. Seit 18 Jahren kocht er für das Restaurant. Die Nachfrage nach veganem Essen sei vor allem in den vergangenen fünf, sechs Jahren gestiegen. Speziell der Standort Bonn trage dazu bei, weil sich die Bürger hier mehr Gedanken über ihr Essen machen würden als anderswo.

Am Freitag startet in Köln bereits zum sechsten Mal die Messe Veganfach. Über 100 Aussteller erwarten über 10 000 Endverbraucher und Fachbesucher. Neben der klassischen veganen Ernährung zeigen die Verantwortlichen auch vegane Alternativen in allen Lebensbereichen, wie Kosmetik oder Haushaltswaren. Für Endverbraucher ist die Messe Freitag ab 14 Uhr und Samstag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Tagestickets kosten zwischen zehn und 14 Euro.

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