Hamburg-Köln-Express kommt erst im April 2011

Der Hamburg-Köln-Express bleibt vorerst auf dem Abstellgleis. Statt für August dieses Jahres plant das Unternehmen Locomore nun erst für April 2011 mit der ersten Fahrt zwischen Norddeutschland und dem Rheinland.

Hamburg-Köln-Express kommt erst im April 2011
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Köln. Der Hamburg-Köln-Express bleibt vorerst auf dem Abstellgleis. Statt für August dieses Jahres plant das Unternehmen Locomore nun erst für April 2011 mit der ersten Fahrt zwischen Norddeutschland und dem Rheinland.

Auch die französische Bahn SNCF zog ihre Pläne für Fernverkehrsstrecken in Deutschland zunächst zurück. Die Unternehmen nennen Zeitmangel und Schwierigkeiten bei der Streckenzuteilung als Gründe. Branchenexperten aber führen die vorläufige Aufgabe der Bahn-Konkurrenten auch auf Finanzierungsschwierigkeiten und taktische Überlegungen zurück.

Die Pläne der SNCF-Tochter Keolis, etwa eine Verbindung von Straßburg über Köln nach Hamburg anzubieten, könnten demnach vor allem einem Machtpoker zwischen den Bahn-Konzernen Deutschlands und Frankreichs ge- schuldet gewesen sein.

Grundsätzlich nämlich wären die Franzosen nach Einschätzung der Bahnexpertin Maria Leenen schlecht beraten, wenn sie der Deutschen Bahn im Fernverkehr ihres Heimatmarkts Konkurrenz machten. "Die Deutschen täten sofort das Gleiche in Frankreich", sagt die Chefin der Unternehmensberatung SCI Verkehr.

Dass SNCF Interesse an deutschen Fernstrecken anmeldete, war deshalb möglicherweise auch ein Versuch, die Deutsche Bahn im Umgang mit ihren Nahverkehrskonkurrenten zu Veränderungen zu bewegen.

Erst Anfang des Jahres vollzog DB-Regio-Chef Frank Sennhenn tatsächlich eine Kehrtwende: "Wir müssen aus dem Stellungskrieg herauskommen", sagte er. Die Deutsche Bahn und ihre Nahverkehrswettbewerber müssten künftig gemeinsam "mehr Verkehr auf die Schiene bekommen".

Zumindest im Fall von Locomore ist zudem die Finanzierung der Züge schwieriger als zunächst erwartet. Unter anderem mit Verweis darauf stoppte das Unternehmen Planungen für Strecken zwischen Frankfurt und Berlin sowie zwischen Stuttgart und Hamburg auf unbestimmte Zeit.

"Vor der Lehman-Insolvenz wäre eine Finanzierung kein Problem gewesen", sagt Bahnexpertin Leenen. Seit Ausbruch der Finanzkrise aber sei die Situation viel schwieriger. Das Projekt Hamburg-Köln-Express will Locomore, das ein Joint-Venture der amerikanischen Railroad Development Corporation (RDC) und des Investors Michael Schabas ist, gleichwohl vorantreiben.

Für ein Gelingen spricht, dass die außerhalb der USA vor allem in Entwicklungsländern erfahrene RDC schon die nötigen Waggons erworben hat: ausrangierte Intercity-Züge der Österreichischen Bundesbahn.

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