Was darf das Gummibärchen kosten? Handelsstreit mit Haribo spitzt sich zu

Bonn/Grafschaft · Keine Gummibärchen mehr bei Lidl, ausgedünntes Sortiment bei Edeka: Haribo stößt beim Handel mit Preiserhöhung auf erbitterte Gegenwehr. Wie Experten den Handelsstreit bewerten.

Was soll das Gummibärchen kosten? Darüber streiten gerade Handel und Hersteller.

Was soll das Gummibärchen kosten? Darüber streiten gerade Handel und Hersteller.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb

Gummibärchen sollen teurer werden. Das hatte Haribo-Deutschland-Chef Andreas Patz schon im Juni im Interview mit dem General-Anzeiger angekündigt. Doch offenbar hat der ehemals Bonner Süßwarenkonzern Probleme, den Einzelhandel von seinen neuen Preisen zu überzeugen.

Nachdem im August laut „Lebensmittel Zeitung“ bereits Lidl das Fruchtgummi aus der Grafschaft aus seinen Regalen verbannt hatte, hat nun nach Brancheninformationen auch Edeka sein Haribo-Sortiment eingeschränkt. In einzelnen Märkten weisen die entsprechenden Regale deutliche Lücken auf. Weder Edeka noch Rewe wollten sich am Donnerstag auf Anfrage zu Verhandlungen mit Haribo äußern.

„Die Preisverhandlungen zwischen Einzelhandel und Herstellern gehen in aller Regel geräuschlos über die Bühne“, weiß Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn Rhein-Sieg. Dass der Streit ums Geld darin gipfelt, dass die entsprechenden Produkte aus den Regalen geräumt werden, sei keine Seltenheit. „Der Konzentrationsschub im Handel hat die Gangart gegenüber der weitgehend mittelständischen Lebensmittelindustrie verschärft.“

„Handel schadet sich auch selbst“

Roeb weist jedoch auch darauf hin, dass die Auslistung in der Regel die letzte Maßnahme nach längeren Verhandlungen sei: „Mit der Verbannung bekannter Produkte aus seinem Sortiment schadet sich der Handel schließlich auch selbst.“ Vor allem Ketten mit selbstständigen Kaufleuten wie Rewe und Edeka hätten es daher schwer, Auslistungen intern durchzusetzen.

Am Ende steht meist die Einigung

Bei einem Discounter wie Lidl sieht Roeb höhere Chancen, über einen längeren Zeitraum auf einen bekannten Namen wie Haribo zu verzichten: „Im Gegensatz zu Supermärkten erwarten die Kunden hier nicht die volle Bandbreite von Markenprodukten“, so Roeb. Bisher habe es nach einiger Zeit in nahezu allen Streitfällen eine Einigung mit Wiedereinzug in die Regale gegeben. Im Fall von Haribo vermutet Roeb, dass die Absatzschwäche des Traditionsunternehmens in den vergangenen Jahren die Position des Einzelhandels gegenüber dem Bärchenproduzenten gestärkt habe.

Auf der Grafschaft gibt man sich im Bärchenstreit selbstbewusst: „Haribo ist eine starke Marke, an der der Handel auf Dauer nicht vorbei kommt“, sagte ein Sprecher am Donnerstag auf Anfrage. Unter anderem wegen gestiegener Kosten sei die erste Preiserhöhung seit Jahren unvermeidlich gewesen. Zuvor hatte Haribo, das in diesem Jahr sein 100. Jubiläum feiert, auch über einen höheren Aufwand, etwa in der Produktion und bei den Lieferketten, während der Corona-Krise berichtet.

Marktführer in den USA

So werden derzeit nach Unternehmensangaben Gummibärchen aus Grafschaft in die USA exportiert. Hier liefen die Vorbereitungen für den Bau eines großen Werkes nach anfänglichen Verzögerungen wieder planmäßig, so der Sprecher weiter. Haribo habe die Marktführerschaft bei Süßigkeiten, ausgenommen Schokolade, in den USA erreicht und sei bisher von den Strafzöllen der Trump-Regierung verschont geblieben. Besonders gefragt sind bei den Amerikanern neben den „Goldbears“: die Fruchtgummi-Mischung „Starmix“.

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