Fragen nach Reisen und gesicherte Handys Hennefer Conet AG will deutlich wachsen

Hennef · Wie sich die Hennefer Conet AG als IT-Dienstleister der Ministerien vor Datenklau schützt. Wirtschaftsministerium überprüft die Mitarbeiter regelmäßig.

 Anke Höfer ist Vorstandschefin der Conet AG.

Anke Höfer ist Vorstandschefin der Conet AG.

Foto: Ingo Eisner

Der Weg in die Zentrale des Hennefer IT-Dienstleisters Conet führt durch eine Sicherheitsschleuse. Erst, wenn der Besuch sich nach der ersten Schiebetür als angemeldeter Gast ausgewiesen hat, öffnet sich die zweite Tür zum Empfangsraum. „Anders geht es nicht“, sagt Conet-Vorstandschefin Anke Höfer. „Sicherheit ist für unser Geschäft absolute Grundbedingung.“ Denn Conet liefert IT-Lösungen von der Software bis zum kompletten Netzwerk für den öffentlichen Dienst – zum Teil in sicherheitsrelevanten Bereichen wie der Verteidigung.

Der aktuelle Hackerangriff auf den Bund hat die Hennefer Experten nicht sonderlich überrascht. „Die Cyberbedrohung hat stark zugenommen und wird weiter wachsen“, erwartet Höfer. Denn Daten hätten sich zu einer lukrativen Handelsware entwickelt.

Die Sicherheitsmaßnahmen des Hennefer Unternehmens zeigen jedoch auch, mit welchem Aufwand Staat und Unternehmen Zugriffe auf ihre Daten abzuwehren versuchen. Die Mehrzahl der rund 500 Conet-Beschäftigten muss sich einer regelmäßigen staatlichen Sicherheitsüberprüfung unterziehen, denn nicht selten wählen Datendiebe den direkten Zugriff auf Netzcomputer. Der aktuelle Hacker-Angriff auf die Bundesregierung soll über den PC einer Brühler Fachhochschule des Bundes gestartet worden sein.

Von den Conet-Mitarbeitern in sicherheitsrelevanten Bereichen will das Bundeswirtschaftsministerium in Fragebögen unter anderem wissen, in welche Länder sie reisen und ob sie bereits Kontakte zu ausländischen Sicherheitsbehörden hatten. In der höchsten von drei Sicherheitsstufen sollen Interviews im sozialen Umfeld der Beschäftigten Aufschluss darüber geben, ob sie eventuell durch Hacker zu bestechen wären. „Das geht dann schon stark in den privaten Bereich“, sagt Conet-Chefin Höfer.

Umsatz auf fast 100 Millionen Euro gewachsen

„Aber in dieser höchsten Stufe befinden sich nur wenige unserer Mitarbeiter.“ Dazu kommt: Datenübertragung per Handy oder Laptop wird bei Conet verschlüsselt, Serverräume per Chipkarte gesichert, und Mitarbeiter haben nur zu den normalen Arbeitszeiten Zutritt zu den Gebäuden. „Es ist ein großer Aufwand sowohl für den Staat als auch für seine Lieferanten“, sagt Höfer zu den Sicherheitsvorkehrungen. Doch Conet profitiert auch von der gestiegenen Cybergefahr. „Mittlerweile haben auch die meisten Mittelständler eingesehen, dass sie in IT-Sicherheit investieren müssen“, sagt Vorstandschefin Höfer.

Der Umsatz von Conet soll in diesem Jahr auf fast 100 Millionen Euro wachsen. Dabei rechnet Conet mit einem Plus von rund zwölf Millionen Euro aus eigener Kraft. Weitere 20 Millionen Umsatz bringt der Niederkasseler IT-Dienstleister ACT mit, den Conet im vergangenen Jahr übernommen hat. Gemeinsam bieten die Unternehmen IT-Lösungen für Unternehmen und Behörden an. Conet hat unter anderem eine erweiterte Datenbank für die internationalen Projekte des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aufgebaut.

Nachdem im vergangenen Jahr der auf Mittelständler spezialisierte Finanzinvestor H.I.G. die Mehrheit an Conet von einem privaten Investor übernommen hat, will das Unternehmen deutlich wachsen. Auch weitere Übernahmen seien nicht ausgeschlossen, sagt Höfer. „Unser Ziel ist es, den Umsatz in den kommenden fünf Jahren zu verdoppeln.“ Dabei mangele es den Hennefern weniger an Nachfrage als an neuen Mitarbeitern. 90 Beschäftigte habe Conet allein im vergangenen Jahr eingestellt, sagt Höfer.

Mitarbeiter sucht die Conet AG, die bundesweit zehn Niederlassungen betreibt, allerdings in erster Linie für Berlin. Zwar seien die aus Bonner Hauptstadtzeiten gewachsenen Geschäftsbeziehungen zu verschiedenen Bundesministerien stabil, sagt die Vorstandchefin. „Doch wir müssen zunehmend vor Ort bei den Kunden in Berlin sein.“ In Hennef wird derweil der Büroraum für das Unternehmen eng. „Wir suchen nach einer Lösung“, heißt es.

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