Hotelbetreiber spüren Aufwind

Die Bettenauslastung in deutschen Hotels steigt 2004 nach drei schlechten Jahren deutlich an - Bonner Hotelier Dreesen: "Geiz-ist-geil-Nummer trifft auch Hotels"

Fritz Dreesen  vor seinem Hotel in Bonn-Mehlem.

Fritz Dreesen vor seinem Hotel in Bonn-Mehlem.

Foto: Lannert

Berlin. Die Hotelbranche in Deutschland freut sich nach drei wirtschaftlich schlechten Jahren wieder über eine verbesserte Zimmerauslastung und deutlich gestiegene Betriebsergebnisse. "2004 war ein gutes Jahr", sagte der Vorsitzende des Hotelverbandes Deutschland (IHA), Fritz Dreesen, am Donnerstag in Berlin.

Wie der IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe erläuterte, stieg die durchschnittliche Zimmerauslastung um 4,2 Prozent und belief sich damit auf gut 60 Prozent. Die Zimmererlöse nahmen leicht um 0,4 Prozent zu. Für das laufende Jahr erwartet die Branche nochmals ein Plus von drei Prozent bei der Auslastung.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg der Umsatz preisbereinigt um 0,3 Prozent, was nicht viel erscheint, vor dem Hintergrund sinkender Umsätze im Gastgewerbe (real knapp über zwei Prozent) die Hotellerie aber schon als erfreulich betrachtet. Gleichzeitig stieg die Zahl der Beschäftigten um knapp ein Prozent. Die Betriebsergebnisse vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern erhöhten sich pro verfügbarem Zimmer um gut 13 Prozent.

Luthe betonte, dass die gestiegene Auslastung "nicht über Preiszugeständnisse" erreicht worden sei. Gleichwohl hinken die deutschen Hotelpreise denen in anderen europäischen Ländern hinterher, wie Luthe sagte. Im Schnitt kostete ein Hotelzimmer in Berlin im vergangenen Jahr 88 Euro, in Madrid aber 126 Euro, in London 140 Euro und in Rom 157 Euro. Er musste allerdings einräumen, dass die Bundeshauptstadt "ein ganz besonderer Markt" ist.

Mit 35 Bauvorhaben für neue Hotels wachse das Angebot schneller als die Nachfrage und drücke auf die Preise. Sie gingen im vergangenen Jahr in Berlin um 2,2 Prozent zurück. Bundesweit gab es 323 neue Hotelprojekte, davon die meisten in Baden-Württemberg und Bayern.

Verbandschef Dreesen, der in Bonn das Rheinhotel Dreesen betreibt, nannte als Grund für den Preisdruck aber auch das andere Konsumverhalten der Deutschen: "Die Geiz-ist-geil-Nummer trifft auch die Hotels."

Deutsche investierten lieber, die Franzosen "leben gerne, der Komfort ist ihnen wichtig". "Wir hoffen, dass die Menschen wieder Qualität schätzen lernen."

Durchaus positiv dürften sich die Hotelpreise allerdings auf die Übernachtungen ausländischer Gäste ausgewirkt haben: Trotz Dollarschwäche stieg die Zahl von Hotelgästen aus den USA um fast 16 Prozent.

Heftige Kritik übte Dreesen an der Gebührenerhöhung von ARD und ZDF. Die geplante Erhöhung der Hotelpauschale um fast 60 Prozent ab April bedeute für die Branche jährlich 20 Millionen Euro Mehrausgaben.

Allein für seinen Betrieb stiegen die Rundfunkgebühren dann um knapp 4 200 Euro. "Wir werden uns dagegen juristisch zur Wehr setzen", kündigte der Verbandschef an. Die Berechnung der Hotelpauschale sei völlig "willkürlich".

Deshalb setze sich der Verband für eine grundsätzliche Reform der Gebührenordnung ein, die die Gebühren nicht mehr an die Bereithaltung eines Geräts knüpfe, sondern sie pro Haushalt und Unternehmen erhebe.

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