Kommission Arbeitsschutz und Normung Im Konsens für die Sicherheit

SANKT AUGUSTIN · Vor zehn Jahren gab es in kurzer Folge zwei tödliche Arbeitsunfälle mit Müllpressen, als Arbeiter Verstopfungen an der Presse lösen wollen. Es stellte sich heraus, dass Sicherheitseinrichtungen fehlten, um die Arbeiter davor zu schützen, in die Presse hineingezogen zu werden.

 Entscheiden nur im Konsens: Arbeitnehmervertreter Ulrich Bamberg, Karl-Josef Thielen, Leiter der KAN-Geschäftsstelle, und Arbeitgebervertreter Eckhard Metze (v.l.)

Entscheiden nur im Konsens: Arbeitnehmervertreter Ulrich Bamberg, Karl-Josef Thielen, Leiter der KAN-Geschäftsstelle, und Arbeitgebervertreter Eckhard Metze (v.l.)

Foto: Barbara Frommann

Die Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN) aus Sankt Augustin nahm sich des Themas an. "Seit drei Jahren gibt es jetzt eine Norm für die Sicherheitseinrichtungen", sagt Karl-Josef Thielen, Leiter der KAN-Geschäftsstelle, Die Kommission, die im Haus der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ihren Sitz hat, hat die Aufgabe, die Normungsarbeit aus Sicht des Arbeitsschutzes zu begleiten und dessen Interessen in die Normung einfließen zu lassen. Über das Deutsche Institut für Normung (DIN) gibt die Kommission Stellungnahmen ab.

In diesem Jahr besteht die Kommission seit 20 Jahren. Sie erstellt selbst keine Normen, aber gibt aus Sicht des Arbeitsschutzes Empfehlungen ab, die dann an die entsprechenden Gremien weitergereicht werden. Die Aufmerksamkeit der 20 Mitarbeiter gilt auch neuen Normen, die auf den Markt kommen: "Wir haben eine Wächterfunktion", erläutert Thielen.

Von der Anlage her ist die Kommission typisch deutsch konstruiert: Ein breiter Teilnehmerkreis soll schon im Vorfeld für eine Annäherung der Positionen sorgen. In der KAN sind Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter, der Staat, die DGUV und das DIN-Institut vertreten.

"Eine Empfehlung können wir nur dann abgeben, wenn es einen Konsens gibt", sagt Thielen. Im Trägerverein der Kommission sind die Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand Mitglieder. Gefördert wird die Kommission vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

"Mit dieser Konstruktion sind wir ziemlich einzigartig", sagt Ulrich Bamberg, Leiter des Büros der Arbeitnehmervertretung bei der KAN. In anderen europäischen Staaten sei die Aufgabe entweder bei Forschungsinstituten angesiedelt oder bei staatlichen Organisationen.

Angesichts Hundertausender von Normen auf deutscher, europäischer oder internationaler Ebene hat die Kommission ein breites Betätigungsfeld. "Normung beschäftigt uns aus Sicht des Arbeitsschutzes ja nicht nur bei Maschinen, sondern auch bei Dienstleistungen", sagt Eckhard Metze, Leiter des Büros der Arbeitgebervertretung bei der KAN.

Beispielsweise gehe es um die grenzüberschreitende Annäherung von Qualifikationen in Europa. Aus Sicht des Arbeitnehmervertreters Bamberg muss es auch besonders darum gehen, Arbeitsplätze so auszugestalten, dass sie für ältere Arbeitnehmer angepasst sind.

Strategiekonferenz

Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens veranstaltet die Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN) eine Strategiekonferenz. Sie findet am Mittwoch, den 26. März, in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn statt.

Dabei soll es um die Frage gehen: "Wie viel Politik braucht die Normung?" Hintergrund sind die laufenden Verhandlungen für ein Transatlantisches Handelsabkommen zwischen Europa und den USA, bei denen es auch um die Anpassung von Normen geht.

Weitere Informationen gibt es unter http://www.kan.de/de/termine/kan20.html.

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