Braunkohle In der Region herrscht Erleichterung - aber keine Begeisterung

Rheinland · Begeisterungsstürme lösen die Energiebeschlüsse der Koalition im Rheinischen Revier nicht wirklich aus. RWE beschäftigt in Tagebauen, Kraftwerken und Veredelungsbetrieben im Rheinischen Revier rund 11.600 Menschen.

Begeisterungsstürme lösen die Energiebeschlüsse der Koalition im Rheinischen Revier nicht wirklich aus. "Es ist eine gute Nachricht, dass der Klimabeitrag nicht kommt", sagte Lothar Lambertz, Sprecher der RWE-Stromerzeugungssparte, unserer Zeitung. Die Kehrseite für ihn: "Gesunde Blöcke gehen vom Netz." Sie werden eine Zeit lang als Reserve vorgehalten, falls der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Das könnte ein richtiger Weg sein. Gebraucht würden Reservekraftwerke möglicherweise von November bis Februar, meint Lambertz. Aber noch sind die Einzelheiten nicht festgezurrt. Da will er nicht darüber spekulieren, welche Blöcke vom Netz gehen könnten.

Über den groben Daumen sorgt Braunkohle für ein Viertel des bundesdeutschen Stroms. Die Hälfte davon wird im Rheinischen Revier erzeugt. Hier werden pro Jahr etwa 90 bis 100 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. 85 Prozent davon werden an vier großen Kraftwerksstandorten zu etwa 75 Millionen Terawattstunden Strom.

Ein Teil davon wird in elf Kraftwerksblöcken mit einer Leistung von 300 Megawatt erzeugt, die von der Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre gebaut wurden. Die müssen nicht zum alten Eisen gehören. Durch Instandhaltung, Modernisierungen oder gar umfangreiche Umbauten können sie durchaus auf der Höhe der Zeit sein.

Andererseits hat RWE nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Konzern genau hinsieht, ob sich bei einem Kraftwerksblock umfangreichen Revisionsarbeiten noch lohnen. Experten würde es nicht sonderlich wundern, wenn fünf der 300-MW-Blöcke demnächst vom Netz gehen.

Wenig Begeisterung, Kraftwerke abzuschalten, verspürt auch Verdi-Landesfachbereichsleiter Hans Peter Lafos, der auch im Aufsichtsrat des Stromerzeugers RWE-Power sitzt. Ein Strukturbruch werde aber vermieden und es gebe die Chance auf einen geordneten Prozess und einen sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen im Braunkohletagebau und in der Braunkohleverstromung.

"Wir haben Zeit gewonnen", sagte auch Eschweilers Bürgermeister Rudi Bertram. Die Stadt bereite sich seit zehn Jahren auf das Ende der Braunkohle mit Abschluss des Tagebaus Inden 2028 vor. Das könne jetzt fortgeführt werden. Ein Sprecher Bergheims sagte, die Einigung mache Hoffnung. Die Stadt könne den Strukturwandel weiter wie geplant vorantreiben bis zum Ende des Tagebaus Hambach im Jahr 2040.

RWE beschäftigt in Tagebauen, Kraftwerken und Veredelungsbetrieben im Rheinischen Revier rund 11 600 Menschen. Mit Mitarbeitern bei Zulieferern und Beschäftigten, die von deren Kaufkraft leben, hängen laut RWE 50 000 Arbeitsplätze in der Region an der Braunkohle.

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