Insolvenzverwalter macht wenig Hoffnung

Der Andrang zu Deutschlands größtem Insolvenzverfahren in Köln hält sich in Grenzen. Kaum einer der Versammelten rechnet damit, sein Geld von Teldafax zurückzubekommen.

 Vor Beginn der Gläubigerversammlung: Ehemalige Teldafax-Kunden lassen sich registrieren.

Vor Beginn der Gläubigerversammlung: Ehemalige Teldafax-Kunden lassen sich registrieren.

Foto: dpa

Köln. Der Andrang zu Deutschlands größtem Insolvenzverfahren hält sich in Grenzen. 10 000 Menschen hätte das für die Teldafax-Gläubigerversammlungen angemietete Staatenhaus im Kölner Rheinpark in langen Stuhlreihen Platz geboten. Aber nur rund 100 Gläubiger des ehemaligen Energiedienstleisters erschienen Dienstag. Dabei hatte das Unternehmen in Spitzenzeiten 750 000 Kunden, die oft Vorkasse geleistet hatten.

Kaum einer der Versammelten rechnet damit, sein Geld zurückzubekommen. In der Teldafax-Kasse sind gerade einmal 6,9 Millionen Euro, teilte Insolvenzverwalter Biner Bähr mit. Andererseits hält er einen Schuldenberg von 500 Millionen Euro für nicht unwahrscheinlich. Das Vermögen werde sich aber deutlich erhöhen, verspricht Bähr. Ob es am Ende "10, 20 oder 100 Millionen Euro werden", könne er noch nicht sagen. Die Höhe des Vermögens entscheidet letztlich darüber, welchen Anteil ihrer Forderungen die Gläubiger beglichen bekommen.

Geld holen will Bähr zum einen von ehemaligen Topmanagern. Denn für ihn ist ausgemacht, dass bei Teldafax die Insolvenz verschleppt wurde. Möglicherweise kann er auch Geld vom Fiskus hereinholen, der Steuern kassiert haben könnte, obwohl er von der prekären Lage des Unternehmens gewusst habe. Strittig ist eine Steuersumme von 140 Millionen Euro.

[kein Linktext vorhanden] Im Visier hat Bähr auch weitere Gläubiger, die sich möglicherweise Vorteile auf Kosten anderer verschafft haben. Auch an den Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen könnte er herantreten, dessen Trikotsponsor Teldafax war. Bähr prüft auch Ansprüche gegen Netzbetreiber oder Kunden.

Bei Teldafax muss in den letzten Monaten vor dem Insolvenzantrag im Juni 2011 das Chaos getobt haben. Bähr berichtete, dass die Buchhaltung Monate hinterherhinkte, so dass nicht klar war, welcher Kunde gezahlt hatte. 8 000 bis 10 000 besorgte Kunden täglich legten das Callcenter lahm. Ein ganzer VW-Bus voll Post wurde pro Tag angeliefert.

Nach Ansicht von Bähr war Teldafax da aber längst gescheitert. Es habe Anzeichen für ernste Probleme gegeben. Monatliche Steuervorauszahlungen hätten nämlich nicht für das Begleichen der im Folgejahr fälligen Jahresrechnung gereicht. Zum Jahreswechsel 2008/2009 sei auch den Altgesellschaften klar gewesen, dass sie ihre Stromsteuerschulden nur begleichen konnten, wenn sie einen neuen Gesellschafter finden würden. "Die Braut wurde aufgehübscht", so Bähr.

Koste es was es wolle, wurden neue Kunden gewonnen. Nach der Zahl der Kunden hätte sich ein Kaufpreis bemessen. Millionen flossen in das Sportsponsoring, um das Unternehmen bekannt zu machen, Vermittler erhielten hohe Provisionen, und es gab unschlagbar günstige Konditionen für die Kunden. Dabei zahlte das Unternehmen manchmal sogar mehr Geld für den Energieeinkauf, als es durch den Verkauf erlöste.

Der Wirtschaftsprüfer hatte sich schon geweigert, die Bilanz für 2008 zu testieren, weil das Unternehmen überschuldet sei. Zum ähnlichen Ergebnis kamen Sanierungsgutachten von Restrukturierungsexperten. Das Kartenhaus fiel nur nicht zusammen, weil nicht kostendeckende Tarife mit Vorkasse eingeführt wurden. Bähr rechnet mit einer Dauer des Insolvenzverfahrens von sechs Jahren.

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