Arbeitsmarkt „Integration braucht langen Atem“

Bonn · 100 Ehrenamtliche informieren sich über den aktuellen Stand der Flüchtlingshilfe bei der Post. Unternehmen fordern mehr Sprachkurse.

 Mit Sprachkenntnissen steigen die Jobchancen für Flüchtlinge. Doch an vielen Orten fehlt es an Kursangeboten. FOTO: DPA

Mit Sprachkenntnissen steigen die Jobchancen für Flüchtlinge. Doch an vielen Orten fehlt es an Kursangeboten. FOTO: DPA

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Die 30 Dax-Konzerne haben seit Beginn der Flüchtlingskrise im vergangenen September 54 Flüchtlinge eingestellt, war in dieser Woche in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen: „Die deutsche Wirtschaft hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert“, befand dementsprechend Professor Christoph Ehrhart auf dem Koordinatoren-Netzwerktreffen der Deutschen Post DHL Group im Bonner Posttower.

Der Leiter der Konzernkommunikation begrüßte gemeinsam mit Produktionschef Uwe Brinks gut 100 ehrenamtliche Flüchtlingskoordinatoren aus den Niederlassungen in ganz Deutschland. Das Unternehmen hatte die Ehrenamtler in die Zentrale eingeladen, um ihnen Gelegenheit zum Austausch zu geben, aber auch um die engagierten Mitarbeiter über den aktuellen Stand der Flüchtlingsarbeit der Post zu informieren. „Sie verknüpfen die einzelnen Fäden zu einem stabilen Netzwerk“, würdigten die beiden Konzernchefs die Arbeit der Koordinatoren.

„Integration braucht einen langen Atem“, kommentierte dann auch der stellvertretende Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Georg Thiel die eingangs erwähnte Tatsache. In einem kurzen Vortrag stellte Thiel den interessierten Zuhören die Arbeit seiner Behörde und die krisenbedingten Änderungen vor.

54 Arbeitsverträge bei den 30 wichtigsten deutschen Unternehmen seien angesichts geschätzten 1,1 Millionen seit September ins Land gekommenen Flüchtlingen tatsächlich kein Ruhmesblatt, war sich Thiel mit den Unternehmensvertretern und den Ehrenamtlern einig: Allerdings relativieren sich die Zahlen für die Postler deutlich, da allein 50 der 54 Verträge mit Flüchtlingen von der Post abgeschlossen wurden.

Das mag zum Einen an der engagierten Arbeit aller Beteiligten, insbesondere der ehrenamtlichen Koordinatoren liegen. Zum anderen liegt der Grund für den relativen Erfolg aber wohl auch in den Tätigkeitsfeldern des Unternehmens: Für eine Tätigkeit als Zusteller müsse man eben nicht so qualifiziert sein, wie zum Beispiel als Programmierer, hieß es.

Die größte Hürde sei aber nicht mangelnde Qualifikation, sondern fehlende Sprachkenntnisse: Beim Spracherwerb gebe es noch einiges zu tun. Man habe zwar die Bearbeitungszeiten eines Asylantrags dramatisch senken können, aber trotz der noch immer zu spürenden Willkommenskultur seien die Hilfsorganisationen überfordert. Das merke man ganz besonders bei den Sprachkursen, betonte Thiel in der an seinen Vortrag anschließenden Fragerunde.

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