Studie der Bertelsmann-Stiftung Jeder sechste Bonner bildet sich weiter

Bonn · Bonn belegt in Sachen Weiterbildung einen Spitzenplatz. Nur in Münster nehmen noch mehr Einwohner an Bildungsangeboten teil. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. NRW ist im Ländervergleich allerdings Schlusslicht.

Jeder sechste, der älter ist als 25 Jahre, hat 2013 in Bonn mindestens einmal an einer Weiterbildung, etwa einem Sprachkurs oder einem beruflichen Lehrgang, teilgenommen.

Jeder sechste, der älter ist als 25 Jahre, hat 2013 in Bonn mindestens einmal an einer Weiterbildung, etwa einem Sprachkurs oder einem beruflichen Lehrgang, teilgenommen.

Foto: picture alliance / dpa

Ob Sprachkurse in der Freizeit oder eine Fortbildung im Job: Lebenslanges Lernen gilt als Tugend. Bei den Teilnehmerzahlen von Weiterbildungen gibt es in Nordrhein-Westfalen jedoch jede Menge Luft nach oben, wie aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung für Kreise und kreisfreie Städte hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurde. Bonn allerdings belegt in dem Vergleich einen Spitzenplatz in NRW.

Jeder sechste, der älter ist als 25 Jahre, hat 2013 in Bonn mindestens einmal an einer Weiterbildung, etwa einem Sprachkurs oder einem beruflichen Lehrgang, teilgenommen. Damit liegt die Bundesstadt weit über dem NRW-Landesschnitt. Nur rund jeder zehnte Einwohner des Bundeslandes (10,4 Prozent) hat ein Angebot dieser Art besucht. Nur in Münster hat ein größerer Anteil an einer Weiterbildung teilgenommen (20,08 Prozent).

Weiterbildungschancen ungleich verteilt

Im Rhein-Sieg-Kreis haben danach knapp zwölf Prozent der Einwohner eine Weiterbildung absolviert – mehr als der Landesschnitt, allerdings weniger als im bundesweiten Durchschnitt von 12,45 Prozent. „Weiterbildungschancen in Deutschland sind regional zu ungleich verteilt“, kritisierte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Damit werde Chancengerechtigkeit bei beruflichem und sozialem Aufstieg eingeschränkt.

Während die Weiterbildungsquote in Bonn bei 16,16 Prozent liegt, erreichen Regionen wie die Stadt Aachen sowie der Kreis Heinsberg mit 5,5 Prozent nur deutlich unterdurchschnittliche Werte. Schlusslicht im NRW-Vergleich ist Euskirchen mit 4,3 Prozent. Als einen zentralen Faktor in der Studie nennen die Autoren der Studie die Angebotsseite der Weiterbildung. Dabei punktet Bonn besonders bei gemeinschaftlichen und privatwirtschaftlichen Angeboten. So kamen in Bonn rund 82 privatwirtschaftliche und 32 gemeinschaftliche (etwa gewerkschaftliche oder kirchliche) Einrichtungen auf 100 000 Einwohner. Auch betriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten wurden in der Bundesstadt mit 52,08 pro 1000 Einwohner überdurchschnittlich häufig angeboten.

Bei öffentlichen Bildungsangeboten liegt Bonn unter dem Durchschnitt

Lediglich bei den öffentlichen Angeboten bleibt Bonn unter dem bundesweiten Durchschnitt. Pro 1000 Einwohner zählten die Autoren der Studie lediglich 5,23 Volkshochschulkurse. Der bundesdeutsche Durchschnitt lag bei 6,9 Kursen. Auf ähnlichem Niveau liegt die Zahl öffentlicher Kurse im Rhein-Sieg-Kreis (5,52 Kurse). Vergleichsweise gering ist dort zudem das Angebot gemeinschaftlicher Weiterbildungsmaßnahmen mit gerade einmal sieben pro 100 000 Einwohnern.

Die zum Teil erheblichen regionalen Unterschiede lassen sich der Studie zufolge zu einem Drittel mit den vor Ort herrschenden Sozial- und Wirtschaftsstrukturen erklären. Viele Ballungsräume, Verwaltungsstandorte und Universitätszentren erweisen sich in der Studie als besonders gut versorgt: Städte wie Münster mit 83,28 privaten Angeboten je 100 000 Einwohner oder Köln (81,1) seien Zentren mit eigenen Weiterbildungsbedarf in vielen Branchen und Berufen – ideale Voraussetzungen gerade für kleine und kleinste privatwirtschaftliche Weiterbildungsanbieter. Aneinander grenzende Kommunen haben der Studie zufolge zudem erheblichen Einfluss aufeinander. Das Weiterbildungsangebot der Nachbarn kann die eigenen Werte deutlich nach oben oder unten beeinflussen.

NRW bleibe im Ländervergleich weit unter seinen Möglichkeiten – etwa was die Qualität der Angebote betreffe. Berücksichtigt man die spezifische Sozialstruktur des Landes, wären gut neun Prozent mehr Weiterbildungsteilnehmer zu erwarten, rechnen die Experten vor. Insgesamt hält Nordrhein-Westfalen eine Schlussposition bei der Weiterbildungsquote – gleichauf mit Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland. Spitzenreiter dagegen ist Baden-Württemberg mit einer Weiterbildungsquote von 14,8 Prozent. ⋌

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