Kommentar Kehrtwende der Bahn

Die Bahn legt mit ihren angekündigten besseren Angeboten eine glatte Kehrtwende in ihrer Geschäftsstrategie auf das Parkett. Jahrelang strich das Unternehmen die Verbindungen in der Fläche zusammen und verwies auf die schlechte Auslastung der Züge.

Nun sollen alle größeren Städte in Deutschland eine Fernverkehrsanbindung erhalten. Nur mit wirtschaftlicher zu betreibenden Zügen, wie es das Unternehmen weismachen will, ist der Umschwung kaum zu begründen.

Vielmehr sind ein paar Rechnungen des Konzerns nicht aufgegangen. Ein Plan des damaligen Vorstands um Hartmut Mehdorn herum sah eine Konzentration auf die lukrativen ICE-Verbindungen zwischen den Ballungszentren vor. Den Weitertransport der Fahrgäste in die Provinz sollte der Regionalverkehr übernehmen, bezahlt von den Ländern. Doch die beiden anderen Beteiligten spielten da nicht mit. Vor allem wollen Reisende eine möglichst komfortable, also umsteigefreie, und kostengünstige Fahrt antreten. Die Bahn hatte aber nur ihre Bilanz, nicht die Interessen der Kunden im Blick.

Ein schlechtes und teures Angebot lässt sich zudem nur durchsetzen, wenn die Kunden nicht ausweichen können. Lange stiegen die Spritpreise stark an, so dass die Bahn gegenüber dem Auto Boden gewinnen konnte, ohne sich selbst mehr anzustrengen. Doch dieser Vorteil ist erst einmal Vergangenheit. Viel wichtiger ist jedoch die Konkurrenz, die aus dem Erfolg der Fernbuslinien für die Bahn erwachsen ist.

Denn die Busunternehmen bieten vielfach das, was die Kunden gerne von der Bahn erhalten hätten. Preiswerte Fahrten von A nach B, flächendeckend auch abseits der Großstädte. Spätestens das Wachstum des Busverkehrs zeigt, wie falsch die Bahn damals mit ihrer Einschätzung gelegen hat. Gute Angebot werden angenommen. Sie müssen aber erst geschaffen werden.

Das Unternehmen hat die Lektion offenkundig gelernt. Die nun angekündigten Pläne sind ambitioniert und kommen den Interessen der Fahrgäste entgegen. Bis alle umgesetzt sind, ziehen zwar noch Jahre ins Land, aber ein Anfang ist gemacht.

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