Geduldsprobe bei Terminen Autofahrer in der Region müssen lange auf Kfz-Zulassung warten

Bonn · Einen regulären Termin auf Kfz-Zulassung gibt es in Bonn erst in fünf Wochen. Im Rhein-Sieg-Kreis ist gar keine Reservierung möglich. Händler und IG Metall kritisieren die langen Wartezeiten, die es auch in anderen Kommunen gibt.

 Wer ein Auto zulassen möchte, braucht in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Geduld und Flexibilität.

Wer ein Auto zulassen möchte, braucht in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Geduld und Flexibilität.

Foto: picture alliance / dpa/David Ebener

Wer derzeit ein Auto neu zulassen will, hat es schwer. In Bonn konnten Privatleute am Montag erst wieder für den 1. Dezember einen Termin auf KfZ-Zulassung reservieren. Im Rhein-Sieg-Kreis, wo die Termine für die Zulassungsstellen in Siegburg und Meckenheim immer nur für die nächsten acht Tage freigegeben werden, waren am Montag gar keine Termine buchbar. Bei einem großen Bonner Autohaus, das laut Verantwortlichen namentlich nicht genannt werden soll, können immer wieder verkaufte Fahrzeuge nicht pünktlich an die neuen Besitzer übergeben werden, weil Zulassungsdienstleister selbst auf Termine warten.

Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis befinden sich in Gesellschaft zahlreicher anderer Kommunen bundesweit. In der ersten Zeit der Corona-Krise blieben Verwaltungen und Behörden geschlossen. Nach wie vor arbeiten viele Mitarbeiter von zu Hause aus. In einer gemeinsamen Initiative fordern IG Metall und der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), den Zulassungsstau abzubauen. Die langen Warte- und Bearbeitungszeiten bereiteten Autohändlern, Unternehmen und Privatleuten große Probleme.

Der ZDK vertritt neben Autowerkstätten auch Autohäuser und -händler. Sie kümmern sich beim Verkauf eines Autos um die notwendige Zulassung bei den Behörden.

In Köln ist die Lage derzeit ein wenig einfacher: Privatleute könnten für den 19. November einen Zulassungstermin reservieren. In Euskirchen könnten Autokäufer am Montag Nachmittag sogar für Dienstag morgen einen Termin reservieren.

Autohändler sind besorgt

In einer bundeszeiten Umfrage unter knapp 1400 Kfz-Betrieben zeigen sich die Firmen besorgt. Über die Hälfte der Betriebe (52 Prozent) vergeben die Schulnoten 4 oder 5 für die allgemeine Situation in der Fahrzeugzulassung.

„Die Wartezeit kostet sowohl Händler als auch Kunden bares Geld. Die zuständige kommunale Politik muss dringend tätig werden und diesen Zustand beenden“, fordert Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Es entstehe an dieser Stelle unnötiger Druck auf die gesamte Automobilbranche, vom Hersteller bis zum Händler. „Insbesondere die Mitarbeiter im Kfz-Handel werden durch die unbefriedigende Situation zusätzlich stark belastet“, so Kutzner.

Weniger als ein Drittel der befragten Betriebe berichtet, nach Buchung sofort einen Termin bei einer Zulassungsstelle erhalten zu haben, fast die Hälfte wartet zwischen drei Tagen und einer Woche. Doch dann ist der Weg noch nicht gegangen. Auch die Bearbeitungszeit könne sich ziehen. Fast die Hälfte der Befragten spricht von einer Dauer von drei Tagen und länger. Bei jedem zehnten befragten Betrieb habe die Bearbeitung dann noch einmal bis zu eine Woche gedauert. Allerdings bekam rund ein Drittel der Befragten eigenen Angaben zufolge sofort einen Termin. Mehr als die Hälfte antwortete, dass die Zulassung sofort bearbeitet worden sei.

Forderung nach Zulassung im Autohaus

Aufgrund der langen Bearbeitungszeiten müssten verkaufte Fahrzeuge durch den Händler zwischenfinanziert werden. Je nach Preis und Anzahl der Fahrzeuge stelle das für den Handel ein erhebliches Problem dar. Der ZDK fordert deshalb, moderne Technik zu nutzen. „Das Kraftfahrzeuggewerbe setzt sich für die digitale Zulassung im Autohaus ein. Dadurch können die Kfz-Betriebe die Behörden entlasten“, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Das sei auch im Interesse der Kunden. Die Übernahme hoheitlicher Aufgaben sei nicht neu, wie die seit vielen Jahren erfolgreich praktizierte Abgasuntersuchung zeige.

Für Kunden komme ein weiteres Problem hinzu. Weil die Zulassungsstellen in der Regel am 23. Dezember schließen, liefen viele Kunden Gefahr, auf Grund der schleppenden Zulassungen nicht mehr von der bis zum Jahresende befristeten Reduzierung der Mehrwertsteuer zu profitieren. Auch die Betriebe sehen diese Zeit mit Sorge. Über 58 Prozent der Befragten rechnen mit starken oder sehr starken Problemen. Daher appellierten ZDK und IG Metall an die Behörden, dafür zu sorgen, dass auch vom 28. bis 30. Dezember Kraftfahrzeuge zugelassen werden können.

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