Umsteuern fürs Klima Unternehmen müssen über Aktivitäten für Nachhaltigkeit berichten

Bonn · Viele Unternehmen der Region müssen erstmalig über ihre Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit berichten. Der Schulungsanbieter BG3000 geht voran.

 Durch Online-Formate konnte das Unternehmen BG3000 Autofahrten reduzieren.

Durch Online-Formate konnte das Unternehmen BG3000 Autofahrten reduzieren.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die sogenannte Taxonomie der Europäischen Union war bislang fast ausschließlich bezogen auf Erdgas und Atomkraft in der Diskussion, die von der EU-Kommission nun als klimafreundliche Energiequellen bewertet werden. Tatsächlich betrifft das Thema aber längst nicht nur Kraftwerksbetreiber. Seit Anfang Januar müssen alle kapitalmarktorientierten Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten im Rahmen des „Green Deals“ darlegen, inwieweit ihre Aktivitäten zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Klimakrise im Sinne der Taxonomie-Verordnung beitragen. Später sollen der Übergang in die Kreislaufwirtschaft, der Schutz der Meere, die Förderung der Biodiversität und die Vermeidung von Umweltverschmutzung als weitere Ziele hinzukommen.

„Irgendwann werden fast alle Unternehmen berichten müssen, wie nachhaltig sie wirtschaften“, warnt der Bonner FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff in einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Bonner Unternehmerin Simone Stein-Lücke. Schließlich müssten Investoren und Kreditgeber die Nachhaltigkeit ihres finanziellen Einsatzes nachweisen und Unternehmen auch Aktivitäten etwa von Zulieferern in ihre Berichte einbeziehen. Anstelle sich über die neue Berichtspflicht zu ärgern, rät Lambsdorff, sie als Chance zu verstehen. Er sagt: „Es ist besser, vor der Welle zu schwimmen“. Wer frühzeitig berichte, könne bei Verbrauchern und Geschäftspartnern punkten und überdies Kostenvorteile durch Effizienzgewinne nuten.

Social-Media-Trainings für Schulen und Unternehmen

Vermutlich als erste in Bonn hat Lambsdorffs Parteifreundin Stein-Lücke mit ihrem Unternehmen BG3000 einen entsprechenden Bericht vorgelegt. Mit 17 fest Beschäftigten und 135 freien Mitarbeitern in Rahmenverträgen bietet die Bad Godesbergerin seit sieben Jahren Social-Media-Trainings für Schulen und Unternehmen an. Sie sagt bezogen auf die Nachhaltigkeitsziele: „Es geht nicht darum, wie bisher nur den Bauch einzuziehen, sondern wirklich abzunehmen“. So habe man während der Pandemie durch Umstellung der Seminare überwiegend auf Online-Formate die Autofahrten von 80 000 Kilometern im Jahr 2019 auf 23 000 Kilometer 2021 senken können. Statt 71 240 Seiten wurden nur noch 19 470 Kopien angefertigt. Und auch der Abfall sei drastisch reduziert worden – etwa durch Mehrwegwasserflaschen zum Auffüllen für alle Beschäftigten.

Auch Stein-Lücke ist dabei klar, dass der Pfad zu mehr Nachhaltigkeit vor allem der Pandemie geschuldet war. Für 2022 spricht sie von einer „sportlichen Benchmark“. So wolle man die Online-Trainings beibehalten und nur noch flankierend in Präsenz anbieten. Auch wenn der Bericht das Unternehmen bereits als klimaneutral ausweist, weil etwa die CO2-Emissionen im Verkehr kompensiert werden, gibt es noch offene Baustellen. Der Energieverbrauch für den Server und die Rechner der Teilnehmenden ist beispielsweise noch nicht eingerechnet.

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