Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen qualifiziert junge Erwachsene ohne Ausbildung nach

KREIS AHRWEILER · Der Arbeitsmarkt steckt mitten in einem tiefgreifenden Wandel. Während die demografische Entwicklung dafür sorgt, dass Unternehmen immer größere Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden, sorgen Globalisierung und technischer Fortschritt dafür, dass es kaum noch Stellen für Ungelernte gibt.

Damit drohe die Gefahr, dass Arbeitnehmer sich zunehmend in zwei Lager aufteilen, meint Ulrike Mohrs, die Leiterin der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen.

"Diejenigen, die über fundiertes Fachwissen verfügen, werden von den Arbeitgebern umworben. Wer keine Ausbildung mitbringt, wird häufig nicht mehr gebraucht." Und: "Geringqualifizierte Menschen sind nicht nur viel stärker von Arbeitslosigkeit bedroht, sie haben auch große Schwierigkeiten, wieder dauerhaft Fuß zu fassen, wenn sie erst einmal arbeitslos sind."

Die Arbeitsagenturen investieren deshalb nicht nur viel Kraft und Geld in die Aufgabe, möglichst allen Schulabgängern zu einer Ausbildung zu verhelfen und ihnen damit den Weg in ein erfolgreiches Berufsleben zu ebnen. Sie wollen sich auch verstärkt dafür einsetzen, ungelernte Kräfte so weit wie möglich zu qualifizieren. Die "Initiative zur Integration junger Erwachsener" hat dabei vor allem jene im Blick, die zwar eigentlich zu alt für eine Ausbildung sind, den größten Teil ihres Erwerbslebens aber noch vor sich haben.

"Untersuchungen haben ergeben, dass deutschlandweit derzeit mehr als zehn Prozent der 25- bis 35-Jährigen keine abgeschlossene Ausbildung vorweisen können - und dass Ungelernte fast die Hälfte der Arbeitslosen in dieser Altersgruppe stellen." Hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein Schatz, den es zu heben gilt, meint Ulrike Mohrs. Allerdings sei die Bergung versteckter Potenziale kein leichtes Unterfangen.

Denn nicht jeder, der grundsätzlich zur anvisierten Altersgruppe gehört, bringe die Voraussetzungen für eine nachträgliche Ausbildung mit. Und nicht alle seien begeistert von der Aussicht, noch einmal von vorn anzufangen. "Diese jungen Leute haben ja oft ganz bewusst auf eine Ausbildung verzichtet, weil sie als ungelernte Arbeiter schneller Geld verdienen konnten - und weil sie vielleicht auch keine Lust hatten, sich Berufsschule und Prüfungen auszusetzen." Trotzdem gebe es nach Ansicht der Expertin keine Alternative.

"Vor einer oder zwei Generationen war es durchaus möglich, sein ganzes Berufsleben ein ungelernter Arbeiter zu bleiben und damit gut klarzukommen. Heute wird es immer schwerer, überhaupt Stellen für unqualifizierte Kräfte zu finden. Und in zehn oder 20 Jahren wird es noch viel weniger geben." Selbst für jene, die derzeit noch in Lohn und Brot sind, steigt demnach das Risiko, früher oder später arbeitslos zu werden.

Von den 400 Kunden, die in den vergangenen Monaten von den Agenturmitarbeitern im Bezirk Koblenz-Mayen über eine nachträgliche Qualifizierung informiert und beraten wurden, beginnen in diesen Wochen rund 40 mit einer Ausbildung. Mehrere wollen in die Altenpflege, aber auch künftige Handwerker, Verkäuferinnen, Bürokaufleute, Erzieherinnen sowie Hotel- und Gaststätten-Fachkräfte sind darunter.

Auch wenn das oft ein hohes Maß an Geduld und Kreativität erfordere, lohne sich der Aufwand für alle Beteiligten, meint Mohrs. "Am Ende gibt es schließlich nur Gewinner: Die jungen Leute bekommen eine berufliche Zukunft, auf die sie ihr Leben aufbauen können."

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