Spielemesse in Köln Gamescom findet wieder in Präsenz statt

Köln · Am 24. August wird die Gamescom eröffnet. In den vergangenen zwei Jahren fand die Spiele-Expo nur digital statt. Einige große Game-Entwickler bleiben der Messe aber fern. Welche Zukunft hat die physische Veranstaltung noch?

Die Gamescom gibt es in diesem Jahr wieder in Präsenz. Wie zuletzt im Jahr 2019 können Besucher die Spiele wieder vor Ort testen.

Die Gamescom gibt es in diesem Jahr wieder in Präsenz. Wie zuletzt im Jahr 2019 können Besucher die Spiele wieder vor Ort testen.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Gamescom ist zurück. Ganz weg war sie zwar auch während zwei Corona-Jahren nicht. Zwei Ausgaben der weltweit besucherstärksten Computer- und Videospielmesse verlagerten die Veranstalter ins Digitale. Wo, wenn nicht ins Internet, passe eine solche Messe besser hin, dachten sich viele. Die Kölnmesse und der Branchenverband game feierten den Ausflug ins Netz als großen Erfolg, bei den Fans fiel das Fazit eher durchwachsen aus. Hauptsächlich, weil der persönliche Aspekt fehlte, weil der Austausch und das gemeinsame Daddeln an den Konsolen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich waren. Und, weil die großen Spieleentwickler sich mit neuen Inhalten bis auf wenige Ausnahmen zurückhielten.

Vom 24. bis 28. August kehrt die Gamescom nun wieder als Präsenzveranstaltung zurück. „Wie früher – nur besser“, kündigen die Veranstalter selbstbewusst an. Was die Spielefans in den Deutzer Hallen Ende August genau erwartet, ist zu großen Teilen noch ungewiss. Was bereits seit Wochen klar ist: Viele Branchengrößen – Sony Playstation, Nintendo oder Activision – werden sich auf der Gamescom nicht präsentieren. Noch vor der Pandemie füllten diese Entwickler teilweise ganze Hallen. Nun verzichten sie. „Der Eindruck trügt“, sagt game-Geschäftsführer Felix Falk. So viele Aussteller würde gar nicht fehlen. Einzelne Unternehmen, die fehlen, habe es in jedem Jahr gegeben. Doch die Corona-Pandemie hat etwas verändert, das gibt auch Falk zu. Veröffentlichungen haben sich nach hinten verschoben. „Daher haben sich einige auch bekanntere Games-Unternehmen dafür entschieden, in diesem Jahr auszusetzen, weil schlicht die Inhalte fehlen.“

Die großen Aussteller seien als „Zugpferd“ aber wichtig für die Messe, glaubt Christoph Köckerling, der das Online-Videospiele-Magazin „Gamingnerd“ betreibt. Er sagt: „Die Aussicht eines der neuen Spiele für das Weihnachtsgeschäft schon Wochen oder Monate vorher anspielen zu können, ist es, was viele dazu bewegt, die Gamescom zu besuchen.“ Die Entwickler äußern sich öffentlich nicht zu den Gründen, warum sie der Messe fernbleiben. „Während es früher für viele Entwickler klar war, bei der Gamescom dabei zu sein, überlegen sie sich nach der Pandemie vielleicht zweimal, was es für einen Nutzen bringt“, sagt Odile Limpach, die im Cologne Game Lab der TH Köln Professorin für Videospiel-Wirtschaft ist. Ein Messeauftritt koste schließlich viel Geld. Und das in einer Zeit, in der es auch viele andere – kostengünstigere – Möglichkeiten gibt, direkt mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten. Stichwort: Social Media.

„Den persönlichen Kontakt zu den Fans nicht unterschätzen“

Eine Daseinsberechtigung habe die Gamescom dennoch. „Den persönlichen Kontakt zu den Fans sollten die Entwickler nicht unterschätzen“, sagt Limpach. „Auch für den Entwickler ist es wichtig, mit den Spielern in Kontakt zu treten und die leuchtenden Augen zu sehen, wenn jemandem ein Spiel gut gefällt.“ Fans eines Sängers kämen schließlich auch zu seinem Konzert, obwohl sie die Musik jeden Tag hören könnten. Das Erlebnis sei nicht vergleichbar. Deswegen wird die Gamescom für Fans auch nach der Corona-Pause ein wichtiger Tag im Kalender bleiben. „An keinem Ort der Welt kommen in wenigen Tagen so viele Gamer zusammen“, beschreibt Köckerling die Faszination. „Die Messe gleicht einem großen Klassentreffen. Das habe sie immer zu einem besonderen Ort gemacht.

Sowohl Köckerling als auch Limpach sehen in den Absage einiger großer Entwickler aber auch eine Chance. „Die Branche ist sehr divers“, weiß Limpach. „Es gibt viele kleinere und mittlere Entwickler mit guten Konzepten, die nun vielleicht mehr Aufmerksamkeit bekommen“. Verändern werde sich die Messe aber dennoch. Hunderte Meter lange Schlangen und mehrere Stunden für einen kurzen Trailer oder eine exklusive Demo eines Spiels anstehen – das werde es in Zukunft aus Sicht von Limpach seltener geben. Um solche Inhalte zu präsentieren, gebe es online mittlerweile einfach bessere Möglichkeiten. Eine rein digitale Messe habe nach aktuellem Stand eher keine Zukunft, das hätten die vergangenen beiden Jahre gezeigt. „Den Event-Charakter und eine Ausstellung über mehrere Tage ins Digitale zu übertragen – dafür müssen sich die Angebote noch weiterentwickeln“, meint Limpach. Es gehe darum, die besten digitalen Angebote als Ergänzung zur physischen Messe zu sehen. Die Gamescom zeige, dass sich Online und Offline perfekt miteinander kombinieren lassen, meint auch Felix Falk vom Branchenverband. „Denn wer auf dem Gelände in Köln eine Super-Zeit hat und spannende Games ausprobieren kann, teilt diese Erfahrung auch online mit seinen Freunden“ Das wiederum, ist sich Falk sicher, entfalte eine viel stärkere Wirkung als jede bezahlte Kampagne über die sozialen Medien.

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