Köln ist derzeit nicht in Mode

Modemacher sind eine schwierige Klientel. Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands GermanFashion, hat fast täglich mit ihnen zu tun. "Diese Branche ist unvernünftig. Modeleute leben davon irrational zu sein, sie sind wie Kinder", sagt Rasch.

Köln ist derzeit nicht in Mode
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Köln. Modemacher sind eine schwierige Klientel. Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands GermanFashion, hat fast täglich mit ihnen zu tun. "Diese Branche ist unvernünftig. Modeleute leben davon irrational zu sein, sie sind wie Kinder", sagt Rasch.

Der Verband sitzt in Köln - für die Stadt sind Modemessen jedoch seit längerem abgehakt, auch die Düsseldorfer Modemesse kämpft ums Überleben. In der Branche muss alles stets neu und anders sein, auch bei den Standorten. Berlin feiert sich mit seiner am Samstag zu Ende gehenden Fashion Week als deutsche Modehauptstadt.

Im Gegensatz zu ihrer rheinischen Konkurrenz verzeichnet die größte Berliner Modemesse, die Bread&Butter, seit ihrer Gründung 2001 stetiges Wachstum - von 50 auf inzwischen 600 Aussteller. Die klassischen Modemessen in Köln und Düsseldorf begnügten sich damit, nüchterne Handelsmessen zu sein.

Früher stellte hier zweimal jährlich ein Großteil der Modeunternehmen aus. Die Einkäufer von Boutiquen und Kaufhäusern kamen, guckten und kauften, sozusagen vom Ständer weg. Das allein reichte den Modeleuten jedoch nicht mehr. Zum Programm der Bread&Butter gehören etwa außer Modenschauen auch Rockkonzerte. Und wer mag, kann mit seinem Geschäftspartner im Pool planschen oder eine Runde Basketball spielen.

Ursprünglich fand die Bread&Butter in Köln als "Off-Show" statt, als Alternative zur damaligen Doppelmesse Herren-Mode-Woche/Inter-Jeans. Nachdem diese 2002 eingestellt wurde, zog die Bread&Butter nach Berlin um. Zwar kam 2008 die JAM (Jeans Affair Munich) an den Rhein, doch mangels Erfolg zog sie schon 2009 weiter nach Berlin. Inzwischen ist sie aufgelöst.

"Momentan haben wir keine Pläne für eine eigene neue Modemesse", sagt Kölnmesse-Sprecher Guido Gudat. "Wäre jedoch eine externe Gesellschaft interessiert, unser Gelände dafür zu nutzen, würden wir das sehr begrüßen." Auch die Düsseldorfer Modemesse-Gesellschaft Igedo Company muss akzeptieren, dass ihr goldenes Zeitalter vorbei ist.

"Wir werden nie wieder 17 Hallen wie Ende der 90er füllen können", sagt Mirjam Dietz von der Igedo-Geschäftsführung. Ihre CPD (Collections-Premieren Düsseldorf), einst die größte Modemesse der Welt, wird vom 6. bis 8. Februar auf drei Hallen geschrumpft stattfinden. Doch Mirjam Dietz gibt sich nicht geschlagen, ist verantwortlich für das neue, auf 500 Aussteller zugeschnittene Format CPD Signatures.

"Alle wollen eine zentrale Plattform in Düsseldorf, nur eben nicht die alte CPD." Denn beim Geschäft hat Düsseldorf noch die Nase vorn. Hier machte die deutsche Bekleidungsindustrie 2009 den Löwenanteil ihres Zwölf-Milliarden-Euro-Umsatzes. Das funktioniert, weil die Aussteller zwar die Messe verließen, dafür aber Showrooms am Standort gründeten - rund 800 Ausstellungsräume in Bürogebäuden, Ateliers oder alten Industriehallen.

In ihnen wickeln die Modeunternehmen zwei Wochen nach dem Berliner Termin ihren eigentlichen Vertrieb ab. Anders an der Spree: "Bei uns wird wenig geordert. Die Besucher verschaffen sich hier erstmal einen Marktüberblick", sagt Bread&Butter-Chef Karl-Heinz Müller. Außerdem spielt der Modestandort Berlin international kaum eine Rolle. Nach dem Vorbild der Modewochen in Paris und New York steht in Berlin-Mitte ein Zelt, in dem fast stündlich Modenschauen stattfinden.

Dort zeigen jedoch kaum große Marken ihre Kollektionen, sondern hauptsächlich lokale Berliner Designer. Wie lange es bei der Arbeitsteilung zwischen Düsseldorf und Berlin bleiben wird, weiß GermanFashion-Hauptgeschäftsführer Thomas Rasch nicht: "Es kann sein, dass demnächst alle nach Castrop-Rauxel marschieren, wenn dies gerade in ist."

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