Kölner Insider berichtet über Schwarzgeldbetrug in der Taxibranche

Jedes Jahr werden im Taxigewerbe bundesweit mehr als eine Milliarde Euro schwarz eingesteckt. Betrogen werden der Fiskus, die Sozialsysteme, die Berufsgenossenschaft. Der Betrug ist für Unternehmer wie Fahrer fast risikolos.

Kölner Insider berichtet über Schwarzgeldbetrug in der Taxibranche
Foto: dpa

Köln. (jan) Jedes Jahr werden im Taxigewerbe bundesweit mehr als eine Milliarde Euro schwarz eingesteckt. Betrogen werden der Fiskus, die Sozialsysteme, die Berufsgenossenschaft. Der Betrug ist für Unternehmer wie Fahrer fast risikolos. Derzeit ist es kaum möglich, den Tätern auf die Schliche zu kommen. Das Problem ist seit langem bekannt. Bereits vor zehn Jahren rechnete eine Bund-Länder-Exertengruppe mit einem Umsatzbetrug in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Schwarz gezahlte Löhne machten demnach 750 Millionen Euro aus.

Ein Beispiel aus Köln zeigt, wie in der Branche mit Schwarzgeld operiert wird. Wer in der Domstadt schnell an eine Taxikonzession kommen möchte, muss rund 80 000 Euro auf der hohen Kante haben, die Hälfte davon schwarz. Weil es gesetzlich verboten ist, Konzessionen zu verkaufen, werden die Geschäfte als angebliche Unternehmensveräußerungen getarnt. Dieser illegale Handel mit Genehmigungen floriert. Ein Taxifahrer schilderte nach Zusicherung der Anonymität, wie die Geschäfte laufen, wie sie quasi zum Betrug zwingen und wie der genau funktioniert.

Nach Angaben des Insiders erhält der Käufer für die 80 000 Euro nur das Papier, kein Fahrzeug. Im Vertrag über die Unternehmensveräußerung werden offiziell höchstens 40 000 Euro aufgeführt, der Rest wird unter der Hand bezahlt. Neuunternehmer müssten also fast zwangsläufig das Gesetz brechen - und könnten die Investition von 40 000 Euro Schwarzgeld auch nur über Betrug wieder reinholen. Der Fahrer rechnet vor: 2 000 Euro kostet das Taxi monatlich fix. Als Alleinfahrer kann er mit einer 60- bis 70-Stunden-Woche 4 500 bis 5 000 Euro Umsatz machen.

Um die Investitionen in überschaubarer Zeit wieder hereinzuholen, muss der Betreiber am Limit fahren und steckt in der Regel etwa 2 000 Euro vom Umsatz schwarz ein. Dafür müssen der Tacho und die Buchhaltung manipuliert werden, Tankquittungen verschwinden. Der Insider versichert, dass die entsorgten Quittungen im Monat einen Wert von 500 Euro haben können. Wenn der Unternehmer einen Fahrer einstellt, der offiziell als Aushilfe beschäftigt ist, faktisch aber zum Beispiel nachts voll arbeitet, erwirtschaftet dieser Angestellte zusätzlich etwa 4 500 Euro Umsatz. Der Nachtfahrer kriegt davon 2 000 Euro auf die Hand und beantragt, da er offiziell kaum etwas verdient, als geringfügig Beschäftigter Transferleistungen wie Hartz IV, Arbeitslosen- oder Wohngeld.

Der Taxi-Unternehmer verdient auf diese Weise nach Abzug aller Kosten, die ja nicht in den Büchern auftauchen dürfen, etwa 2 000 Euro schwarz im Monat. Mit dem unterschlagenen Umsatz und den unterschlagenen Sozialleistungen für den angestellten Fahrer können nach Angaben des Insiders dauerhaft 3 000 Euro in der eigenen Tasche verschwinden. Das Risiko, erwischt zu werden, sei relativ gering. Der Betrug funktioniere bundesweit nach diesem Muster, betont der Insider.

Offizielle Stellen wollten von derartigen Praktiken am Mittwoch nichts wissen. Bernd Schößler, Chef des Kölner Taxi-Rufs: "Solche Vorgänge sind uns nicht bekannt. Ich kann daher dazu nichts sagen." Auch einem Pressesprecher der Kölner Polizei sagten die Schilderungen nichts.

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