Sparkassen-Prozess in Köln Kölner Studiobetreiber MMC strebte Insolvenz an

KÖLN · Der ehemalige Geschäftsführer des Kölner Unternehmens MMC sagt im Prozess gegen den Ex-Sparkassenchef Gustav Adolf Schröder und Bauunternehmer Josef Esch aus.

Chef des Studiobetreibers MMC zu sein war kein leichter Job. Als Zeuge im Untreueprozess gegen Gustav Adolf Schröder, Ex-Chef der Stadtsparkasse Köln, später der Sparkasse Köln-Bonn, einen weiteren Ex-Sparkassen-Vorstand sowie den Immobilienentwickler Josef Esch schilderte ein Ex-Geschäftsführer am Donnerstag, dass er damals „monatlich im Bereich der Insolvenzantragspflicht“ gelebt habe. Er stand von 2001 bis 2006 an der Spitze von MMC. Spätestens im Herbst 2001 hatte er die Idee, den TV-Studiobetreiber nach einer Insolvenz neu aufzustellen.

Köln sollte damals als Medienstadt gestärkt werden. Und die Sparkasse unter Schröder förderte das kräftig. Nach Anfängen in Hürth wurden auch Studios in Köln-Ossendorf gebaut. Die Studios gehörten einem Oppenheim-Esch-Fonds, MMC den Kranunternehmern Breuer, RTL, Pro 7 sowie der Sparkasse.

Kirch-Pleite, Überkapazitäten bei Studios, fehlende Unterstützung von Politik und TV-Produzenten – der Zeuge kennt viele Gründe für die wirtschaftlichen Probleme. Die Stadt Köln habe etwa Medienausbildung in Ossendorf ansiedeln wollen, die nie kam. Dafür gab es kleine Studios, die auf dem Markt nicht zu vermieten waren. Es gab einen repräsentativen Vorplatz mit teurem Brunnen, „in den immer wieder Autos fielen“, so der Zeuge. Und die beteiligten TV-Sender sorgten nicht für die Auslastung. „MMC stand im Regen“, so der Zeuge. Andererseits gab es eine hohe Miete.

Der Verpflichtung entledigt

„MMC zahlte, was in der Kasse war, dann wurden die Eigentümer angeschrieben, damit sie den Rest zahlen“. Laut Zeuge waren das schon mal 70 Prozent.

Einer nach dem anderen habe sich seiner Verpflichtung entledigt. Sie nutzten nach seinen Worten aus, dass Schröder eine MMC-Insolvenz habe verhindern wollen. Letztlich zahlte die Sparkasse. Dabei, so der Zeuge, hätte sich MMC durch eine Insolvenz von der hohen Miete befreien können, die Eigner hätten dem Fonds Schadenersatz zahlen müssen. Den politischen Knall hätte die Sparkasse wohl verkraftet.

Den Anteil der Unternehmer Breuer übernahm etwa eine Gesellschaft namens Projecta. Der Zeuge nannte das „Sondervermögen außerhalb der Sparkasse“. Geführt worden sei Projecta von einem Mann, der ihm als Schröders Steuerberater vorgestellt wurde. Geld bekam Projecta von der Sparkasse. Wie es verwendet wurde, habe er auch nicht erfahren, als er ab 2006 im Beteiligungsbereich der Sparkasse arbeitete. Schröders Anwalt nannte die Ausführungen „hochspekulativ“ und auf Flurgesprächen beruhend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort