Königswinter verzichtet, Honnef ist am Zuge

Der Rat der Stadt Königswinter will die Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit nicht mehr - Im Rhöndorfer Businesspark werden die Weichen gestellt - 600 Quadratmeter stehen dort zur Verfügung

  Standort für das Jobcenter:  Im "Gebäude IV" des Rhöndorfer Businessparks stehen 600 Quadratmeter freie Nutzfläche auf zwei Etagen zur Verfügung. Parkplätze und eine Bushaltestelle sind nur wenige Meter entfernt.

Standort für das Jobcenter: Im "Gebäude IV" des Rhöndorfer Businessparks stehen 600 Quadratmeter freie Nutzfläche auf zwei Etagen zur Verfügung. Parkplätze und eine Bushaltestelle sind nur wenige Meter entfernt.

Foto: Homann

Königswinter/Bad Honnef. Bad Honnefs Nachbarstadt Königswinter gibt ihre Bemühungen um ein Jobcenter auf. Der Rat folgte mit den Stimmen der CDU-Mehrheitsfraktion und der FDP am Montagabend dem Vorschlag der Verwaltung.

Diese sah, wie der General-Anzeiger bereits berichtete, ihre Möglichkeiten erschöpft, der von der Agentur für Arbeit und dem Rhein-Sieg-Kreis noch zu gründenden ARGE angesichts des umfangreichen Anforderungskatalogs der Nürnberger Agentur eine Bleibe zu bieten. Damit sind für Honnef erste Weichen gestellt, Standort für das Jobcenter zu werden.

Möglicherweise kann die Hartz IV-Behörde im Rhöndorfer Businesspark untergebracht werden. "Die Kontakte sind geknüpft. Eines unserer Gebäude passt ideal. Es stehen dort auf zwei Etagen 600 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Es gibt ausreichend Parkraum, außerdem ist eine Bushaltestelle gleich vor der Tür", erklärte Businesspark-Begründer Michael Henning am Dienstag.

Den 180 Seiten Katalog, den die Jobcenter-Manager als Anforderungsprofil zusammengestellt hatten und der in Königswinter reichlich die Nerven der Verwaltung strapaziert hatte, habe man Punkt für Punkt positiv abhaken können.

Die Königswinterer SPD wollte sich im Stadtrat nicht damit abfinden, dass die Kommune am Fuße des Drachenfels auf das Jobcenter verzichten will. "Ich finde es ausgesprochen ärgerlich, dass sich mit Ausnahme von Königswinter alle Standorte mit geeigneten Immobilien realisieren lassen", sagte ihr Fraktionsvorsitzender Jürgen Kusserow.

Schließlich sei auch Eitorf kein typischer Bürostandort. Ein Argument, das Bürgermeister Peter Wirtz genannt hatte. Laut Kusserow wird die Forderung der Arbeitsagentur nach Einzelbüros nicht nur vom Kreis, sondern auch von anderen kompetenten Stellen unterstützt. Der SPD-Fraktionschef stellte den Antrag, Königswinter als Standort weiter im Gespräch zu halten und weitere Bemühungen um das Jobcenter zu unternehmen. Dafür votierten am Ende 13 Ratsmitglieder, 23 stimmten dagegen.

Peter Wirtz hatte zuvor noch einmal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass sich die Agentur für Arbeit nicht mit dem städtischen Vorschlag, das Jobcenter in den Räumen an der Drachenfelsstraße unterzubringen, hätte anfreunden können. Auch bei Hayes Lemmerz und bei der Firma Zera habe man sich um Räume bemüht. Während der Felgenhersteller aus innerbetrieblichen Gründen abgesagt habe, wäre Zera ebenfalls bereit gewesen, umzubauen.

Der unterschwellige Vorwurf der Sozialdemokraten, nicht alles versucht zu haben, ließ den Bürgermeister dabei kurzzeitig die Contenance verlieren. "Man kann Luftschlösser bauen. Wir haben im März sogar überlegt, ein Haus privat errichten zu lassen. Aber für einen nur fünfjährigen Mietvertrag finden Sie keinen Investor", stellte Wirtz energisch fest. Im März hatte die Agentur für Arbeit selbst erstmals inseriert, um den Immobilienmarkt in Königswinter ihrerseits zu eruieren. Diese Anzeige blieb jedoch ebenso wie eine weitere im Mai ohne Erfolg.

Auch vor dem Hintergrund der Arbeitsplatzsicherung hat die Stadt laut Wirtz keine Not, sich das Jobcenter angeln zu müssen. Bei einem Interessenbekundungsverfahren konnte sich kein Mitarbeiter der Stadtverwaltung vorstellen, in die ARGE zu wechseln. Von den sechs Mitarbeitern der Sozialverwaltung, die sich mit den Sozialhilfeempfängern, die neuerdings unter Hartz IV fallen, bisher befassten, seien durch Fluktuation und Mutterschutz ohnehin nur noch 1,5 Stellen übrig geblieben. Und diese 1,5 Stellen wären problemlos in der Verwaltung zu verteilen.

Bei der dieser Tage vom Kreis herausgegebenen Meldung, in dem kurz vor dem Abschluss stehenden Vertrag über die ARGE stehe weiterhin Königswinter als Standort, handelt es sich laut Wirtz um einen "redaktionellen Fehler".

Viel sympathischer findet er mittlerweile die Lösung eines Jobcenters in der Nachbarstadt Bad Honnef. "Wenn es den Honnefern gelingt, sollte man allein aus Zeitgründen sagen, lass doch auch mal eine gemeinsame Einrichtung für beide Städte in Bad Honnef sein. Bei allem Lokalpatriotismus hätte ich damit keine Probleme", meinte der Bürgermeister.

Unter Kollegen hatte er Wally Feiden vor knapp zwei Wochen über seine Entscheidung informiert. Die hatte daraufhin blitzschnell ihr Interesse signalisiert. Wirtz ist es nur recht. Soll sich Wally Feiden doch mit der Forderung der Arbeitsagentur nach bodenfreien Klosettgarnituren herumschlagen, wird er sich wohl angesichts des nicht alltäglichen Wunschkataloges der Agentur denken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort