Neues System zur Senkung des Stickoxidausstoßes Königswinterer Firma Baumot rüstet Berliner Linienbusse nach

Königswinter · Die Königswinterer Firma Baumot Group hat ein System zur Senkung des Stickoxidausstoßes bei Dieselfahrzeugen entwickelt. Nun soll sie 100 Berliner Linienbusse nachrüsten.

Technik aus Königswinter für Berlin: Die Baumot Group rüstet rund 100 Berliner Linienbusse mit Abgasreinigungssystemen nach. Auftragsvolumen: 1,3 Millionen Euro.

Technik aus Königswinter für Berlin: Die Baumot Group rüstet rund 100 Berliner Linienbusse mit Abgasreinigungssystemen nach. Auftragsvolumen: 1,3 Millionen Euro.

Foto: dpa

Die Baumot Group aus Königswinter, früher als Twintec bekannt, erhält einen Auftrag zur Nachrüstung von rund 100 Berliner Stadtbussen, um den Stickoxidausstoß zu senken. Mit dem BNOx-System hat die Baumot Group, die sich auf Abgasnachbehandlung spezialisiert hat, eine Möglichkeit zur Stickoxidreduzierung bei Dieselfahrzeugen entwickelt. Der Auftrag habe ein Volumen von rund 1,3 Millionen Euro, teilte die Firma mit. Damit gewinne Baumot den ersten großen Auftrag zur Stadtbusnachrüstung nach dem Diesel-Gipfel Ende November, bei dem unter anderem staatliche Fördermittel zur Nachrüstung von Stadtbussen in Höhe von 150 Millionen Euro beschlossen worden seien.

Der Hersteller von Diesel-Abgassystemen hat die Hoffnung, von den Auswirkungen und neuen politischen Regulierungen als Folge des Dieselskandals zu profitieren. Vorstandschef Marcus Hausser sieht die Konzentration des Unternehmens auf Abgasnachbehandlung als richtige Entscheidung für weitere Aufträge: „Vor dem Hintergrund der nach dem Dieselskandal weiter anhaltenden Debatte um Fahrverbote und beschleunigt durch den Mobilitätsfonds bereiten zahlreiche Städte in Deutschland ähnliche Projekte vor, um drohenden Fahrverboten zu entgehen.“ Da Baumot frühzeitig die Entwicklung des BNOx-Systems bis zur Serienreife vorangetrieben habe, verfüge die Firma über ein einsatzbereites Produkt. Der große Vorteil sei die Erfahrung aus zahlreichen früheren Projekten zur Rußpartikelfilternachrüstung.

Seit 2010 entwickelt

Das seit 2010 entwickelte System wurde 2014 anfangs für den Einsatz in großen Motoren bei Bussen, Lkw sowie Land- und Baumaschinen auf den Markt gebracht. Inzwischen, so die Firma, sei in zahlreichen unabhängigen Tests bewiesen worden, dass es auch erfolgreich im Pkw eingesetzt werden kann. Baumot habe in Messungen, unter anderem durch den ADAC, die Deutsche Umwelthilfe und Experten von Fachzeitschriften, nachgewiesen, dass ein mit dem BNOx System nachgerüsteter VW Passat auch im Realbetrieb bessere Werte als Euro-6 erreicht habe. Somit wären mit dem BNOx ausgestattete Fahrzeuge nicht von den aktuell diskutierten Fahrverboten in mehreren deutschen Städten betroffen. Derzeit, so ein Baumot-Sprecher, seien nur sehr wenige private Pkw-Besitzer bereit, die Kosten von 1500 bis 2000 Euro für das System zu zahlen. Erst wenn es wirklich zu Fahrverboten in Innenstädte komme, werde die Zahl der Einbauten steigen.

Bis dahin sammele Baumot Erfahrungen bei Bussen. In London sollen 5800 Linien-Diesel-Busse auf die Abgasnorm Euro 6 umgerüstet werden. Baumot habe als eines von vier Unternehmen den Zuschlag bekommen.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, rechnete beim Diesel-Gipfel im September für Deutschland mit einer Umrüstung von 17.600 Bussen und Kosten von rund 16.000 Euro pro Stadtbus. Dies entspricht Gesamtkosten von gut 280 Millionen Euro.

Grundkapital herabgesetzt

Twintec, das seit Jahresbeginn Baumot heißt, durchlief in den vergangenen Jahren eine Krise. Als Grund wurden auslaufende Fördermittel der Bundesregierung für die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen angegeben. Zu Jahresbeginn wurde das Grundkapital des seit 2007 börsennotierten Unternehmens im Verhältnis 5:3 herabgesetzt. Für 2016 hatte das Unternehmen einen gegenüber dem Vorjahr deutlich um 42,6 Prozent auf 38,2 Millionen Euro gestiegenen Umsatz genannt. Das Betriebsergebnis EBITDA blieb aber mit 3,3 Millionen Euro im Minus.

2014 hatten die Königswinterer das Schweizer Familienunternehmen Baumot AG übernommen. Im September 2015 hatte Twintec zudem den Ingenieur-Dienstleister Kontec aus der Nähe von Stuttgart gekauft, für den es Anfang des Jahres einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt hat. Mittlerweile, so der Baumot-Sprecher, habe das Unternehmen beschlossen, sich auf Abgasnachbehandlung zu konzentrieren und die Geschäftsfelder der Kontec-Gruppe nicht weiter zu betreiben. Ein Teil der Insolvenzverfahren der Gruppe sei mittlerweile abgeschlossen.

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