Konflikt bei T-Systems eskaliert

Bonn · Die Gewerkschaft Verdi bricht die Verhandlungen ab und nennt das Arbeitgeber-Angebot von 0,5 Prozent ab 1. Juli 2017 „eine pure Provokation“.

 Proteste von T-Systems-Mitarbeitern in Darmstadt.

Proteste von T-Systems-Mitarbeitern in Darmstadt.

Foto: privat

Tarifverhandlungen abgebrochen

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat am späten Dienstagabend in Darmstadt die Tarifverhandlungen für die rund 19 000 Beschäftigten der Telekom-Tochter T-Systems (TSI) abgebrochen. Zuvor hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das eine Anhebung der Gehälter um 0,5 Prozent zum 1. Juli 2017 bei einer Gesamtlaufzeit von 24 Monaten vorsieht. „Dieses Minusangebot ist eine pure Provokation des Arbeitgebers und absolut inakzeptabel“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Michael Jäkel. Über das weitere Vorgehen müsse die Große Tarifkommission entscheiden, die am 9. Juni in Berlin tagt.

„Mir ist bewusst, dass die Entgeltkomponente deutlich niedriger ausfällt, als gewünscht wird“, erläuterte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Georg Pepping, in einem internen Blog der Telekom. Um Kündigungen zu vermeiden, müsse aber weiterhin erheblich in die sozialverträgliche Transformation von T-Systems investiert werden. Deshalb seien den Möglichkeiten der Gehaltsanhebung sehr enge Grenzen gesetzt. Der Personalabbau aus dem Transformationsprogramm T-Systems 2015+ solle sowohl in der Sparte Telekom-IT als auch in der Market Unit ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen umgesetzt werden, obwohl die vereinbarten Personalzielzahlen nicht erreicht wurden, so Pepping. Insgesamt sollen 4800 Stellen abgebaut werden. In der Market Unit ist das externe Geschäft von T-Systems zusammengefasst. Da dort die Ziele für den Stellenabbau erreicht wurden, gilt für das Segment bereits ein Kündigungsschutz.

Darüber hinaus bietet T-Systems in den Verhandlungen für das Segment Telekom-IT einen Kündigungsschutz bis zum 30. Juni 2017 an. Im Teilbereich Telekom IT, die vorwiegend für die Telekom selbst Dienste anbietet, sind noch nicht die vereinbarten Ziele für Stellenstreichungen erreicht. Jeweils 340 Mitarbeitern soll 2016 und 2017 Altersteilzeit angeboten werden. „Ich möchte hier auch noch mal betonen, dass unsere Wettbewerbssituation als T-Systems im harten internationalen und global Wettbewerb nicht mit einer Telekom Deutschland, die auf einem rein nationaler Markt agiert, verglichen werden kann, sagte Pepping. Verdi fordert eine Entgeltanhebung um fünf Prozent sowie eine soziale Komponente. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.

Der vierte Verhandlungsrunde in Darmstadt war von Protesten von gut 1 200 TSI-Beschäftigten begleitet worden. Auch aus Bonn waren Beschäftigte dorthin gefahren. Bereits von Montag an hatte es Warnstreiks am mehreren Standorten von T-Systems gegeben, an denen sich nach Gewerkschaftsangaben 2 500 Beschäftigte beteiligten.

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