Wirtschaft erwartet nur noch ein Prozent Wachstum Konjunktur in der Region ist flau

BONN · Die schwächere Wirtschaftsentwicklung macht sich in Bonn und der Region jetzt deutlich bemerkbar, die Stimmung bei den Unternehmen hat sich erheblich verschlechtert.

"Am Konjunkturhimmel ziehen dunkle Wolken auf", sagte gestern Wolfgang Grießl, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, zu den Ergebnissen der Herbstumfrage unter den Mitgliedsfirmen. Danach sackte der Konjunkturklima-Indikator um mehr als zehn Punkte auf 115,1 Punkte ab, hielt sich aber noch oberhalb der kritischen Schwelle von 100 Punkten, unterhalb derer der Pessimismus überwiegt.

"Der Höhenflug ist zu Ende. Die weltweiten Krisen strahlen bis in unsere Region aus", sagte Grießl. Vor allem die Exporte bei den befragten Unternehmen seien in den vergangenen Monaten eingebrochen. IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille erwartet in diesem und im nächsten Jahr nur noch ein Wachstum von einem bis 1,5 Prozent in der Region.

Zwar hätten sich die Geschäftserwartungen eingetrübt, die Geschäftslage sei bei vielen Firmen aktuell aber meist noch gut. Deshalb erwartet die IHK zunächst keine wesentliche Verschlechterung am Arbeitsmarkt, wohl aber einen kräftigen Rückgang bei den Investitionen. Der IHK Bonn/ Rhein-Sieg sind rund 56 000 Unternehmen angeschlossen.

Grießl und Hille lobten gestern ausdrücklich die Sparpläne der Bonner Verwaltung. "Das ist ein Konzept, das in die Breite geht und unserem früher gemachten Vorschlag, nach dem Rasenmäherprinzip zu kürzen, nahekommt", sagte Hille. "Wir hoffen, dass der neue Rat die Kraft hat, das auch so zu beschließen", ergänzte Grießl. Die in den Plänen enthaltenen Steuererhöhungen seien zwar für die Wirtschaftsentwicklung kontraproduktiv, "als letztes Mittel würden wir das aber zähneknirschend mittragen", sagte Grießl: "Bonn steht finanziell mit dem Rücken zur Wand."

Unzufrieden zeigten sich die IHK-Chefs mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Von der schwarz-roten Koalition in Berlin erwarten die Unternehmen in Bonn und der Region nach den Worten von Grießl und Hille ein Umsteuern der Ausgaben. Diese müssten weg von "Wahlgeschenken" wie dem Elterngeld hin zu mehr Infrastrukturinvestitionen vor allem in den Neubau und die Erhaltung von Straßen- und Brückenbau gelenkt werden.

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