Kapitalmarkttag der Deutschen Telekom Konzern will Mehrheit an US-Tochter

Bonn · Der Bonner Konzern prüft Verkauf des Funkturmgeschäftes und der niederländischen Tochter. Bei der US-Tochter sollen hingegen die Anteile aufgestockt werden.

 Auf Auftakt des Kapitalmarkttages: Unternehmenssprecher Philipp Schindera, Telekom-Chef Tim Höttges und Finanzvorstand Christian Illek.

Auf Auftakt des Kapitalmarkttages: Unternehmenssprecher Philipp Schindera, Telekom-Chef Tim Höttges und Finanzvorstand Christian Illek.

Foto: Deutsche Telekom AG / Norbert Ittermann/Norbert Ittermann

Telekom-Chef Timotheus Höttges kam im grauen Blouson mit magentafarbenem T auf der Brust zum Kapitalmarkttag. Denkbare Aussage: ein Mann bei der Arbeit. Überraschend der Hintergrund: ein Wohnzimmer, bei dem die verwuschelte Kuscheldecke leicht vom Sofa rutscht. Für die virtuelle Veranstaltung, die sich an Finanzmarktinvestoren richtet, eine eher ungewöhnliche Umgebung. Auch die Vorstandskollegen trugen einen grauen Blouson, der an die Kluft der Servicetechniker erinnert. Auf dem Kapitalmarkttag geht es um die mittelfristigen Ziele der Telekom. Eines davon betrifft die Tochter T-Mobile US.

Die Telekom will sich die Mehrheit an T-Mobile US „auf jeden Fall sichern“, sagte Höttges. Den genauen Zeitpunkt ließ er offen. Dafür verschiebt der Vorstand die Verringerung der Verschuldung um ein Jahr, sagte Finanzvorstand Christian Illek. Der Bonner Konzern hält derzeit 43 Prozent an T-Mobile US. Durch eine Stimmrechtsvereinbarung mit Softbank hat der Konzern bereits jetzt die Kontrolle und bezieht die US-Tochter in die Bilanz ein. Der Konzern will mit der Anteilsaufstockung weiter von der Wertsteigerung von T-Mobile US profitieren. Dadurch soll auch der deutsche Markt profitieren, weil die Investitionen in das Glasfasernetz dann üppiger ausfallen können.

Und noch mehr Pläne könnten die Verschuldung reduzieren: Das Unternehmen prüft einen Verkauf des europäischen Funkturmgeschäfts und von T-Mobile Niederlande. Für beide Geschäftsfelder seien die Überlegungen ergebnisoffen, meinte Höttges. Es gebe keinen Zeitdruck. Der Wert der niederländischen Tochter liegt bei rund vier Milliarden Euro. Die Ausgliederung des Funkturmgeschäftes ist auch bei anderen Telekommunikationskonzernen in Mode. Vodafone hat seine Vantage Towers bereits an die Börse gebracht.

Der Verkauf von Sendemasten hilft den Konzernen dabei, ihre Bilanzen zu entlasten und Geld für Investitionen frei zu bekommen. Funktürme und Mobilfunkstandorte gelten als attraktives Investment für professionelle Anleger wie Versicherer und Finanzinvestoren, die an einer stabilen Rendite aus den Standortmieten interessiert sind.

Höheres Wachstumstempo

Wie Höttges ankündigte, will die Telekom ihr Wachstumstempo in den kommenden Jahren deutlich steigern. Das durchschnittliche jährliche Wachstum des bereinigten Betriebsergebnisses soll drei bis fünf Prozent betragen. Der Umsatz soll durchschnittlich um ein bis zwei Prozent wachsen. Der freie Cashflow soll 2024 mehr als 18 Milliarden Euro erreichen, nachdem er 2020 6,3 Milliarden Euro erreicht hatte. „Wir wollen die starke Entwicklung der vergangenen Jahre noch übertreffen“, so der Vorstandschef. 

Um die Mehrheitsschwelle bei T-Mobile US zu erreichen, zieht die Telekom, wie Höttges sagte, einen „Instrumentenkasten“ heran, bei dem einerseits die mit Softbank vereinbarten Call-Optionen eine wichtige Rolle spielen. Unter anderem kann das Unternehmen bis Juni 2024 dabei 46 Millionen T-Mobile-US-Aktien zum Festpreis von 101 Dollar ausüben.

Die US-Tochter plant 2023 ein Aktienrückkaufprogramm über 60 Milliarden Dollar aufzulegen. „Darüber wird unser Anteil automatisch steigen“, erklärte Illek.

Höttges will erreichen, dass 30 Prozent der Kunden in Deutschland über elektronische Kanäle bei der Telekom einkaufen. Die Zahl der Telekom-Shops sollte nicht reduziert werden, so der Unternehmenschef. Sie seien als Showrooms wichtig, um das Angebot zu zeigen.

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