Mehr Risikovorsorge für Kreditausfälle Kunden der Kreissparkasse sparen mehr

Köln · Einen erhöhten Beratungsbedarf ihrer Kunden hat die Kreissparkasse Köln direkt zu Beginn der Corona-Krise im vergangenen Jahr festgestellt.

 Viele Mitarbeiter der Zentrale der Kreissparkasse Köln am Neumarkt arbeiten derzeit aus dem Homeoffice.

Viele Mitarbeiter der Zentrale der Kreissparkasse Köln am Neumarkt arbeiten derzeit aus dem Homeoffice.

Foto: Guenther Meisenberg

Die  drittgrößte Sparkasse Deutschlands, die auch im Rhein-Sieg-Kreis stark vertreten ist, hat 895 Förderkredite von KfW und NRW-Bank in Höhe von 245 Millionen Euro Euro zugesagt und bei über 3000 gewerblichen Krediten Zins- und Tilgungsleistungen in Höhe von 38 Millionen Euro ausgesetzt.

Auch bei 1600 Privatkunden seien  Zins- und Tilgungsleistungen gestundet worden, berichtete Wüerst. Zusätzlich gab es später zwei in der Sparkassen-Gruppe abgestimmte Vereinbarungen mit einer Laufzeit bis zu neun Monaten. Summierten sich die gestundeten Zins- und Tilgungszahlungen der Unternehmen und Privatkunden im Sommer 2020 auf rund 44 Millionen Euro, so habe sich sich der Betrag bereits bis zum Jahresende auf 14 Millionen Euro verringert.

Kaum Kreditausfälle

Noch verzeichnet sein Institut kaum corona-bedingte Kreditausfälle. „Ich gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres aber Kreditausfälle kommen werden“, so der Vorstandschef. Deshalb hat die Kreissparkasse eine Risikovorsorge über 26 Millionen Euro getroffen.

Als einen Beitrag zur Reduzierung von Kontakten hat das Institut in beiden Lockdowns 47 der 116 Filialen vorübergehend geschlossen. Jedoch seien überall die Selbstbedienungsautomaten geöffnet und die sechs mobilen Filialen im Einsatz. Pläne zur Verkleinerung des Filialnetzes grundsätzlich gebe es derzeit aber nicht, sagte Wüerst.

Mehr neue Kredite

Mit 4,3 Milliarden Euro an neuen Krediten hat die Kreissparkasse Köln im Jahr 2020 deutlich mehr ausgegeben als noch im Vorjahr. Abzüglich der Tilgungen wuchs der Kreditbestand um 4,3 Prozent auf 21,9 Milliarden Euro.  Bei Wohnungsbaukrediten wurde mit knapp 1,6 Milliarden Euro das höchste Zusagevolumen der vergangenen zehn Jahre erreicht. Im Jahr zuvor waren es 1,4 Milliarden Euro.

Die Kunden der Kreissparkasse Köln haben mit 2,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so viel neues Vermögen auf Konten und Depots der Sparkasse angesammelt. Trotz Schwankungen an den Börsen habe die Nachfrage der Kunden nach Wertpapieren im vergangenen Jahr stark angezogen. So hat sich der Nettoabsatz auf 679 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der gesamte Wertpapierumsatz verzeichnete eine Steigerung um 17 Prozent auf 6,29 Milliarden Euro.

„Wenn auch die Menschen spürbar offener gegenüber Wertpapieranlagen werden, bleibt immer noch ein Großteil der Vermögensvorsorge der Kunden zinslos auf den

Giro- und Tagesgeldkonten liegen,“, meinte Privatkundenvorstand Christian Bonnen. Dabei müsse gerade bei dem dauerhaft niedrigen Zinsniveau der Vermögensaufbau in Wertpapieren zur Selbstverständlichkeit werden.  

Herausforderung hohe Anlagesummen

Für die Kreissparkasse sind die hohen Anlagesummen der Kunden teuer. „Die Einlagen stellen uns vor betriebswirtschaftliche Herausforderungen“, sagte der Vorstandschef. Die Bank muss für die Summen selbst Negativzinsen zahlen, gibt diese aber erst ab einer Einlagehöhe von 100 000 Euro bei Neukunden und 250 000 Euro bei Bestandskunden an ihre Kunden weiter. Da die meisten Sparer weit weniger auf ihren Konten haben, zahlt das Institut drauf. „Es ist ein Graus, dass wir uns nicht mehr über Einlagen freuen“, meinte Wüerst. Der Zinsüberschuss des Instituts ist um 21 Millionen auf 365 Millionen Euro gesunken. Das Plus bei den Krediten, mit denen die Bank Geld verdient, glich die Verluste durch Negativzinsen nicht aus.

So bleibt der Ertrag unter Druck: Der Provisionsüberschuss und sonstige Erträge legten zwar um fünf Millionen Euro auf 183 Millionen Euro zu, konnten jedoch den Rückgang des Zinsüberschusses nur zum Teil kompensieren.

Der Gewinn vor Steuern sank bei der Kreissparkasse deshalb von 107 auf 99 Millionen Euro. Ob es Ausschüttungen an die Anteilseigner geben werde, stehe noch nicht fest und werde erst im Frühsommer diskutiert.  Die Bilanzsumme erhöhte sich um 6,6 Prozent auf 28,6 Milliarden Euro. Dass die Bilanzsumme damit näher an der Grenze von 30 Milliarden Euro liegt, ab der die Europäische Zentralbank Institute genauer unter der Lupe nimmt, sieht Wüerst gelassen. Um auf diese Situation vorbereitet zu sein, werde man sich rechtzeitig beraten lassen.

Durch die Pandemie habe die  Nachfrage der Kunden nach digitalen Dienstleistungen  zugenommen. So erhöhte sich die Zahl der für das Online-Banking frei geschalteten Konten bei der Kreissparkasse Köln um 3,7 Prozentpunkte auf 66,1 Prozent aller Privatgirokonten und um 2,2 Prozentpunkte auf 81,8 Prozent aller Geschäftsgirokonten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Wichtiger Schritt
Kommentar zu Shells Wasserstoff-Plänen Wichtiger Schritt