Kommentar zur Post Langfristig absehbar

Meinung | Bonn · Die Form, in der die Post mit ihren Ertragsproblemen in der Paket- und Briefsparte umgeht, überrascht. Statt auf langfristige Entwicklungen mit ruhiger Hand zu reagieren, verschrecken ein umfangreiches Sparprogramm und eine Gewinnwarnung die Investoren.

Dass das Volumen des Briefversands kontinuierlich abnimmt, ist seit Jahren genauso bekannt wie die Tatsache, dass durch den Onlinehandel immer mehr Pakete zu transportieren sind. Selbst wenn die Zahl der zu transportierende Briefe jetzt stärker sinkt als einkalkuliert, ist das kein Anlass zu einer derart großen Gewinnwarnung.

Die Erkenntnis, dass zu wenig in die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts investiert wurde, hat Vorstandschef Frank Appel erlangt, seitdem er die Sparte kommissarisch führt. Die angestrebte Automatisierung und Digitalisierung ist sicherlich sinnvoll, während eine verbesserte Routenplanung und eine verstärkte Verbundzustellung von Paketen und Briefen eigentlich zu den Selbstverständlichkeiten von Anpassungen in Arbeitsabläufen gehören.

Beim Vorruhestand für Beamte, einem der Kernelemente des Sparprogramms, stellt sich die Frage, wie stark das Programm in den nächsten Jahren zu Kosteneinsparungen beitragen kann. Denn die Post zahlt die Mehrkosten alleine. Geht ein 58-Jähriger, muss sie also etliche Jahre lang zusätzlich die Pension finanzieren.

Dass die Erträge der Sparte sinken, liegt auch an den höheren Personalkosten, die ein neuer Tarifvertrag für die Angestellten mit sich bringt. Die Post wird aber sicherlich ihr Porto erhöhen dürfen. Denn dazu berücksichtigt die Bundesnetzagentur auch die Personalkosten und die Inflation. Die Fragen nach dem tieferen Sinn des Programms bleiben. Die Post beantwortet sie derzeit nicht.

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