„Sportlich zuversichtlich“ Lanxess legt Bilanz für 2018 vor

Köln · Lanxess-Chef Matthias Zachert sieht sich in der Strategie bestätigt, den Chemiekonzern unabhängiger von der Autobranche zu machen. Und doch erkennt er dort andere große Chancen.

 Blick auf die Zentrale des Chemiekonzerns Lanxess in Köln-Deutz.

Blick auf die Zentrale des Chemiekonzerns Lanxess in Köln-Deutz.

Foto: dpa

Die Chemiebranche bewegt sich in einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld, trotzdem zeigte sich Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert am Donnerstag „sportlich zuversichtlich“, wenn es um den eigenen Konzern in den kommenden Jahren geht. Der Grund für seine Zuversicht liegt im bisher erfolgreichen Umbau des Unternehmens, das mit dem Verkauf der Kautschuksparte die Abhängigkeit von der Autoindustrie deutlich verringert hat. Seit Zacherts Antritt an der Konzernspitze 2014 sank der Umsatzanteil, den Lanxess mit Kunden aus der Autobranche erzielt, von 45 auf 20 Prozent. „Wir haben jetzt mehr Klasse statt Masse“, erklärte Zachert in Köln bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2018.

Rückenwind gibt ihm das Ergebnis jedenfalls: Lanxess steigerte den Umsatz gegenüber 2017 um gut zehn Prozent auf 7,19 Milliarden Euro. Zachert sprach von einem „Spitzenwert in unserer Geschichte“, und das, obwohl viele Kunden Schwäche zeigten und sich die Konjunktur in einigen Regionen verlangsamt habe. Gemeint ist unter anderem China, das unter dem Handelsstreit mit den USA leidet. Der Konzerngewinn stieg um ein Vielfaches: von 87 Millionen (2017) auf 431 Millionen Euro.

Als Kennziffer für die Aktionäre dient Zachert das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, das sogenannte EBITDA, ohne Sondereinflüsse, zu denen etwa der Verkauf der Arlanxeo-Beteiligung gehört, die 1,4 Milliarden Euro einspielte. In das Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo hatte Lanxess 2016 das Kautschukgeschäft eingebracht, jetzt hat man es komplett verkauft. Das EBITDA ohne Sondereinflüsse stieg demnach um zehn Prozent auf über eine Milliarde Euro. Pro Aktie soll es eine Dividende von 90 Cent geben, zehn Cent mehr als für 2017.

Keine Branche ohne Lanxess-Erzeugnisse

Lanxess ist ein Spezialchemiehersteller, dessen Produkte wie Farbpigmente, Gerbstoffe, Flammschutz- und Schmiermittelzusatzstoffe in fast allen Industriezweigen verwendet werden, ob im Bergbau, im Textilbereich, in der Wassertechnik, der Photovoltaik, der Lebensmittelbranche oder bei der Lederherstellung. Im Segment Kunststoffe, wo Leichtbaumaterialien produziert werden, sieht sich Lanxess gut aufgestellt, um von der Weiterentwicklung der Elektromobilität zu profitieren.

Zu diesem Zweck baut Lanxess auch in El Dorado in den USA eine Pilotanlage in Kooperation mit dem kanadischen Unternehmen Standard Lithium auf. Die Kölner haben im US-Bundesstaat Arkansas Förderlizenzen für eine Bromsole, aus der künftig auch Lithium gewonnen werden soll. „Sollte es möglich sein, batteriefähiges Lithium zu extrahieren, wäre das ein absoluter Glücksfall“, sagte Zachert, denn Lithium ist ein wesentlicher Rohstoff für Antriebsbatterien von E-Autos.

Neue Verkaufsplattform Chemondis

Unterdessen treibt Lanxess auch die Digitalisierung über die gesamte Wertschöpfungskette voran. Als Beispiel nannte Zachert die neue Vertriebsplattform Chemondis, die in einer unabhängigen Gesellschaft mit derzeit gut 20 Mitarbeitern betrieben wird. Sie ist seit vier Monaten am Markt. Auf der Plattform finden Verkäufer und Käufer von Chemieprodukten zusammen. Chancen sieht Lanxess auch beim Einsatz künstlicher Intelligenz: Sie könnte helfen, schneller neue Produkte zu entwickeln, hieß es. „Wir hoffen, dass die Digitalisierung zwei Probleme lösen hilft: den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel“, erklärte Zachert. Der Konzern hat diverse Programme laufen, um der Überalterung seiner Beschäftigten entgegenzuwirken. Vor allem Chemikanten und Chemielaboranten könnten bald fehlen, auch bei IT-Fachkräften und Ingenieuren befürchtet man Nachwuchsmangel.

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